Wohnhaus in Stuttgart

Schieferfassaden mit Dynamischer Rechteck-Deckung

Für ein Geschwisterpaar und deren Familien entwarfen Mark Arnold und Arne Fentzloff vom Büro Architektur 109 zwei kompakte Wohnhäuser, die getrennt konzipiert, äußerlich aber vereint sind. Auf einem recht schmalen Grundstück im Stuttgarter Norden, mit herrlichem Blick über die Stadt, überragt ein viergeschossiger Baukörper einen dreigeschossigen im Süden. Verbunden sind sie über einen kurzen, zweigeschossigen Mittelbau; prägend ist eine alles umfassende Schieferfassade.

Südfassade: der Wohnraum öffnet sich mit einer großen Verglasung zum Garten
Wohnraum im südlichen Haus mit Galerie und Bibliothek
Innen dominiert Weiß: Wohnraum im Obergeschoss des südlichen Hauses

Die Eingänge sind getrennt und liegen an der Ostseite, aufgrund des nach Süden abfallenden Geländes auf unterschiedlichen Niveaus. Im Erdgeschoss des quaderförmigen Südbaus dient ein großer und hoher Gemeinschaftsraum als Treffpunkt der Familie. Hier wird auch gegessen und gekocht. Auf einer Zwischenebene befindet sich ein Büro, von einer Galerie mit Bibliothek im ersten Obergeschoss eröffnet sich der Blick zum Wohnraum. Im zweiten Obergeschoss sind ein weiterer Wohnraum, ein Schlafzimmer und ein geräumiges Bad angeordnet, das Untergeschoss beherbergt eine Küche und zwei weitere Schlafräume mit jeweils eigener Nasszelle. Kinder oder Gäste können diese relativ unabhängig voneinander nutzen. Die Innenräume sind vorwiegend in Weiß gehalten, akzentuiert durch helle Holzoberflächen an der Treppe oder der Kücheninsel.

Das nördliche Wohnhaus besteht aus einem dreigeschossigen Turm mit annähernd quadratischem Grundriss über einem größeren, quaderförmigem Sockel, der aufgrund der Hanglage teilweise vergraben ist. Im Erdgeschoss befindet sich eine offene Küche mit großem Essbereich, ein Stockwerk darüber liegen ein Wohnzimmer und ein Schlafzimmer. Das oberste Geschoss dient als privater Rückzugsbereich, das erweiterte Untergeschoss beinhaltet ein geräumiges Schlafzimmer mit Nasszelle. Auch hier wurde darauf geachtet, die Schlafzimmer möglichst unabhängig voneinander zu konzipieren.

Beide Häuser werden mithilfe einer elektrischen Wärmepumpe beheizt, die Wärme aus fünf rund 75 Meter tiefen Erdbohrungen nutzt. Eine unsichtbar verbaute kontrollierte Lüftung ergänzt das Heizsystem. Auf dem höheren Flachdach dient eine Photovoltaikanlage der Stromerzeugung.

Schiefer
Eine Fassade aus spaltrauem Schiefer umhüllt als Dynamische Rechteck-Deckung alle Gebäudeteile und verbindet die Wohnhäuser. Kennzeichnend für diese Deckart sind die verschieden hohen und langen Schiefersteine. Die vertikale Einteilung der Schieferfassade stützt sich auf Gebindehöhen von 5, 10 und 15 cm; in der Detailplanung mussten allerdings verschiedene, über die umlaufenden Schiefergebinde miteinander in Verbindung stehende Fenster- und Türhöhen berücksichtigt werden. So entstanden zusätzliche Gebindehöhen von 6, 11, 12, 13, 14 oder 16 cm.

Die Fenster sind mit der Schieferfassade in einer Ebene angeordnet und öffnen nach außen. Um die gewünschte flächige Optik zu erzielen, wurden sie im Rohbau vor der Mauer montiert. Die hochgedämmte, vorgehängte, hinterlüftete Fassade besteht aus einer senkrechten Holzunterkonstruktion (80 x 80 mm + 80 mm Mineralwolle) und einer darauf montierten waagerechten Holzunterkonstruktion (80 x 80 mm + 80 mm Mineralwolle). Vor der insgesamt 160 mm dicken Dämmschicht ist eine diffusionsoffene Fassadenbahn winddicht verklebt. Es folgt eine senkrechte Konterlattenlage als Basis für die 28 mm dicke, leicht schräg montierte Rauspundschalung mit Vordeckung. Darauf wurden die Schiefer, je nach Steingröße, mit drei bis fünf Nägeln befestigt.

Für die verschieden hohen und breiten Schiefer wurden Rechtecksteine der Formate 60/30, 50/25, 40/25, 40/20 und 30/20 cm geordert und durch waagerechte und senkrechte Schnitte in viele unterschiedliche Formate gesägt, beispielsweise 60/15, 60/20, 60/10, 40/12,5 oder 30/15 cm.

Bautafel

Architekten: Architektur 109, Mark Arnold + Arne Fentzloff, Stuttgart 
Projektbeteiligte: Spoerl & Nietner Bedachunggesellschaft, Bad Steben (Dach- und Fassadendeckung); Rathscheck Schiefer, Mayen (Intersin Schiefer)
Bauherr: Privat
Fertigstellung: 2012
Standort: Stuttgart
Bildnachweise: Rathscheck Schiefer, Mayen; Architektur 109, Stuttgart; Spoerl & Nietner Bedachunggesellschaft, Bad Steben

Fachwissen zum Thema

Das lebhafte Erscheinungsbild der Dynamischen Deckung entsteht durch verschiedene Steingrößen und Gebindehöhen in unregelmäßiger Abfolge

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Deckungsarten

Dynamische Deckung an der Fassade

Symmetrische Deckung im Großformat an einem Schulungsgebäude in Mayen

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Werkstoff Schiefer

Schiefer als Fassadenmaterial

Übertage-Abbau in Galizien

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Schieferarten

Spanischer Schiefer

Vorgehängte hinterlüftete Fassade aus Schiefer mit Edelstahlhaken als Befestigungselementen

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Konstruktion

Vorgehängte und hinterlüftete Fassaden

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