Wohnhochhaus in Paris

Zwei Türme mit Aluminiumfassaden in Silber und Gold

Wenn in Paris seit den 1970er Jahren keine hohen Wohnhäuser mehr genehmigt wurden, hat das nicht nur mit der enorm großen Zahl der zuvor entstandenen Hochhaussiedlungen zu tun, sondern auch mit deren massiver Monotonie. Inzwischen allerdings erlaubt eine Gesetzesänderung nicht mehr nur den Bau von Wohngebäuden bis zu einer Höhe von 50 Metern, sondern auch bis zu 180 Meter hohe Bürotürme.

Das Gebäude gliedert sich oberhalb eines viergeschossigen Sockels in zwei Türme
Der nördliche Turm treppt sich nach Süden bis zum Sockel ab
Der südliche Turm erscheint durch unregelmäßig auskragende Balkonplatten wie verdreht

Nach rund 40 Jahren Beschränkung auf 37 Meter Traufhöhe ist jetzt als eines der ersten ein Wohnhochhaus der Architekten Gaëlle Hamonic und Jean-Christophe Masson in Zusammenarbeit mit dem Büro Comte Vollenweider fertig gestellt worden, das mit dem Bild von tristen Großwohnsiedlungen aufzuräumen versucht. Es steht im 13. Arrondissement am ausgedehnten Gleisvorfeld des Kopfbahnhofs Gare d'Austerlitz gerade noch innerhalb des südöstlich verlaufenden Boulevard Périphérique. Unweit der Nationalbibliothek von Dominique Perrault entsteht hier das Entwicklungsgebiet ZAC Rive Gauche, für dessen südlichen Sektor der Architekt Yves Lion eine dichte Mischung aus Wohnungen, Büros, Universitätsnutzungen und Geschäften in seinem städtebaulichen Entwurf vorgesehen hat.

Das neue Wohnhochhaus macht mit einer ungewöhnlichen Geometrie und einer Fassade aus Aluminiumpaneelen in Silber und Gold auf sich aufmerksam. Es nimmt den vorderen Blockteil an der Avenue de France ein und gliedert sich oberhalb eines viergeschossigen Sockels in zwei Türme. Im nördlichen treppen sich die zehn weiteren Geschosse nach Süden, in Richtung des anderen Turms in einer leicht verdrehten Ausrichtung bis zur Dachterrasse des Sockels ab. Ein sich frei spielender und noch einmal drei Geschosse höherer Turm besetzt die südliche Blockecke. Für den Eindruck eines geschossweise verdrehten Baukörpers sorgen unregelmäßig auskragende Balkonplatten.

Neben Geschäften im Erdgeschoss und einer Tiefgarage sind in den 13 und 16 Obergeschossen insgesamt 188 Wohnungen realisiert worden. Knapp die Hälfte davon sind Sozialwohnungen und sie befinden sich sämtlich im südlichen Turm. Jeder Turm hat lediglich ein Treppenhaus, sodass im Durchschnitt sechs Wohnungen pro Geschoss erschlossen werden. Die Eingänge zu den Häusern befinden sich auf der Rückseite und werden im Norden über den kleinen Place Amélie Nemours erreicht, im Süden von der Rue Nicole-Reine-Lepaute. Zur rückwärtigen Bebauung auf dem gleichen Block hält das Wohnhaus etwas Distanz, sodass hier neben der offenen Tiefgaragenzufahrt und Fahrradständern auch ein bisschen Grün angelegt werden konnte.

Fassade
Das Gebäude ist als Stahlbetonbau mit raumhohen Fenstern unterschiedlicher Breite und wechselnder Position errichtet. Seine massiven Außenwände haben rundum eine Metallbekleidung aus Aluminium. Die goldfarben eloxierten Trapezbleche, mit denen der südliche, höhere Turm verkleidet ist, lassen ihn Warmgelb schimmern. In stehendem Format angebracht, sind die Bleche sauber mit Kantenschutzprofilen um die Ecken und an die Laibungen geführt. Einen Kontrast dazu bilden die hellsilbern spiegelnden Metallbleche an den Stirnseiten der auskragenden Balkonplatten. Die umlaufende Absturzsicherung ist wechselnd mal als stabförmiges Metallgeländer, mal als geschosshohe Stabkonstruktion, mal als ebenfalls geschosshoher Streckmetall-Rahmen und mal als orangefarbenes Glaspaneel ausgeführt.

Auch die nach Süden weisenden Fassaden des nördlichen Turms bedecken goldfarbene Trapezbleche. Vorwiegend aber ist er – genau wie der Sockel – mit Silberweiß beschichteten planen Aluminiumblechen verkleidet. Hinter den Straßenfassaden verläuft eine knapp zwei Meter tiefe Zone mit geschossweise gegeneinander versetzten Loggien und Wintergärten. So bilden hier in unregelmäßigem Wechsel die Aluminiumpaneele, die Verglasungen der Wintergärten und die stabförmigen Metallgeländer der offenen Loggien die vorderste Fassadenebene.

Bautafel

Architekten: Hamonic+Masson, Paris und Comte Vollenweider, Nizza
Projektbeteiligte: Sibat (Tragwerksplanung); Ateliers Yves Lion, Paris (Städtebau); RIVP, Paris (Wohnungsbaugesellschaft)
Bauherr:
Bouygues Immobilier, Frankreich
Fertigstellung: 2015
Standort: 48, Avenue de France, 75013 Paris, Frankreich
Bildnachweis: Takuji Shimmura, Paris

Fachwissen zum Thema

Aluminiumrauten als Fassadenverkleidung beim Tower Horw. Architektur: Tilla Theus und Partner, Zürich

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Materialien

Aluminium

Goldfarben eloxiertes Aluminium am Berliner Axel-Springer-Hochhaus (1965), Architekten Melchiorre Bega, Gino Franzi, Franz Heinrich Sobotka und Gustav Müller

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Vorgehängte, hinterlüftete Fassade aus Titanzinkblech am Jüdischen Museum, Berlin (Beispiel leichte Bekleidungselemente)

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Fassadenelemente

Bekleidungselemente

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