Wohnhaus in Nitra

Zinkgedecktes Weinberghaus

Lediglich die Grundmauern eines alten Hauses inmitten von Weinbergen ließ das Architekturbüro Atelier Van Jarina stehen, nachdem es mit dessen Sanierung beauftragt wurde. Das Ferienhaus am Fuße des 588 Meter hohen Berges Zobor nahe der westslowakischen Stadt Nitra befindet sich seit Generationen in Familienbesitz und war stark in die Jahre gekommen. Eine Untersuchung der Bausubstanz hatte ergeben, dass das Bestandsgebäude abgerissen werden musste. Allein das Untergeschoss mit seinen massiven Steinmauern konnte erhalten bleiben. Gewünscht war beim Neubau, der auf den alten Steinmauern errichtet wurde, der Einsatz nachhaltiger, gesunder sowie umweltfreundlicher Materialien, die zudem keine zusätzlichen Wartungskosten verursachen sollten. Entstanden ist ein Holzbau mit Tragwerk aus Lärche und einem mit Titanzink gedeckten Satteldach.

Das Holzhaus mit einem Tragwerk aus Lärche ist an den Fassaden mit Holzschindeln und Naturbruchstein verkleidet.
Das Satteldach ist mit Zink in Doppelstehfalztechnik eingedeckt.
Auch die Oberseite der Sparren auf der Terrasse haben angepasste Profile aus Zink als Witterungsschutz.

Charakteristisch ist die naturbelassene Materialität der Gebäudehülle, bestehend aus unregelmäßig geformten Bruchsteinen sowie kleinformatigen Holzschindeln aus kanadischem Zedernholz. Verbindendes Element ist hier das Zink, das nicht nur für die Deckung des Satteldaches und der Balken einer angegliederten Pergola verwendet wurde, sondern unter anderem auch als Verkleidung der Laibungen. Bauherr und Architekten wählten dabei zwei unterschiedliche Zink-Oberflächen: eine naturbelassene für die Dachdeckung und eine vorveredelte für Tür- und Fensterrahmen sowie für alle Abdeckungen. Letztere erhielt durch ein spezielles Beizverfahren bereits den Farbton, der sich im Laufe der Zeit durch die natürliche Bewitterung bilden würde.

Zusammenspiel der Materialien

Das Sockelgeschoss erhielt eine Fassadenbekleidung aus unregelmäßig gebrochenen Steinen. Diese wurden direkt auf der Baustelle geschnitten und angepasst. Eine große handwerkliche Herausforderung stellten die Übergänge von der Holzschindelfassade zu den Fenstern, von der Steinfassade zu den Fenstern sowie die Abdeckung von sechs runden Lüftungsauslässen dar. Auf Wunsch der Bauherrschaft verwendete man bei der Holzschindelfassade für Sturz, Laibungen und Fensterbänke schmale Profile, die zudem den Blendrahmen und den Fensterflügel abdeckten. Bei der Steinfassade galt es zudem, mit den exakt profilierten Fenstereinfassungen die Unregelmäßigkeiten der Bruchsteine und die Blendrahmen zu überdecken. Für die Lüftungsgitter verarbeitete man Lochbleche aus Titanzink und befestigte sie mit Profilblechen an den Lüftungsrohren.

Im Erdgeschoss des Neubaus ordneten das Planungsteam den Eingangsbereich mit WC und das Wohnzimmer mit offener Küchenzeile an. Das Obergeschoss beherbergt einen großen Schlafraum und ein Badezimmer. Im Kellergeschoss befinden sich ein gesondertes Apartment mit Küche, Bad sowie zwei Schlafräumen. Die Wandverkleidungen im Gebäudeinnern bestehen aus Holzpaneelen. Für den Boden verwendete man Beläge aus OSB-Platten. Die Einbaumöbel sind aus Holz gefertigt. Eine großzügige und in Teilen überdachte Terrasse rundet die Nutzung als Wochenenddomizil ab.

