Zentrum für leichte und umweltgerechte Bauten in Braunschweig

Zwei Holzbauten mit verbindendem Foyer

Dieses Gebäudeensemble verkörpert seine Funktion: Mit dem Zentrum für leichte und umweltgerechte Bauten (ZELUBA) erweitert das Fraunhofer Institut seine Forschungskapazitäten auf dem Campus der Technischen Universität (TU) Braunschweig. Der dreiteilige Neubau befindet sich in unmittelbarer Nähe zu weiteren Bauinstituten der Universität. Schwerpunkt des Forschungsinstitutes ist es, nachhaltige Leichtbaulösungen für die Bauindustrie zu erforschen und zu entwickeln. Die Arbeitsgemeinschaft von DGI Bauwerk und Schneider+Schumacher plante vorrangig in Holz – als Ausgangsmaterial für eine leichte und umweltgerechte Bauweise mit nachwachsenden Rohstoffen.

Rückwärtige Ansicht des Bürogebäudes mit Foyer
Bürogebäude, Foyer und Laborhalle mit zentralem Vorplatz
Die Glasfassade ermöglicht Einblick in die Forschungsarbeit des Instituts.

Das ZELUBA umfasst eine Prüfhalle, ein dreigeschossiges Bürogebäude und einen verbindenden Eingangsbau dazwischen. Das eingeschossige Foyer öffnet sich zu einem Platz, die flankierenden, quaderförmigen Hauptgebäude stehen etwas abgewinkelt zueinander. Auf insgesamt knapp 1.700 Quadratmeter verteilen sich 39 Arbeitsplätze, Labore mit einer hohen Schwingungsempfindlichkeit, ein Seminarraum sowie die Prüfhalle mit einem europaweit einzigartigen Erdbebenprüfstand.

Hell umrahmte Eingangszone

Der Eingangsbau ist einladend konzipiert, mit einem vorgesetzten, hellen Betonrahmen, der sich trichterförmig aufweitet. Das Foyer ist eine Stahlbetonkonstruktion. Es dient als Kommunikationszentrum und Seminarraum. Zudem trennt es als „begehbare Brandwand” Büro- und Laborgebäude.

Die Laborhalle ist konstruktiv und gestalterisch ein Holzbau. Sie ist mit Holz bekleidet und öffnet sich zum Vorplatz mit einer Glasfläche, deren oberer Bereich durch Holzlamellen vor zuviel Sonne geschützt ist. Die Verglasung lässt Einblicke in die Forschungsarbeit zu. Transparent soll auch das Foyer wirken, und das Leben innerhalb der Verbindungs- und Kommunikationszone vom öffentlichen Vorplatz aus wahrnehmbar machen. Forschung soll hier sichtbar sein und nicht ausschließlich im „stillen Kämmerlein” stattfinden.

Das dreigeschossige Bürohaus ist ein Holz-Hybridbau; auch dessen Fassade ist mit Holz bekleidet. Lange Fensterbänder sorgen hier für die notwendige Ruhe und Zurückgezogenheit der Beschäftigten.


Brandschutz: Gebäudeklasse und Abweichung

Das ZELUBA ist als erdgeschossige Versuchshalle und dreigeschossiges, gemischtes Labor- und Bürogebäude geplant. Beide Bereiche sind durch ein Eingangsgebäude mit gemischter Foyer- und Seminarraumnutzung verbunden. Die Dreiteilung des Ensembles spiegelt sich im Bereich des Brandschutzes mit einer Besonderheit wider: dem Wechsel der Gebäudeklasse (GK) innerhalb eines Baus. Die eingeschossige Laborhalle entspricht GK 3, der Bürobau ist aufgrund seiner Höhe in GK 5 eingestuft. Für letztere ist vorgegeben, dass tragende und aussteifende Bauteile eine Feuerwiderstandsdauer von mindestens 90 Minuten aufweisen und aus nichtbrennbaren Baustoffen bestehen müssen. Raumabschließende Bauteile müssen zudem eine in Bauteilebene durchgehende Schicht aus nichtbrennbaren Baustoffen haben.

Da das Bürogebäude ein Holz-Hybridbau ist (tragende Konstruktionen und Fassaden bestehen aus Holz, Decken aus Stahlbeton auf Holzbindern), ließen sich diese Anforderungen nicht erfüllen. Da es lediglich drei Geschosse hat, konnte in Abstimmung mit der Feuerwehr und der Bauaufsichtsbehörde eine Abweichung vereinbart werden. Für das Gebäude selbst ist die Einstufung „hochfeuerhemmend” als ausreichend erachtet worden, für die Fassade als hinterlüftete Holzkonstruktion die Anforderung „schwer entflammbar”.

Bei der Laborhalle bestehen Außenwände, tragende und aussteifende Bauteile ausschließlich aus Holz und erfüllen die Anforderungen an den Brandschutz der Gebäudeklasse 3.

Bautafel

Architekten: Arge ZELUBA: DGI Bauwerk und schneider+schumacher, Berlin
Beteiligte: Osd, Frankfurt (Tragwerksplanung); hhp, Berlin (Brandschutz); Kofler Energies Ingenieurgesellschaft, Braunschweig (HKLS-Planung); Ingenieurgesellschaft Meinhardt Fulst, Goslar (Elektroplanung); Planungsbüro Hoffmann Landschaftsarchitektur, Braunschweig (Landschaftsplanung); BBS Ingenieurgesellschaft, Wolfenbüttel (Bauphysik); Heiland & Mistler, Bochum (Baudynamik); GGU Gesellschaft für Grundbau und Umwelttechnik, Braunschweig (Geotechnik)
Bauherr: Fraunhofer-Gesellschaft zur Förderung der angewandten Forschung, München
Fertigstellung: 2021
Standort: Beethovenstraße 51, 38106 Braunschweig
Bildnachweis: Jörg Hempel, Aachen

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