Dunkle Fassade und verspielte Details vor Kalksandsteinmauerwerk
Zwischen Stadt und Peripherie findet sich in der kleinen
Marktgemeinde Hirschaid bei Bamberg die Inklusive
Kindertagesstätte Mikado. Der 2022 fertiggestellte Neubau nach
Plänen des Architekturbüros Paptistella sticht bereits bei der
Anfahrt über die nördlich vorbeiführende
Ivancna-Gorica-Allee durch seine markante, dunkle Farbe,
überdimensionierte „Mikado-Stäbe“ an der Fassade und seinen bunten
Schriftzug heraus.
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Eine Stadt für Kinder
Nähert man sich dem zweigeschossigen Riegel, so stellt man
schnell fest, dass sich dahinter ein lebhaftes Gebäudeensemble aus
vier asymmetrischen Giebelhäusern mit gestaltetem Außenraum
verbirgt. Die Teilung in einzelne Volumina und deren Typologie
sollen sich in die vertraute kleinteilige Stadtstruktur einfügen
und als moderne Interpretation traditioneller Wohnhäuser
wahrgenommen werden. Damit wird die Maßstabsempfindung der Kinder
berücksichtigt. Ebenso passen sich die niedrigen Fensterbrüstungen
an die kleinen Nutzer*innen an und auch die Oberflächenwahl soll
einen interaktiven Umgang mit dem Gebäude fördern.
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Gestaltbare Fassade
Während die Fassade der Giebelhäuser aus silbergrau lasierten,
vertikal montierten Holzlatten einen rhythmischen Strukturwechsel
aufweist, ermöglicht die nordöstliche Fassade des Riegels eine
sichtbare Mitnutzung- und Gestaltung. Der lange Trakt ist
vollständig mit dunklen Faserzementplatten bekleidet und soll nicht
nur an eine Schultafel erinnern, sondern auch wie eine genutzt
werden können. Durch eine beschreibbare Beschichtung der
vorgehängten Fassadenplatten können diese von den Kindern
mitgestaltet werden und bieten ihnen auch im Außenraum eine
Möglichkeit, kreativ zu sein. Bunte, gebäudehohe Mikado-Stäbe und
ein prägnanter Schriftzug mit dem Namen der Kindertagesstätte
bilden einen Kontrast zu den dunklen Fassaden und rücken somit in
den Vordergrund. Ein großzügiger Einschnitt in die Gebäudekubatur
kennzeichnet den Haupteingang. Die überdachte Eingangsnische wird
zudem durch einen Materialwechsel – im Stil der Giebelhausfassaden
– akzentuiert.
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Raum für Vielfalt
Tritt man in das Gebäude ein, so stellt man fest, dass sich das
außen sichtbare Gliederungskonzept auch im Innenraum ablesen lässt.
Die vor-und rückspringenden Häuschen schneiden in einen weiten,
zentralen Flur hinein, der über die gesamte Gebäudelänge verläuft,
und bilden Nischen zum Verweilen, Spielen oder für Garderoben aus.
Als Gemeinschafts- und Spielort soll der Flur besonders bei
schlechtem Wetter Möglichkeit für verschiedenste Aktivitäten
bieten.
Mit einer Grundfläche von ca. 1.100 m² bietet die Tagesstätte
Platz für über 130 Kinder – darunter auch mit physischen oder
psychischen Beeinträchtigungen – in drei Krippen-, vier
Kindergartengruppen und Ausweichräumen für eine Wald-Kitagruppe.
Jedes Häuschen beherbergt einen Gruppenbereich, der mit einer
eigenen Garderobe, barrierefreien Haupt- und Nebenräumen, sowie
einem Sanitärbereich ausgestattet ist. Die Gruppenräume sind zum
Außenbereich orientiert, während der straßenseitige Riegel
Multifunktions- und Therapieräume, Gemeinschaftsbereiche und die
Verwaltung beherbergt.
Anders als das Gebäude von außen vermuten lässt, ist die
Innenraumgestaltung farblich dezent; eine reduzierte Farb-und
Materialwahl soll Raum für Individualität und kreative Entfaltung
bieten und zugleich eine ruhige, geborgene Atmosphäre schaffen.
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Erschließungen und Wegführung
Mit einem knalligen Gelbton setzen die Architekt*innen einen
kindgerechten, warmen Akzent im Treppenhaus, während raue
Sichtbetonwände, Terrazzoplatten und metallische Rundrohrhandläufe
sowie ein Drahtnetz zur Absturzsicherung Kontraste erzeugen. Auch
die zunächst lediglich als spielerisches Element wahrgenommenen
Rutschen dienen zugleich als schneller Fluchtweg nach draußen. Der
innenliegende Flur wurde in zwei Brandabschnitte geteilt und mündet
jeweils an den stirnseitig einschneidenden Außentreppen.
Errichtet wurde das Gebäude als klassischer Mauerwerksbau.
Sowohl die Außen- als auch ein Großteil der Innenwände bestehen aus
großformatigen Kalksandsteinen. Durch die Größe und die effiziente
Verarbeitung der weißen Steine konnte die Bauzeit reduziert und die
Einrichtung frühzeitig fertiggestellt werden. Die in einer Höhe von
bis zu 49,8 cm erhältlichen Mauersteine wurden bei der Herstellung
der Außenwand mit einer Stärke von 24 cm verbaut und anschließend
innenseitig verputzt. Außenseitig erhält das Mauerwerk eine 20 cm
dicke mineralische Dämmung (WLG 040). Den Abschluss bildet die
vorgehängte, hinterlüftete Profilholzfassade.
Neben den statischen Eigenschaften ist auch die Beschaffenheit
der aus natürlichen Rohstoffen gefertigten Kalksandsteine
ausschlaggebend für den Einsatz in diesem Projekt. Die hohe
Wärmespeicherfähigkeit, sowie die Schallschutz- und
Raumakustikeigenschaften des Baustoffes sollen für die
Behaglichkeit der Nutzer*innen sorgen. Während in den meisten
Bereichen des Gebäudes der Standardschallschutz mit einer
Rohdichteklasse (RDK) von 1,8 erforderlich ist, müssen Teilbereiche
höhere Anforderungen erfüllen; dabei konnte das
Kalksandsteinbausystem die RDK 2,2 erfüllen und zusätzliche
Maßnahmen vermeiden.
Mit dem Einsatz einer Luftwärmepumpe, Photovoltaikmodulen und
einer Begrünung des Flachdaches wird das Gebäudekonzept abgerundet
und ein Zeichen für Nachhaltigkeit gesetzt. -sm
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