Nachhaltige Stadtplanung
Lebendige Quartiere – Smart Cities – Resilienz
Detail, München 2018
2. Auflage, 304 Seiten, 270 Abbildungen, Format 23 x 29,7 cm
Hardcover / E-Book
Preis: 79,90 EUR
ISBN 978-3-95553-430-1, ISBN E-Book: 978-3-95553-431-8
Die Mehrzahl der Menschen lebt bereits heute in Städten, Tendenz steigend: Laut Prognosen der UN werden 2030 mehr als 60 Prozent der Weltbevölkerung Städter*innen sein. Wer nachhaltig für die Zukunft planen will, der muss sich mit der Stadt auseinandersetzen. Dabei ist das Phänomen mindestens ebenso vielschichtig und mehrdeutig wie der Begriff der Nachhaltigkeit, der als altes Stichwort für immer neue Herausforderungen steht.
Helmut Bott, Gregor C. Grassl und Stephan Anders haben ein Buch herausgegeben, mit dem sie versuchen, den mehrdimensionalen Begriff der Nachhaltigkeit in Bezug auf die Stadtplanung in Konkretes zu überführen und dabei eine ganzheitliche Betrachtungsweise beizubehalten. Auf rund 300 Seiten finden Leser*innen in Nachhaltige Stadtplanung. Lebendige Quartiere – Smart Cities – Resilienz ein kompaktes Überblickwissen, das mithilfe einer Vielzahl von Co-Autor*innen erarbeitet wurde.
In ihrer Einführung verweisen die drei Herausgeber überzeugend auf die Stärken des Begriffes Nachhaltigkeit gegenüber dem der Resilienz: Eine zukunftsorientierte Stadtplanung sollte nicht nur Strategien zur Anpassungsfähigkeit von Städten an den Klimawandel berücksichtigen, sondern den Stadtumbau proaktiv gestalten. Es gelte, ganzheitliche Lösungsansätze zu entwickeln und systemische Zusammenhänge auch in die dezentrale Planung einzubeziehen. Nach einer historischen Einordnung des Nachhaltigkeitsbegriffs folgt die Thematisierung des Quartiers als stadträumliche Einheit und Handlungsebene nachhaltiger Stadtplanung. Dabei wird auch das Konzept der Smart City vorgestellt.
Den Hauptteil des Buches bildet das zweite Kapitel „Herausforderungen und Handlungsfelder“, das in seinem Aufbau an das Drei-Säulen-Modell der Nachhaltigkeit angelehnt ist. Nach einer Einführung in planerische Grundlagen folgen die Unterkapitel „Mensch und Soziokultur“, „Ökologie“ und „Ökonomie“, in denen die jeweiligen Herausforderungen und Handlungsfelder dargestellt sind. Ganz im Sinne eines konventionellen Nachhaltigkeitsverständnisses liegt der Fokus vor allem auf der Ökologie.
Beim Thema „Herausforderung Emissionen“ zeigt sich die Stärke und gleichzeitige Schwäche des Buches. Auf kompakten vier Seiten ist alles Wissenswerte zu den verschiedenen Emissionen wie Lärm, Luftschadstoffe, Wärme und Lichtverschmutzung zusammengefasst. Das vermittelt zwar einen Überblick der Emissionen, die es als Herausforderung der Stadtplanung zu berücksichtigen gilt, erlaubt jedoch nur eine oberflächliche Einführung. So ist dem für die Stadtplanung wichtigen Thema des Urban Heat Island Effekts nur eine etwas mehr als daumengroße Abbildung gewidmet.
Die beiden folgenden Kapitel vermitteln Umsetzungsstrategien und Werkzeuge der nachhaltigen Stadtplanung. Konkret wird es erst zum Schluss, wenn 14 stadtplanerische Projekte vorgestellt werden: vom bereits 1998 fertiggestellten Potsdamer Platz bis hin zum Masterplan für die Umgestaltung des ehemaligen Flughafens Berlin-Tegel, der bis 2042 umgesetzt sein soll. Die Zeitspanne reflektiert die langwierigen Prozesse der Stadtplanung.
Leider fehlt ein Schlagwortverzeichnis, was dem Buch zuträglich gewesen wäre. Dafür finden sich im umfangreichen Literaturverzeichnis vielfältige Anregungen zum Weiterlesen. Die Perspektive auf die Stadtplanung bleibt in diesem Fall eine europäische. Wer nach der globalen Zukunft von Städten fragt, müsste angesichts der Bevölkerungsverteilung vor allem in den globalen Süden schauen. Das würde mehr als nur eine Diskursverschiebung bedeuten, denn hier stellen sich andere Herausforderungen, für die bereits jetzt andere Lösungswege gesucht und gefunden werden. -hs
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