Zentrum Reininghaus Süd in Graz

Quartier mit Plusenergiekonzept, Holzbauten mit Lehmputz

Eine durchgrünte und verkehrsfreie Wohnanlage aus zwölf mehrgeschossigen Solitären mit abwechslungsreichen Außenräumen schufen Nussmüller Architekten mit ihrem Entwurf für das Zentrum Reininghaus Süd in Graz. Die drei- bis fünfgeschossigen, teils würfelförmigen Quader sind von der nördlichen Peter-Rosegger-Straße abgeschirmt durch einen Gebäuderiegel, dessen untere Etagen gewerblich genutzt werden. Das im Südwesten der österreichischen Stadt gelegene Quartier umfasst insgesamt 162 Wohneinheiten mit Größen zwischen 57 und 141 Quadratmetern. Die als Passivhäuser konzipierten Holz-Lehm-Bauten sind Teil eines sogenannten Plusenergieverbundes – dabei soll durch Synergien des multifunktionalen Gebäudeverbandes insgesamt ein Überschuss an Energie geschaffen werden. Wissenschaftlich begleitet wurde das städtebauliche Leitprojekt Energie City Graz-Reininghaus durch das Institut für Nachhaltige Technologien und die TU Graz.

Zwischen den vom Straßenlärm abgeschirmten Solitären befinden sich Grünflächen, Plätze und Wege
Um räumliche Spannung zu erzeugen, spielten die Planer mit Höhen, Abständen und Zuordnungen
Jeweils drei bis vier Häuser sind zu einer Einheit zusammengefasst, mit einer gemeinsam nutzbaren Spiel- und Kommunikationsfläche, Obstgärten, Blumen- und Gemüsebeeten

Alle Wohneinheiten verfügen über eine private Freifläche wie Garten,  Terrasse oder Balkon. Der parallel zur Straße, von Westen nach Nordosten verlaufende Gebäudekomplex besteht aus einem langen schlanken Riegel, der von drei vorgeschobenen Baukörpern getragen wird. Diese bilden eine torartige Zugangssituation für die südliche Wohnanlage. In den Sockelbauten sind ein Café, ein Supermarkt, Büros und eine Bank untergebracht. Der aufgesetzte zweigeschossige Riegel beherbergt 34 Wohnungen für Betreutes Wohnen. Ihn kennzeichnet eine hell verputzte Fassade mit Fensterbändern, während die gewerblich genutzten Gebäudeteile mit einer dunklen Pfosten-Riegel-Fassade großflächig verglast sind.

Zwischen den vom Straßenlärm abgeschirmten Solitären befinden sich Grünflächen, Plätze und Wege. Um räumliche Spannung zu erzeugen, spielten die Planer mit Höhen, Abständen und Zuordnungen. Jeweils drei bis vier Häuser sind zu einer Einheit zusammengefasst, mit einer gemeinsam nutzbaren Spiel- und Kommunikationsfläche, Obstgärten, Blumen- und Gemüsebeeten. Diese halböffentlichen Außenräume sind zu einem gemeinschaftlichen Grünraumkonzept verbunden. Sämtliche Wohnungen erhalten viel Tageslicht aus zwei Richtungen; mit drei bis vier Wohnungen pro Ebene erhält jede Einheit Tageslicht von Süden. Die Balkone sind über Eck geführt. Die Erdgeschosswohnungen liegen gegenüber dem Gelände um ein halbes Geschoss erhöht. Eine zentrale Aufzugsanlage ermöglicht die barrierefreie Erschließung sämtlicher Etagen. Den Mietern stehen zusätzlich Kellerräume und Tiefgaragenstellplätze zur Verfügung.

Nachhaltig Bauen

Als Fundamente dienen Stahlbetonplatten mit Tiefgründungselementen, die Wände des Untergeschosses bestehen ebenfalls aus Stahlbeton. Für die Außenwände, tragende Wände und Geschossdecken kamen vorgefertigte Brettschichtholzplatten zum Einsatz. Deren industrielle Vorfertigung ermöglichte eine kurze Bauzeit bei hoher Material- und Oberflächenqualität; weil auch die Transportwege kurz waren, blieb der Energieaufwand und der damit verbundenen CO2-Ausstoß gering. Das Holz entstammt einer nachhaltigen, heimischen Forstwirtschaft. Die Wohnungstrennwände aus Massivholz sind beidseitig mit einer Vorsatzschale aus Gipskarton und Mineralwolledämmung versehen. Nichttragende Innenwände sind als Gipskartonständerwände errichtet. Die Innenwände sind mit Lehm verputzt. Der natürliche Baustoff Lehm filtert Schadstoffe aus der Raumluft, kann Wärme speichern und die Luftfeuchtigkeit regulieren, was zu einem angenehmen Innenraumklima beiträgt.

Sämtliche Wohneinheiten verfügen über Fußbodenheizung. Die Energieversorgung für Heizung und Warmwasser erfolgt durch Erdwärme (Tiefengründungen). Eine ans öffentliche Stromnetz angebundene Photovoltaikanlage erzeugt zusätzlich Strom. Wird mehr Strom erzeugt als nötig, wird überschüssige Energie ins Netz eingespeist. Den Bewohnern stehen Elektroautos zu einem moderaten Preis zur Verfügung. Die kompakte Bauweise der Häuser und die Aufteilung der Räume stellen eine effiziente Flächennutzung dar. Hüllfläche und Volumen stehen in einem ausgewogenen, energetisch wirkungsvollen Verhältnis.

Bautafel

Architekten: Nussmüller Architekten, Graz
Projektbeteiligte: Martin Bachmaier (Projektleiter); Peter Lechner, Graz (Statik); AEE – Institut für Nachhaltige Technologien, Gleisdorf (Energiekonzept); Haus der Zukunft, Technische Universität Graz (wissenschaftliche Projektbegleitung); Kulmer Bau, Pischelsdorf (Holzbau)
Bauherr: WEGRAZ, Aktiv Klimahaus Süd, Kramsach
Fertigstellung: 2015
Standort: Peter-Rosegger-Straße 25-39a, 8052 Graz
Bildnachweis: Paul Ott, Simon Oberhofer, Nussmüller Architekten, Graz

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