Zweifamilienhaus in Ennetbaden

Dachterrassen als Einschnitte eines Betonquaders

In einem heterogenen Umfeld, geprägt durch Einfamilienhäuser unterschiedlicher Größe, Stile und Epochen, planten die Schweizer L3P Architekten ein Doppelhaus für zwei befreundete Familien. In Form eines verzerrten Betonquaders behauptet sich das Gebäude selbstbewusst an einem Südhang in Ennetbaden, rund 25 km nordwestlich von Zürich.

Westseite mit Zugang zu einem tunnelartigen Gang durch das Gebäude
Unterschiedliche Fensterformate strukturieren die schlichte Fassade
Straßenansicht von Westen

Auf dem relativ überschaubaren Grundstück mit einer Fläche von knapp 640 m² erscheint es als großzügiges Einfamilienhaus – die innere Organisation als Doppelhaus bleibt verborgen. Aus einem Quader als Basisvolumen „schneiderten“ die Architekten in einem komplexen Entwurfsprozess mit einer Vielzahl von Grundriss- und Modellstudien einen „Maßanzug“ für die Bauherren. An vier Kanten wurden Teilvolumen herausgeschnitten, um Zufahrten und Eingangsbereiche, Gartenzugänge, eine talseitige Loggia und Dachterrassen für beide Hausparteien herauszuarbeiten.

Ablesbar ist die Herangehensweise der Architekten an den zwei verschiedenen Farbgebungen der Fassade: So sind die Oberflächen, die durch das Herausschneiden entstanden sind, mit braunem Feinputz versehen, die Hülle des ursprünglichen Quaders hingegen mit grünem, horizontal abgezogenem Putz. Hervorstehende, kastenförmige Fenster strukturieren zusammen mit kleinformatigen, flächenbündigen Öffnungen die zurückhaltende Fassade. Im Zusammenspiel mit den entnommenen Volumen entsteht eine spannende und überraschende Lichtführung mit vielfältigen Ausblicken als zentrales Element des Gebäudeentwurfs.

Nach außen vereint, sind die Haushälften jedoch ganz unterschiedlich organisiert: Die talseitige Wohneinheit mit Schlafzimmer im Untergeschoss, Wohnen, Essen und Kochen im Erdgeschoss und einem weiteren Schlafzimmer im Obergeschoss wird über eine fortlaufende Treppe an der Trennwand erschlossen. Sichtbeton prägt die zurückhaltende und hochwertige Innenraumgestaltung.

Die hangseitige Wohneinheit ist um einen zentralen Erschließungskern als raumbildendes Element organisiert. Im Untergeschoss befindet sich die Haustechnik, das Erdgeschoss dient lediglich als Eingang, Garderobe und Aufgang zu den Wohnräumen in den Obergeschossen. Auch hier bestimmen klare Sichtbeton-Oberflächen in Kombination mit Eichenparkett die Innenräume.

Flachdach
Das zur Entwässerung der Dachterrassen notwendige Gefälle wurde innerhalb der Stahlbetondecken hergestellt. Dampfsperre und vlieskaschierte PU-Wärmedämmung bilden den Unterbau für eine zweilagige bituminöse Abdichtung.

Das verkürzte Dachgeschoss (gilt in der Schweiz als Attikageschoss, siehe Bild 21 und 22) erhielt ein leicht geneigtes Flachdach aus Stahlbeton mit analogem Aufbau, über der Abdichtung mit Schutzschicht wurde jedoch eine extensive Dachbegrünung aufgebracht.

Der Treppenkern als zentrales Element der hangseitigen Wohneinheit erhält trotz einer asymmetrisch geformten Deckenöffnung viel Tageslicht über ein Standard-Oberlicht für Flachdächer.

Bautafel

Architekt: L3P Architekten, Regensberg
Projektbeteiligte:
Tantanini + Partner, Bülach (Bauingenieur); Wichser Akustik & Bauphysik, Zürich (Bauphysik); Reflexion, Zürich (Lichtplanung); Haustechnik, Dielsdorf (HLS); Burkhalter Technics, Wettingen (Elektroplanung)
Bauherr:
privat
Fertigstellung:
2012
Standort:
Ennetbaden
Bildnachweis:
Sabrina Scheja, Heerbrugg

Baunetz Architekt*innen

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