Wohnhaus in Nümbrecht

Haus mit Durchblick, Dach mit Wellblech

Die Vorgaben der Bauherrschaft dieses Eigenheims im nordrhein-westfälischen Nümbrecht lassen sich recht kurz zusammenfassen: Gewünscht war ein kostengünstiges und nachhaltiges Einfamilienhaus, bei dem Wohn- und Außenraum fließend ineinander übergehen. Für die hier im Oberbergischen Kreis nicht selten auftretenden verregneten Sommertage sollte es großzügig bemessene, überdachte Außenbereiche geben. Der Entwurf des jungen Büros Aretz Dürr Architektur aus Köln folgt der Typologie des traditionellen einraumtiefen Langhauses. Die voll verglasten Seiten des langen und schmalen Gebäudes lassen einen Blick quer durch das Haus zu. Das Satteldach aus Wellblech hat große Dachüberhänge, die nicht nur dem Wunsch nach Regenschutz entsprechen, sondern auch dem sommerlichen wie winterlichen Wärmeschutz zuträglich sind.

Die vorgelagerten Veranden sind ohne Geländer, dafür mit schlanken Stahlstützen und Lärchenholzbelag.
Die Auskragung des Satteldachs dient dem sommerlichen und winterlichen Wärmeschutz.
Die voll veglasten Pfosten-Riegel-Fassaden lassen einen Blick quer durchs Haus zu.

Schlanke Konstruktion mit Luft nach oben
Das rund 190 Quadratmeter große Haus hebt mit seinem Stahlbetonsockel die Wohnräume aus dem leicht abfallenden Gelände heraus. Die Wohnräume reihen sich im Erdgeschoss über die gesamte Hausbreite der Länge nach aneinander. Ein Flur existiert nicht. Zur südlichen Giebelseite hin ist der vollverglaste Wohnbereich mit Aussicht auf die Umgebung angeordnet. Im Norden befinden sich die Garage und Abstellräume. Der Wohnraum reicht in der Gebäudemitte bis unter das Dach, von hier aus werden die im Obergeschoss liegenden Schlafräume und Bäder erschlossen. Ein Gitterroststeg verbindet die beiden getrennten Schlafbereiche der Eltern und Kinder und mündet in einer Galerie über dem Wohnraum.

Die Konstruktion – eine Kombination aus Stahl- und Holzskelettbauweise – wurde materialsparend ausgeführt. Die Stahlstützen entlang der Traufe stehen im Abstand von 5,40 Metern auf einem Sockel aus Stahlbeton und nehmen die Last der schlanken Holzbalkendecke sowie die der Holzdachkonstruktion auf. Träger und Stützen aus Holz sind innen sichtbar belassen und tragen zur Wohnlichkeit bei. Die Stahlkonstruktion bleibt ebenfalls ablesbar. Die Pfosten-Riegel-Fassade erhielt eine Zweifachverglasung und ist in große Fensterflächen unterteilt. Große Schiebetüren verbinden den Außen- und Innenraum. Die vorgelagerten Veranden sind ohne Geländer und erhielten schlanke Stahlstützen sowie einen Lärchenholzbelag.

Dämmstoffe: Passiver Wärmeschutz und Zellulosefaserdämmung

Die Auskragung des Satteldaches hat mehrere Funktionen. Zum einen schützt es die den beiden Längsseiten des Hauses vorgelagerten Veranden. Darüber hinaus dient es dem Wärmeschutz. Die Auskragung wurde den Sonnenständen im Sommer und Winter angepasst und schützt im Sommer den verglasten Wohnraum vor Überhitzung. Die flachere Sonneneinstrahlung im Winter hilft, den Wohnraum aufzuwärmen, der dunkle Fußboden aus Zementestrich dient dabei als aktiver Nachtspeicher. Die hinterlüftete Dachhaut mit ihrer geringen Masse begünstigt ebenfalls den sommerlichen Wärmeschutz und sorgt zusammen mit großformatigen Dachfenstern für eine effektive Nachtauskühlung.

Die Außenwände wurden mit einem Holzständerwerk zwischen der Stahlkonstruktion geschlossen und mit einer Zellulosefaserdämmung ausgefüllt. Es wurde eine 22 cm dicke Einblasdämmung mit einer Wärmeleitfähigkeit von 0,039 W/mK in die Hohlräume eingebracht. An der Nordfassade wurde mit 18 cm eine dünnere Dämmdicke ausgeführt. Außenseitig wurde eine 6 cm dicke Putzträgerplatte aus Holzweichfasern und einer Wärmeleitfähigkeit von 0,040 W/mK auf die Ständer aufgebracht und anschließend verputzt. Innenseitig sind die Holzständer mit einer OSB-Platte verschalt und verfügen über eine vorgesetzte Metallständerkonstruktion mit 6 cm Mineralwolledämmung mit einer Wärmeleitfähigkeit von ebenfalls 0,040 W/mK. Raumseitig bilden zwei Lagen Gipskarton den Abschluss.

Das Satteldach mit sichtbaren Sparren wurde mit zwei Lagen Zellulosefaserdämmung 16 und 12 cm gedämmt, die in den Hohlräumen der Quer- und Blindsparren eingeblasen wurden. Die Dacheindeckung aus Wellblech ist hinterlüftet und liegt auf einer zweilagigen Holzunterkonstruktion. -sus

Bautafel

Architektur: Aretz Dürr Architektur, Köln
Projektbeteiligte: IBB Ingenieurbüro für Bauwesen, Ludwigsburg (Tragwerksplanung); BK Kocher Heizung+Sanitär, Untere Wiehl (Haustechnik)
Bauherrschaft: privat
Fertigstellung: 2019
Standort: 51588 Nümbrecht
Bildnachweis: Luca Claussen Fotografie, Düsseldorf

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