Dach: Handwerk und Nachhaltigkeit der Titanzinkdeckung

Ursprünglich sollte das Satteldach mit Holzschindeln gedeckt werden. Allerdings folgte man sodann der Empfehlung des Klempners, stattdessen Titanzink zu nehmen. Titanzink erfüllt das Prinzip Cradle to Cradle (deutsch: von der Wiege zur Wiege). Dies beinhaltet, dass bei der Herstellung kein Abfall entsteht bzw. dieser recycelt wird, es keine negativen Einflüsse auf die Umwelt gibt und die Materialien ohne Qualitätsverlust wiederverwendet werden können. Darüber hinaus bietet das Material Witterungsschutz und Langlebigkeit, was dem Wunsch der Bauherrschaft nach Wartungsfreiheit entspricht. Während des natürlichen Bewitterungsprozesses entsteht eine schützende Patina, die sich auch nach Beschädigungen wieder neu bildet.

Das Titanzink für die Deckung des Satteldaches wurde in Coils direkt auf die Baustelle geliefert und vor Ort zu Scharen profiliert. Dann verlegte man es in Doppelstehfalztechnik. Befestigt wurde es mit Schiebe- und Festhaften. Bei dem Dach handelt es sich um eine belüftete Konstruktion mit einer Entlüftung über den First. Die Schare wurden an den überstehenden Giebelmauern senkrecht aufgekantet. Gegen auftreibendes Regenwasser sind sie mit einer Rückkantung versehen. Die Giebelmauern erhielten eine einteilige Abdeckung als Witterungsschutz. Zur Ableitung des Regenwassers dient an den Traufseiten eine hinter dem Gesims liegende, kastenförmige Rinne. Die Fallrohre wurden verdeckt liegend hinter der Holzschindelfassade ausgeführt. Die Doppelstehfalztechnik kam ebenfalls beim überdachten Teil der Terrasse zum Einsatz. Als Schutz vor hinterlaufendem Wasser am Übergang zwischen Holzschindelfassade und Terrassendach montierte man unter der ersten Schindelreihe eine Kappleiste.

Die Scharen wurden fassadenseitig nach oben gekantet, unter die Kappleiste mit Überdeckung geführt und mit Haften gesichert. Eine kastenförmige Regenrinne mit freiem Auslauf entwässert das über das Terrassendach ablaufende Regenwasser zur einen Seite hin. Um den Bewohnern eine Terrassennutzung ohne störende Stützen zu bieten, zog man die Sparren des Terrassendaches bis weit über den überdachten Teil hinaus, um die erforderlichen Stützen auf das Mauerwerk des Kellers zu stellen. Auf der Oberseite der Sparren bieten genau angepasste Profile mit Flachschiebenähten Witterungsschutz. Deren Befestigung erfolgte mit Halteprofilen aus verzinktem Stahl. An den Stößen sorgen Abdeckkappen für regensicheren Übergang.

Hersteller der Dach- und Verkleidungselemente aus Titanzink ist Rheinzink. Das Unternehmen unterstützt Dachkult, die Plattform der Initiative Pro Steildach. Sie setzt sich dafür ein, die Vorteile geneigter Dächer wieder stärker ins Bewusstsein von Architekturschaffenden, Planenden, öffentlichen und privaten Bauherrschaften oder Kommunen zu rücken, Faszination für das Steildach auszulösen und dessen Bedeutung für die Qualität unserer Städte hervorzuheben (siehe Surftipps).

Bautafel

Architektur: Atelier Van Jarina, Bratislava
Projektbeteiligte: Taros Nova s.r.o., Rožnov pod Radhoštěm (Holzbau); Ing. Ján Nosálek, Rožnov pod Radhoštěm (Tragwerksplanung);  Záhrada Eva Wagnerová, Brno (Landschaftsarchitektin); Štefan Mitaš MKL Klampiarstvo, Horná Kráľová (Klempnerarbeiten); Rheinzink, Datteln (Titanzinkdeckung)
Bauherrschaft: privat
Standort: Nitra, Slowakei
Fertigstellung: 2020
Bildnachweis: Sona Sadlonová; Rheinzink, Datteln


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