Wohnhaus Redhill Barn in Devon

Hülle aus Bruchsteinen und Schafwolle

Vor Jahrmillionen breitete sich hier ein tropisches Meer aus, heute grasen Schafe und Pferde in der grünen Hügellandschaft von Devon. Die Grafschaft im Südwesten Englands ist ein Sehnsuchtsort vieler Menschen in Großbritannien. Dazu gehört auch das ältere Ehepaar, das sich im Redhill Barn niederließ. Das Londoner Architekturbüro Type richtete ihnen eine Scheunenruine mit einem neuen Dach und Wolldämmung als neues Zuhause her.

In dem zwischen Wiesen und Bäumen in den Hang eingebetteten Gebäude waren im 19. Jahrhundert Rinder und eine Dreschtenne untergebracht.
Das dunkle Bruchsteinmauerwerk ist rund 75 cm dick und wurde im laufe der Umbauarbeiten wieder vollständig hergestellt und mit einer Innendämmung aus Schafwolle versehen.
In die bestehenden Öffnungen mit ihren auffälligen Stichbögen wurden vollständig verglaste Pivot-Türen und -Fenster eingesetzt.

1810 wurde das Gebäude mit den auffälligen Stichbogenfenstern im Auftrag eines wohlhabenden Grundbesitzers als Außenstelle eines größeren Anwesens errichtet. Durch die breiten Eingänge konnten Rinder das Erdgeschoss betreten, während darüber eine Tenne untergebracht war, in der Getreide gedroschen und Heu gelagert wurde. Abgelegen und an keine Straße angebunden, verfiel die Scheune jedoch schließlich: Das Dach stürzte ein und das Gestrüpp der Heide überwucherte die verbliebenen, zum Teil in das Erdreich des Hangs eingebetteten Bruchsteinmauern. 

Wieder vervollständigte Hülle

Mit dem neuen Eigentümerpaar wurde die Ruine aus dem Dornröschenschlaf erweckt und zum Wohnbau hergerichtet. Das Architekturbüro ließ die ursprünglichen Steinmauern wieder vollständig herstellen. Um das vorhandene Fassadenbild nicht zu stören, wurde auf neue Durchbrüche verzichtet. Die Türen und Fenster wurden so tief in die Laibungen eingeschoben, dass sie hinter dem Mauerwerk sitzen. Große, ungeteilte Glasflächen mit schmalen Eichenrahmen sollen viel Licht ins Innere lassen. Fast durchgängig als Pivot-Türen ausgebildet, sind sie dennoch leicht zu handhaben.

Auf den Mauern liegt das mit weißlichem Aluminium-Wellblech gedeckte, rinnenlose Krüppelwalmdach, das an die Form des einstigen dunklen Schieferdachs angelehnt ist. Darunter überspannt ein 21 Meter langer Fachwerkbinder das Obergeschoss in Längsrichtung. Er sorgt dafür, dass der heutige Dachstuhl etwas luftiger wirkt. Er ist ebenso wie die neu eingezogene Balkendecke aus Douglasienholz gefertigt. Das Erdgeschoss erhielt hingegen einen gegossenen Betonboden. 

Unten Zellen, oben Open Space

Heute stehen dem Paar und gelegentlichen Gästen insgesamt 199 m² zur Verfügung. Das Erdgeschoss strukturiert die bestehende, nicht ganz mittig verlaufende Reihe von sieben Bruchsteinsäulen. In dem nach Süden orientierten breiteren Raum sind zwischen Wänden und Schränken aus Holz zwei zellenartige Schlafzimmer, das Bad und die Küche untergebracht. Entlang der Nordfassade liegen der Hauswirtschaftraum und eine Treppe. Sie führt ins Obergeschoss, in dem die Grundrissorganisation einer ganz anderen Logik folgt: Eine prominente Öffnung in jeder Außenwand veranlasste die Architekturschaffenden dazu, den Raum möglichst wenig zu unterteilen. Lediglich zwei freistehende Boxen aus Platanenholz, die Schränke bzw. ein kleines Bad aufnehmen, begrenzen den offenen Wohn- und Essbereich, den man von der Treppe kommend betritt. Hinter ihnen verbergen sich ein Arbeitsbereich auf der einen Seite und ein Bad mit Garderobe auf der anderen Seite.

Dämmstoffe: dicke Mauern und Schafwolle

Obwohl das Gebäude lange ungeschützt und dem aus dem Schieferfelsen, auf dem das Gebäude steht, tretenden Grundwasser ausgesetzt war, erwies sich das Kalksteinmauerwerk noch als tragfähig. Um es künftig jedoch vor dem Eindringen von Feuchtigkeit zu bewahren, wurde eine aufwändige Drainage rund um das Haus und auf der Bodenplatte des Erdgeschosses verlegt.

Selbst ohne zusätzliche Dämmung sind die U-Werte der Gebäudehülle durch die 75 cm dicken Mauern und wegen des geringen Öffnungsanteils recht gut. Dennoch wurde von innen mit einer Schicht atmungsaktiver Schafwolle nachgedämmt: im Obergeschoss 5 cm und entlang der im Hang stehenden Wände 15 cm. So liegt als Innendämmung zwischen dem Bruchsteinmauerwerk und weiß verputzten Holzwolle-Leichtbauplatten eine Schicht aus Schafwolle. Einzig an der Südfassade des Erdgeschosses blieben die beeindruckenden, dunklen Bruchsteine im Innenraum sichtbar. -ml

Bautafel

Architektur: Type, London
Projektbeteiligte: PCA Consulting Engineers, Kingsbridge (Tragwerksplanung); KFT Renwables, Kingsbridge (TGA-Planung); Tobay Stone Walling (Mauerwerksreparatur); Carpenter Oak Limited, Totnes (Holzstruktur); CH Jones & Son, North Tawton (Stahlkonstruktion); Rendle and Elliott/Forman Bespoke Joinery, Dartmouth (Tischlerei und Zimmerei); Maitland Roberts Cabinet Makers, Blackawton/Totnes (Treppenbau); Bond Joinery Limited, Totnes (Fenster und Türen); Howden Electrical Solutions, Loddiswell/Kingsbridge (Elektrotechnik); Exeter Floor Restoration Ltd, Broadclyst (Politur Betonböden); John Churchill Blacksmiths, Capton (Schmiedearbeiten)
Bauherr/in: privat
Standort: Devon / Vereinigtes Königreich
Fertigstellung: 2020
Bildnachweis: Rory Gardiner, London

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