Kita Sonnenschein II in Schönwalde-Glien
Alles unter einem langen Dach
Zwischen Flora und Fauna am westlichen Rand von Berlin liegt Schönwalde-Glien. Nördlich des Havelkanals schließt die brandenburgische Gemeinde an den Spandauer Forst an und führt diesem mit einer dicht bewachsenen dörflichen Struktur und reichlich Ackerfläche fort. Hier, in dem wohl bevölkerungsreichsten Teil der Ortschaft, realisierte das Architekturbüro Lankes Koengeter einen Erweiterungsbau für die Kindertagesstätte Sonnenschein.
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Zweigeteiltes Langhaus mit gläserner Fuge
Aus der Luft ist das Gebäude zwischen den dichten Baumkronen kaum auszumachen. Mit einer natürlichen Material- und Farbwahl und dem flach geneigtem Satteldach mit großen Überständen fügt sich der lange, eingeschossige Neubau behutsam in die dörfliche Idylle ein. Er fasst zugleich die östliche Grundstücksgrenze und den Garten mit seinen alten Eichenbäumen im Rücken des Bestandsbaus. Über eine eigene Zufahrt, die westlich am Bestand vorbeiführt, wird der Neubau erschlossen.
Fast achtzig Meter Länge misst das aus zwei Teilen bestehende Gebäude, das aufgrund des durchgehenden Satteldachs den Anschein eines zusammenhängenden Riegels erweckt. Die interne Erschließung erfolgt über einen Flur entlang der gesamten Westseite, der auch Garderoben für die Kinder beherbergt. Von hier aus gehen die Gruppenräume ab, über die wiederum kleinere Nebenräume und die Bäder erreicht werden.
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Zwischen den großzügigen Gruppenräumen und den Nebenräumen setzten die Architekturschaffenden gläserne, zweiflüglige Türen ein. Auf diese Weise entsteht eine Enfilade über die gesamte Gebäudelänge, die stets einen optischen und bei geöffneten Türen auch einen räumlichen Bezug herstellt.
Zwischen den beiden Gebäuderiegeln findet sich eine gläserne Fuge, die die Küche beherbergt. Als der Ort, an dem alle Gruppen zusammenkommen ist sie das Herz der Kindertagesstätte. Ein tiefer Einschnitt an der Ostseite lässt vor der Küche einen großzügigen überdachten Außenraum entstehen, der zum Spielen, Essen und Verweilen genutzt wird. Ein Materialwechsel im Bodenbelag markiert hier die schmale Grenze zwischen innen und außen, während die konsequente Öffnung der Räume eine selbstverständliche Zusammengehörigkeit der Bereiche spürbar macht. Insgesamt soll der Erweiterungsbau bis zu achtzig Betreuungsplätze für Kinder im Alter von null bis drei Jahren bieten.
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Ziegel als einfache Baulösung
Konstruktiv verfolgten die Planenden das Konzept des „einfachen Bauens“. Ein monolithisches Hochlochziegel-Mauerwerk gewährleistet statische und wärmeschutztechnische Anforderungen, sodass lediglich eine mineralische Putzschicht aufgetragen werden musste. Das weit auskragende Dach wurde als klassisches Sparrendach mit abschließender Massivholzplatte und einer Stehfalzblech-Bekleidung hergestellt. Um die großzügige Aussparung in der Gebäudemitte zu tragen, entschied man sich für eine einfache Einbindung eines Stahlträgers, während die regulären Fensterstürze mit einem Stahlbeton-Ringanker überbrückt wurden. Die nichttragenden Wände, Deckenbekleidungen und das fest eingebaute Mobiliar sind aus Holz gefertigt und schaffen eine warme, kindgerechte und baubiologisch einwandfreie Umgebung für alle Nutzer*innen.
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Einfach und nachhaltig
Die kompakte Bauweise und ein niedriges A/V Verhältnis reduzieren den Energiebedarf des Gebäudes. Die Energieversorgung erfolgt durch regenerative Energieträger. So werden bis zu fünfzig Prozent des Heizbedarfs über eine Erdwärmepumpe bezogen, die im Sommer zur passiven Kühlung genutzt wird. Eine Fußbodenheizung sorgt für eine gleichmäßige Wärme- bzw. Kälteverteilung. Die massive Bauweise dient zugleich als Speichermasse und wirkt damit als Wärme- bzw. Kältepuffer.
Die Nutzung nachhaltiger, zum Teil heimischer Materialien sowie die Betrachtung ökologischer, ökonomischer und sozialer Aspekte machen die Kita-Erweiterung zu einem ebenso simplen wie überzeugenden Bauwerk. -sm
Bautafel
Architektur: Lankes Koengeter Architekten, Berlin
Projektbeteiligte: Ingenieurbüro Rüdiger Jockwer, Berlin (Tragwerksplanung); Marko Augustat & Partner, Berlin (Haustechnik HLSE); Steffi-Regina Betz Landschaftsarchitektur, Zühlsdorf (Freianlagenplanung)
Bauherr*in: Gemeinde Schönwalde-Glien
Fertigstellung: 2022
Standort: Straße derJugend 1A, 14621 Schönwalde-Glien
Bildnachweis: Ruben Beilby; Lankes Koengeter Architekten, Berlin
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