Wohnhaus mit Tiersalon in Soka

Sanft gewellte Putzfassade mit reflektierender Oberfläche

Im nördlichen Großraum Tokios bildet die Stadt Soka einen Teil der Präfektur Saitama. In diesem Gebiet realisierten die Architekten des japanischen Büros Atelier Norisada Maeda auf einem kleinen Grundstück den Entwurf für ein Wohnhaus mit Tiersalon. Das äußere Erscheinungsbild des Gebäudes ist ungewöhnlich, denn der zweistöckige Wohnbau schwebt als fast vollständig geschlossener Quader mit gerundeten Ecken über einem Erdgeschoss, das sich mit geschwungenen, dünnen Formen weit unter dem massiven Baukörper hervorschiebt. Die Gestaltung des Hauses berücksichtigt die Wünsche der Bauherren, die sich inmitten des dicht bewohnten Stadtviertels unbeobachtet in ihre Privaträume zurückziehen wollen. Weil sie zudem das Leben im Gebäude dem Aufenthalt im Freien vorziehen, sahen die Architekten eine klare funktionale Trennung zwischen Arbeits- und Wohnbereich vor. Insgesamt schufen sie eine Fläche von rund 145 m².

Im Erdgeschoss definieren geschwungene Aluminiumpaneele die Flächen für den Eingang sowie die Auto-, Fahrrad- und Geräteabstellplätze
Die Außenwände des Hauses sind fast vollständig geschlossen, damit sich die Bewohner unbeobachtet in ihren Privaträumen aufhalten können
In der Dunkelheit kommt der Gegensatz zwischen Transparenz und Massivität besonders gut zur Geltung

Der im Erdgeschoss angeordnete Tiersalon öffnet sich mit raumhohen Verglasungen zur Stadt. Er wird von geschwungenen, perforierten Aluminiumpaneelen eingefasst, die aus dem Erdgeschoss herauszuwachsen scheinen und mit einladender Geste die Flächen für den Eingang sowie die Auto- und Fahrradabstellplätze formen. An den Grundstückskanten gehen die geschwungenen Formen in eine orthogonale Umfassung über, sodass auf der Südseite ein Hundeauslauf gebildet werden konnte.

Im Gegensatz zum transparenten Erdgeschoss ist das im ersten und zweiten Obergeschoss angeordnete Wohnhaus als Atriumbaukörper konzipiert: Während die Außenwände weitestgehend geschlossen bleiben, orientiert sich das Herz des Hauses mit einem großen Oberlicht zum Himmel. Der in diesem Bereich vorgesehene zweigeschossige Wohnraum mit angrenzender Küche und japanischem Zimmer ist lichtdurchflutet und wirkt beinahe wie ein Außenraum. Im zweiten Obergeschoss befindet sich das Schlafzimmer mit zwei Sanitärräumen und einer nach oben sowie zum Atrium orientierten Terrasse. Die Brücken, die diese Räume miteinander verbinden, wurden aus Metallgittern gefertigt, damit das Licht das Gebäude durchfließen kann. Diesem Konzept folgen auch die Glasböden zwischen Wohnraum und Arbeitsbereich.

Während die äußere Hülle des Hauses aus harten, kühlen Materialien wie reflektierendem weißem Putz, Glas und Metallpaneelen gefertigt ist, kleideten die Architekten zusammen mit einem Team von Studierenden den Innenraum mit einem künstlich gealterten Holz aus. Die starke Textur der Oberflächen wird durch die Beleuchtung von oben besonders in Szene gesetzt.

Fassade/Konstruktion
Das Tragwerk des Wohnhauses besteht aus Stahl, die Außenwände sind als vorgehängte hinterlüftete Fassade (VHF) ausgeführt. Das wichtigste Gestaltungselement ist dabei der Putz, der nach Angaben des Architekten nicht an perfekte, industriell hergestellte Oberflächen, sondern an handmodellierten Ton erinnern soll. Die Grundlage für die sanft gewellten Flächen war ein Foto, das die Architekten vom wolkigen Himmel über dem Baugrundstück aufnahmen. Durch Veränderung der Drucktiefen und die Abstraktion des Bildes entstanden dreidimensionale Konturen mit unterschiedlichen Höhenangaben, welche die Architekten auf die Außenwände aufbrachten.

Sehr sorgfältig trug ein Handwerker den wasserdichten, reflektierenden Putz in mehreren Schichten auf eine Putzträgerplatte aus Brettschichtholz auf. Die Putzdicken variierten dabei von kaum mehr als 1 mm bis zu 30 mm. Ziel war es, die Wolken am Himmel auf abstrakte Weise darzustellen und den weißen Baukörper mit dem Himmel verschmelzen zu lassen. Tatsächlich nehmen die Fassaden die Farbe des Himmels an und spiegeln diese zeitweise wider. -cr

Bautafel

Architekt: Atelier Norisada Maeda, Tokio
Projektbeteiligte: Norisada Maeda, Tokio (Entwurfsarchitekten); Ryozo Umezawa (Tragwerksplanung); Iwamotogumi (Bauausführung)
Bauherr: privat
Fertigstellung: 2013
Standort: Soka, Präfektur Saitama
Bildnachweis: Studio Dio, Tokio

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Aluminiumrauten als Fassadenverkleidung beim Tower Horw. Architektur: Tilla Theus und Partner, Zürich

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Materialien

Aluminium

Tragwerksraster, Ausbauraster und Fassadenraster können anhand der Außenwände erkennbar sein und so einen Eindruck vom Inneren des Gebäudes vermitteln.

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Fassadenarten

Außenwände

Vorgehängte, hinterlüftete Fassade aus Titanzinkblech am Jüdischen Museum, Berlin (Beispiel leichte Bekleidungselemente)

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Fassadenelemente

Bekleidungselemente

VHF am Baustofflabor der Detmolder Schule für Architektur und Innenarchitektur

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Fassadenarten

Vorgehängte hinterlüftete Fassaden (VHF)

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