Wohnhaus in Dutchess County

Stahlrahmenkonstruktion mit Glasscheiben als Projektionsfläche für Videokunst

Als Symbiose der Sammlerleidenschaft der Bauherren und der umgebenden Landschaft erweist sich die Fassade eines Landsitzes in Dutchess County nördlich von New York. Auf dem rund hundert Hektar großen Grundstück an den östlichen Hängen des Hudson River Valley planten die New Yorker Architekten von Allied Works das Wohnhaus für ein Ehepaar mit umfangreicher Kunstsammlung. Dabei arbeiteten sie bereits in der Entwurfsphase eng mit dem kalifornischen Künstler Doug Aitken zusammen, dessen Videoinstallation „Light House“ die Fassade nun als 360-Grad-Projektion bespielt. Im Verlauf eines Jahres hatte er Aufnahmen der Umgebung mit ihren sanften Hügeln, Wiesen und dichten Laubwäldern gesammelt. Der auf einer Anhöhe gelegene Landsitz mit eindrucksvoller Aussicht über das Tal und die Berge zeigt nun allseitig Szenen aus der Natur: frühlingshaftes Blattgrün, wiegende Getreidehalme, herbstliches Laub oder mit Schnee bedeckte Äste.

Eine äußere Hülle aus Glasscheiben übernimmt die Funktion als Leinwand: Lichtspiel bei Nacht „Getreide“
Lichtspiel „Bäume“
Lichtspiel „Blätter“

Das Bauwerk ist eine zweigeschossige Stahlrahmenkonstruktion auf einem deutlich kleineren Untergeschoss aus Beton. Eine Hülle aus Glasscheiben übernimmt die Funktion als Leinwand. Erdgeschoss und Obergeschoss weisen in etwa die gleiche Grundform auf – einen zweifach abgewinkelten Riegel. Sie überlagern einander im Zentrum, sodass ein nördlicher und ein südlicher Hof entstehen, jeweils an zwei Seiten durch eine der Ebenen umschlossen (die Aufsicht ähnelt einer kantigen Acht). Mit der hügeligen Landschaft ist der gestaffelte Baukörper über Terrassen gen Osten, Süden und Westen verzahnt, die durch halbhohe, sachte abfallende Natursteinmauern gefasst werden. 

Die Grundrisse überlagern sich an drei Stellen: im Zentrum des Wohnhauses mit dem südlichen Eingang und der Treppe, sowie an den Ecken nach Nordosten und Südwesten. Diese Räume – also das Foyer, ein Wohnraum und ein Familienzimmer – sind quadratisch und zweigeschossig konzipiert. Sie bieten viel Platz für Skulpturen und Bilder aus der Kunstsammlung. Die geschwungene Treppe in der Eingangshalle kontrastiert mit der klar rechtwinkeligen Ausrichtung des Gebäudes. Die Decke zwischen den Ebenen nimmt Leitungen zur technischen Ausstattung, Sicherung und Klimatisierung des Kunst-Hauses auf. Wie ein Museum wirkt es jedoch nicht: Zwischen den hallenartigen Schauräumen stellten die Architekten über die Küche, das Esszimmer und eine Bibliothek den wohnlichen Maßstab her. Im Obergeschoss befinden sich Schlafräume und Bäder, außerdem ein Lichthof, der speziell dem Werk eines Künstlers gewidmet ist.

Flachdach
Die geradlinigen Konturen des Gebäudes verraten nichts über den Dachaufbau. Die Attika liegt hinter der Glasfassade als Projektionsfläche der Videoinstallation verborgen. Die Verglasung wurde vor dem Attikaaufbau hochgeführt und endet in einem schmalen Rahmenprofil. Das gedämmte Abdeckblech mit einer Ansichtskante von nur 25 mm bildet den oberen Fassadenabschluss. Zwischen Verglasung und Attikaaufbau ist eine 6 cm starke Mineralfaserdämmung angeordnet, um Kondenswasser auf der Glasfläche zu vermeiden. Das Dachtragwerk ist eine Stahlrahmenkonstruktion, deren Randträger die Attika ausbilden. Unterhalb der Randträger ist die elektrische Verdunkelung der Glasscheiben in den Dachaufbau integriert. Der Stahlträger ist mit Dämmung ausgefüllt und mit Verbundplatten verkleidet. Oberhalb der Verbundplatten besteht der Dachaufbau aus einer Dampfsperre, einer ca. 6 cm starken Gefälledämmung, der Dachabdichtung, einer Drainagematte sowie einer Kiesschicht als Auflast.

Bautafel

Architekt: Allied Works Architecture, New York
Projektbeteiligte: Brad Cloepfil, Kyle Lommen, John Clappi, Dori Raskin, Aron Himmelfarb, Lara Shihab-Eldin, Mark Watanabe, Meredith Kole (Mitarbeiter Architekturbüro)
Bauherr: privat
Fertigstellung: 2012
Standort: Dutchess County, New York, USA
Bildnachweis: Jeremy Bittermann; Jason Schmidt

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