Wohnsiedlung in Hamburg Klein Borstel

Heizungsunterstützende Solaranlage, Pelletszentralheizung und Lüftung mit WRG

Im Hamburger Stadtteil Klein Borstel, zwischen dem Naherholungsgebiet an der Alster und dem Landschaftspark Ohlsdorfer Friedhof, liegt die sogenannte Klimasiedlung, eine Wohnanlage aus Niedrigenergie- und Passivhäusern. Rund 160 Personen leben hier – Alte und Junge, Singles und Familien. Was sie verbindet, ist der gemeinsame Wunsch nach einem klimaschonenden Leben und der Verzicht auf das eigene Auto. Zu diesem Zweck hatten sie sich zuvor in einer Baugemeinschaft zusammengeschlossen. Die unmittelbare Nähe einer S-Bahnstation, ein großer Fahrrad-Fuhrpark mit eigener Service-Werkstatt und eine Car-Sharing-Station auf dem Gelände erleichtern den Bewohnern den Verzicht auf den privaten PKW.

Eingang zum gemeinschaftlich genutzten Innenhof
Zur autofreien Wohnsiedlung gehören neben den Passivhäusern auch Niedrigenergiehäuser im KfW60-Standard (im Hintergrund)
Hofseite: Als Schutz vor solaren Wärmeintrag im Sommer wurden Schiebeläden und kleine Vordächer montiert

Auch die Gebäude sind so konzipiert, dass sie nur wenig Energie verbrauchen. Neben drei Niedrigenergiehäusern, die den KfW-60-Standard erfüllen, haben Petra Diesing und Iris Bulla aus dem Büro Neustadtarchitekten fünf Passivhäuser mit 30 Wohneinheiten entworfen. Gegliedert in Reihen- und Stadthäuser mit zurückgesetztem Staffelgeschoss, gruppieren sich diese U-förmig um einen Innenhof, den die Anwohner als Gemeinschaftsgarten nutzen können. Anstelle von Parkplätzen gibt es ringsum grüne Ruhezonen, Spielwiesen und Gärten. Die Erdgeschoss- und Maisonettewohnungen besitzen Südterrassen, zu den Staffelgeschossen gehören großzügige Dachgärten. Für den sommerlichen Wärmeschutz auf der Südseite der hochgedämmten Gebäude sorgen Schiebe-Lamellen und kleine Vordächer.

Die massiven Außenwände der Passivhäuser bestehen aus 17,5 cm dicken Kalksandsteinwänden, die mit einem 30-cm dicken Wärmedämmverbundsystem verkleidet und verputzt sind (U-Wert 0,112 W/m²K). Alle Fenster sind dreifach verglast. Als Leichtkonstruktion sind die Hauptdächer errichtet: Sie bestehen aus Doppelstegträgern aus Furnierschichtholz als Gurt und OSP im Steg, dazwischen ist eine 34 cm starke Zellulosedämmung angeordnet. Den Dachabschluss bildet eine Schalung mit Folie als Wetterschutz (U-Wert 0,1 W/m²K). Die Erdgeschossböden zum Kellergeschoss erhielten eine 24 cm starke Dämmschicht unter dem Estrich (U=0,144 W/m²K). Der Primärenergiebedarf der Passivhausgebäude beträgt 16 kWh/m²a nach PHPP (Passiv-Haus-Projektierungs-Paket des Passivhausinstituts Darmstadt), der Endenergiebedarf 38 kWh/m²a.

Energiekonzept
Wie für Passivhäuser üblich, besitzt jede Wohnung ein dezentrales Lüftungssystem mit Wärmerückgewinnung über einen Kreuzwärmetauscher. Die Zuluft wird mittels Luft-/Wasserwärmetauscher nachgeheizt. Zwei zusätzliche Heizkörper pro Wohnung sorgen dafür, dass sich jeder Bewohner seine persönliche Wohlfühltemperatur einstellen kann. Die Wärme für die Heizung und das Trinkwasser bereitet ein zentraler 80-kW-Pelletskessel, den eine thermische Solaranlage unterstützt. Die aufgeständerte Kollektorfläche auf dem Dach beträgt 40 m². Die Solar- und Holzwärme für die Heizung wird in zwei 1.500-Liter-Pufferspeicher gespeichert. Ein hochgedämmtes Mikro-Nahwärmenetz verteilt die Wärme von der Zentrale auf die fünf Gebäude.

Da die Warmwasserbereitung jeder Wohnung im Durchflusssystem erfolgt, ist keine Warmwasserzirkulation installiert, was zusätzlich Kosten und Energie spart. Der Heizwärmebedarf, also der zur Gebäudeerwärmung benötigte Teil des Endenergiebedarfs, beträgt 12 kWh/m²a nach PHPP, die Gebäudeheizlast 8 W/m².

Bautafel

Architekten: Neustadtarchitekten, Hamburg
Projektbeteiligte: OSJ Ingenieure, Hamburg (Tragwerksplanung); Andreas Bunk, Hamburg (Landschaftsplanung); Sun Trieb, Naumburg (Bauphysik/Energie/TGA-Planung)
Bauherren: Baugemeinschaft der Initiative Autofreies Wohnen e.V., Hamburg
Standort: Sodenkamp 11 – 17, Hamburg Klein Borstel
Fertigstellung: 2008

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Solaranlage zur Heizungsunterstützung

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Schema Dezentrale Warmwasserbereitung im Durchflussprinzip 1 – Wärmeerzeuger; 2 – Ladepumpe Pufferspeicher; 3 – Pufferspeicher Heizung; 4 – Heizungspumpe; 5 – Differenzdruckregler; 6 – Dezentrale Wohnungsstation

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