Wohnquartier in Frankfurt am Main

Blockrandbebauung mit Passivhauskonzept

Verlagern Industrie- oder Gewerbebetriebe ihren Standort weg von innerstädtischen Gebieten, eröffnet das eine städtebauliche Chance: Das Grundstück, das bisher in der Regel für die Öffentlichkeit nicht zugänglich war, kann erschlossen, gestaltet und für die Bürger nutzbar gemacht werden. In Frankfurt am Main stand das Straßenbahndepot im Stadtteil Bornheim leer, weil die Verkehrsbetriebe 2003 einen neuen Betriebshof bezogen hatten. Auf dem rund 10 000 m² großen Areal innerhalb eines bürgerlichen, gewachsenen Quartiers aus der Gründerzeit ist jetzt auf Grundlage einer Studie von Albert Speer & Partner eines der größten innerstädtischen Passivhausprojekte Deutschlands entstanden.

Zum Stadtraum hin haben die Wohnungen Loggien
Balkone gliedern die hofseitige Fassade
Fassade entlang des neu entstandenen Fußwegs

Nach einem kooperativen Verfahren unter den Architekturbüros Albert Speer & Partner, Scheffler + Partner und Stefan Forster Architekten erfolgte die weitere hochbauliche Bearbeitung durch die drei Büros auf der Grundlage der städtebaulichen Rahmenplanung von Stefan Forster Architekten. Das Nutzungs- und Gestaltungskonzept wurde in gemeinsamen Workshops erarbeitet, an denen auch Vertreter von Stadtverwaltung und Stadtverordnetenversammlung beteiligt waren.

Auf dem Gelände entstanden unter Integration zweier denkmalgeschützter Gebäude sowie eines um 1900 errichteten Wohnhauses 145 neue Wohnungen, Geschäfte, ein Bistro und eine Tiefgarage. Die denkmalgeschützte Wartungshalle aus dem Jahr 1906 wurde komplett demontiert und restauriert, während an ihrem Standort eine Tiefgarage errichtet wurde. Darauf wurde die Halle wieder aufgebaut und dient jetzt als Supermarkt. Das übrige Gelände ist mit vier- und fünfstöckigen Gebäuderiegeln bebaut. Rund zwei Drittel der Wohnungen wurden vermietet, ein Drittel verkauft. Alle Wohnungen verfügen über Balkon oder Loggia, ein Großteil der Erdgeschosswohnungen hat Zugang zu einem eigenen Garten.

Die Neubauten greifen Maßstab, Material und Baufluchten der Umgebung auf. Klare Gliederungen der Fassaden mit steinernen Sockeln, verputzten Fassadenflächen im Mittelteil und zurückgesetzten, teilweise geneigten Staffelgeschossen verstehen sich als Neuinterpretation der gründerzeitlichen Gestaltung. Die neuen, fünfgeschossigen Gebäude schließen den Blockrand und ließen einen Fußweg zwischen Heidestrasse und der drei Meter höher gelegenen Gronauer Straße entstehen.

Die vier von Stefan Forster Architekten geplanten Gebäude mit 44 Wohnungen liegen gegenüber der denkmalgeschützten Halle entlang der neuen Fußgänger-Passage. Jede Wohnung verfügt über einen eigenen Balkon oder Garten, der sich zum begrünten, ruhigen Hof orientiert. Zum Stadtraum öffnen sich die Wohnungen mit geschützten Loggien. Um die Freiflächen hochwertig gestalten zu können, wurden Funktionsräume wie z.B. Müll- oder Fahrradabstellräume größtenteils in den Erdgeschossen der Häuser untergebracht.

Nachhaltig Bauen
Bezüglich des Wohnkomforts, der Nachhaltigkeit und der Energieeffizienz wurden seitens der Bauherren und Planer ambitionierte Qualitätsstandards definiert: Sämtliche Häuser erfüllen den Passivhausstandard. Sie sind in Mischbauweise errichtet: die Außenwände sind teils Holzrahmenbauwände mit Wärmedämmverbundsystem oder Klinker, teils Stahlbetonwände mit Wärmedämmverbundsystem. Die Fenster sind dreifach verglast. Mit 2,70 Meter Höhe in sämtlichen Aufenthaltsräumen wirken die Wohnungen großzügig. Raumhohe Fenster sorgen für lichtdurchflutete Räume, wobei außenliegende elektrisch betriebene Raffstores eine Aufwärmung im Sommer verhindern.

Die kontrollierte Wohnraumlüftung erfolgt über wohnungszentrale Lüftungsgeräte mit hocheffizienter Wärmerückgewinnung. Die Zuluft wird nicht zentral erhitzt, sondern direkt hinter einem Heizregister (im Türsturz) eingeblasen (siehe Bild 10). Durch das Thermostat mit Fernverstellung kann jeder Raum individuell geregelt werden. Ein Gasbrennwertkessel in der Technikzentrale speist sowohl Heizung als auch Warmwasser.

Bei der Definition der Wohntypenmischung legte der Bauherr großen Wert auf einen heterogenen Zuschnitt: 2- bis 5-Zimmer Wohnungen variieren in Raumaufteilung und Größe von 60 bis 160 Quadratmetern und sind so für ein breites Bewohnerspektrum interessant.

Bautafel

Architekten: Stefan Forster Architekten (städtebauliche Rahmenplanung; Wohnungsbau); Albert Speer & Partner (städtebauliche Studie, Wohnungsbau); Scheffler + Partner (Wohnungsbau); Hoechsstetter und Partner (Supermarkt); FAAG Technik GmbH (Tiefgarage); alle Frankfurt am Main
Projektbeteiligte: Urbane Projekte, Frankfurt am Main (Projektmanagement); Bauart, Lauterbach (Statik und Brandschutzkonzept); Passivhaus Dienstleistung, Darmstadt (Beratung Passivhaus); Baugrundinstitut Franke-Meißner und Partner , Wiesbaden (Bodengutachten); Freiraum, Frankfurt am Main (Freiramgestaltung)
Bauherr: ABG Frankfurt Holding, Frankfurt am Main
Fertigstellung: 2009
Standort: Heidestraße 141-147, Frankfurt am Main

Fachwissen zum Thema

Eine Seite aus dem Energieausweis

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