Wohnüberbauung in Zürich/CH

Raumschichten aus weiß lasiertem Sichtbeton

Im Rahmen des Züricher Programms "10.000 Wohnungen" entstand dieses Wohnbauprojekt für eine Baugenossenschaft aus dem Anliegen heraus, hohe Wohnqualität zu schaffen und den modernen Bedürfnissen der Bewohner gerecht zu werden. Neben der stadtnahen Lage am Wald und der guten Infrastruktur, gehören die hohe räumliche Qualität der Wohnungen und die architektonische Besonderheit des Gebäudes zu den Merkmalen dieses Wohnbauprojektes. Die Züricher Architekten Steib & Gmür verfolgten das Ziel, großzügige 4 1/2 bis 6 1/2-Zimmer-Wohnungen zu schaffen, die zusätzlich einen nutzbaren Außenraum haben sollten, der das knappe Raumangebot eines Balkons eindeutig übertrifft. Im Mittelpunkt des Entwurfs standen aus diesem Grund die teilweise zweigeschossigen, zimmergroßen Außenräume mit einer Tiefe von 3,80 m und einer Fläche von 24 m². Da weit auskragende Bauteile den Wohnräumen Licht entziehen, sind die Loggien paarweise zusammengefasst und geschossweise gegeneinander versetzt. Die Loggia wird in zwei Zonen geteilt, in eine geschützte Nische mit umgebenden Wandflächen und eine zweigeschossige Halle mit Aussichtsrahmen.

Ansicht der Balkone
Verknüpfung des Innenraums mit dem Balkon

Auch die Aufteilung der Wohnungsgrundrisse wird vom Außenraum bestimmt. Die konsequente und damit wirtschaftliche Schottenbauweise zoniert den Wohnraum längs an die Fassade nach Südwesten, anschließend folgt eine offene Küche. Treppenanlagen und Funktionsräume sind innen liegend angeordnet, Schlafräume und anders genutzte Räume orientieren sich nach Nordosten und sind mit Bandfenstern versehen.

Beton
Schon in den Fünfziger- und Sechziger Jahren beschäftigten sich die Architekten mit Wohnungsbauten aus Sichtbeton, wie Le Corbusier´s Unité D´Habitation oder nordafrikanische Bauten für ATBAT-Afrique von Georges Candilis und Shadrach Woods. Allen diesen Projekten war/ist gemeinsam:  die Zusammenfassung von Wohnungen in eine große Baumasse und die skulpturale Ausformung durch Staffelung und Stufung. Ein weiterer wichtiger Aspekt waren die Wohnbedürfnisse der Bewohner in Bezug auf den Außenraum bei mehrgeschossigen Wohnungen. Steib & Gmür schließen an diese Tradition an. Der weiße Sichtbetonriegel ist durch die Eingliederung in die Topografie und an die Maßstäbe der Nachbarbebauung plastisch verankert. Dies geschieht besonders durch die vorkragenden Loggien, die sich aus dem Gebäudekern schieben und eine abwechslungsreiche Struktur darstellen. Im Bereich der Loggien hebt sich der weiß lasierte Sichtbeton durch schwarze Fensterrahmen von den Innenräumen ab. Der Beton wurde ohne Dilationsfugen hergestellt, um das einheitliche Bild der Skulptur nicht durch Dehnfugen zu zerstören.

Bautafel

Architekten: Gmür & Steib, Zürich
Projektbeteiligte: GMS Partner AG, Zürich (Bauleitung); Dr. Lüchinger + Meyer, Zürich (Ingenieurleistungen); Regula Hodel, Gossau (Landschaftsarchitektur); Georg Erni, Zürich (Kunst am Bau)
Bauherr: Baugenossenschaft Rotach, Zürich
Fertigstellung: 2006
Standort: Paul-Clairmont-Straße, Zürich
Bildnachweis: Roger Frei, Zürich

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