Erweiterung der Ludwig-Hoffmann-Grundschule in Berlin
Wasserstrichklinker in Rot-Orange und ornamentierte Fertigteile
Anlässlich der Umnutzung für den Ganztagsbetrieb entwarfen AFF Architekten einen Erweiterungsbau für die Ludwig-Hoffmann-Grundschule in Berlin. Dieser bezieht sich mit seiner Klinkerfassade klar auf den Bestand, weist aber zugleich eine deutlich moderne Prägung auf. Die Grundschule mit Räumlichkeiten für die Klassenstufen eins bis sechs liegt im Stadtteil Friedrichshain unweit der Karl-Marx-Allee. Das Haupthaus wurde um den Beginn des 20. Jahrhunderts vom Berliner Architekten Ludwig Hoffmann geplant, nach dem die Grundschule benannt ist.
Gallerie
Der Neubau für die unteren drei Klassenstufen besetzt die nördliche Ecke des Grundstücks auf dessen Begrenzung. Der Baukörper legt sich U-förmig um den Pausenhof Richtung Süden und öffnet sich zum Schulgelände – der Hof soll als übergreifendes gemeinschaftliches Klassenzimmer im Außenraum fungieren. Der zweigeschossige Flachbau hat eine Bruttogeschossfläche von knapp 2.150 m² mit einer Nutzfläche von etwa 1.080 m². An der Ost- und Südseite kragen die Obergeschosse zum Hof über das Erdgeschoss hinaus und bilden ein schützendes Vordach. Im Erdgeschoss ist die Fassade samt der Eingangstüren als Pfosten-Riegel-Konstruktion in Holz-Aluminium-Bauweise ausgeführt.
Insgesamt beherbergt der Ergänzungsbau neun Klassenräume zwischen 60 und 65 m². Drei davon liegen im Erdgeschoss, die übrigen sechs im Obergeschoss. Mit einem über hundert Quadratmeter großen Gemeinschaftsraum und angrenzender Kinderküche gibt es zusätzlich einen vielseitig nutzbaren Veranstaltungsbereich im Erdgeschoss der Schule. Klassen- und Nebenräume sind entlang der Nord-, Ost- und Westfassade angeordnet und orientieren sich mit ihren Fenstern jeweils dorthin. Die sehr breiten Flure umfassen den Pausenhof und bieten hohe Aufenthaltsqualität. Ein kleines Atrium mit Treppenaufgang in Form eines Ypsilons verbindet die Etagen, ein Aufzug gewährleistet ihre barrierefreie Erschließung. Über Lichtkuppeln gelangt Tageslicht ins Atrium und die benachbarten Zonen.
Die Wärmeversorgung erfolgt über Fernwärme, eine Kühlung des Gebäudes ist nicht vorgesehen. Die Fenster in den Klassenräumen lassen sich über Öffnungsflügel manuell lüften.
Mauerwerk
Kennzeichnend für die Fassade des alten Haupthauses sind rotbunte
Klinker
und Sandsteinornamentik. Am Rand des Schulgeländes befindet sich
das ebenfalls historische und in gleicher Materialität erbaute
„Lehrerhaus". In diesem Kontext entschieden sich die Architekten
auch beim Neubau für Klinker als Fassadenmaterial, damit die
Grundschule innerhalb der heterogenen Nachbarbebauung als Ensemble
wirkt.
Die Außenwände des Neubaus sind als zweischalige, nicht hinterlüftete Konstruktion mit Wärmedämmung und Vormauerschale ausgeführt. Der Wandaufbau von innen nach außen ist wie folgt: Die lastabtragende, 22 cm dicke Stahlbetonwand ist mit einer 14 cm starken Wärmedämmschicht versehen; nur einen Fingerspalt davor (1 cm) bildet die Vormauerschale aus Klinkern den Witterungsschutz. Das nicht hinterlüftete Sichtmauerwerk erhält am Fußpunkt eine Kondensatabführung für die Baufeuchte. Der U-Wert der Außenwand beträgt 0,249 W/(m²K).
Für das Sichtmauerwerk wurden Wasserstrichklinker im Farbton Rot-Orange im Dünnformat (DF) mit den Abmessungen 24 x 11,5 x 5,2 cm verwendet und im wilden Läuferverband vermauert. Innerhalb des Mauerwerks zurückversetzte Klinker bilden eine moderne Fassaden-Ornamentik, die auf die historischen Sandsteinornamente des Hauptgebäudes verweist. Anstelle von Sandstein sind Fensterbänke und Fensterfaschen beim Erweiterungsbau aus Sichtbetonfertigteilen ausgeführt.
Vor allem in der Südfassade des Obergeschosses zum Pausenhof,
aber auch im Erdgeschoss der Westfassade des Mehrzwecksraums zur
Straße fehlen ganze Klinker innerhalb der Ornamente, so dass
Öffnungen als Durchblicke und zur Belichtung entstehen. Die so
perforierte Fassade ist in diesen Bereichen nicht als
Vormauerschale vor Ort gemauert, sondern als Fertigteil angeliefert
worden. Bei den Fertigteilelementen sind, entsprechend dem
verwendeten Klinker, drei Zentimeter starke Klinkerriemchen auf
Stahlbeton aufgebracht. Die Abmessungen dieser Elemente betrugen
maximal 1,90 x 3,00 m. Zur Kippsicherung sind sie im oberen
Fassadenanschluss über jeweils zwei Edelstahlwinkel mit
Langloch-Fassadendübeln befestigt.
Bautafel
Architekten: AFF Architekten, Berlin
Projektbeteiligte: Robert Zeimer, Berlin (Projektleitung); Ingenieurbüro Bauart, Berlin (Tragwerksplanung); Landschafts.Architektur Birgit Hammer, Berlin (Landschaftsplanung); PIN Planende Ingenieure, Berlin (TGA); Anesbau, Berlin (Rohbau); CRH, Aka Ziegelgruppe, Peine (Klinkerhersteller)
Bauherr: Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg
Fertigstellung: 2012
Standort: Lasdehner Str. 21, 10243 Berlin
Bildnachweis: Hans Christian Schink, Berlin; AFF Architekten/Sven Fröhlich, Berlin
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