Wohnen im ehemaligen Rathaus in Köln-Weiden

Neu aufgebauter Dachstuhl in denkmalgeschütztem Verwaltungsbau

Südansicht
Giebelseite mit bodentiefen Fenstern
Originlatreppe und Fenster von Ludwig Gies in der größten Wohnung der Anlage

Im Kölner Stadtteil Weiden können acht Familien das ehemalige Rathaus ihr Zuhause nennen. Denn nach umfassenden Sanierungs- und Umbaumaßnahmen nach Plänen des Büros Format Architektur, befinden sich in dem früheren Bezirksrathaus acht Wohnungen. Das denkmalgeschützte Gebäude stammt ursprünglich von Hans J. Lohmeyer und wurde 1954 erbaut. Wegen der Gebietsreform in den frühen 1970er-Jahren diente es nur 18 Jahre seiner Bestimmung. Danach folgten wechselnde Nutzungen, wie z.B. als Volkshochschule und als Unterkunft für Asylbewerber.

Das L-förmige Gebäude gliedert sich in ein Haupthaus mit dem ehemaligen Ratssaal und einem Seitenflügel, dem ehemaligen Verwaltungstrakt. Aufgrund des Denkmalschutzes konnte das viergeschossige Gebäude (ein Keller-, zwei Regel- und ein Dachgeschoss) nicht in Geschosswohnungen aufgeteilt und es durfte nicht in die Fassadengestaltung eingegriffen werden. So entschieden sich die Architekten für eine vertikale Aufteilung durch neue interne Wandscheiben in einzelne „Reihenhäuser“. Dabei blieb die übrige Tragstruktur aus Stützen, Riegeln und eingelegten Decken überwiegend erhalten. Lediglich der Seitenflügel wurde erhöht und an das Haupthaus angepasst. Die Wohnungen verfügen über eine Wohnflächen von 155 bis 196 m².   

Im Bereich des ehemaligen Ratssaals entstand eine Einheit mit 315 m². Hier blieben auch die repräsentative Treppe mit Empore sowie die farbigen Bleiglasfenster erhalten. Sie stammen von dem Künstler Ludwig Gies, der vor allem durch den Adler, die „fette Henne“, im alten Bonner Plenarsaal bekannt ist.

Die Fassaden wurden originalgetreu saniert. Lediglich die neuen bodentiefen Fenster im Erdgeschoss greifen in das Erscheinungsbild des Bestandes ein. Aus Denkmalschutzgründen konnte bei den energetischen Maßnahmen nicht auf eine zusätzliche Außendämmung zurückgegriffen werden. Stattdessen wurde in Zusammenarbeit mit Bauphysikern und Energieberatern ein Innenwanddämmsystem eingebracht, das den  Wärmeschutz um über 300% verbessert. Zudem verfügt das Gebäude über eine moderne Erdwärmeheizung, die die Vorgaben der aktuellen Energieeinsparverordnung deutlich unterschreitet. Die Bewässerung des Grundstücks wird durch Brunnenwasser gewährleistet.
 
Ergänzend zum Bestandsgebäude entstand auf einer Freifläche des 5.140 m² großen Grundstückes ein weiteres Gebäude, das sich gestalterisch – analog zur Originalplanung des Rathauses – an Villenbauten der 1920er Jahre orientiert. Der Neubau umfasst zwei Wohnungen von 140 und 196 m².

Von einer Parzellierung der Außenbereiche des 5.140 m² großen Grundstückes wurde von Beginn an abgesehen. So gibt es zwar einzelne Terrassen für jede Einheit, doch diese befinden sich in der großen Grünfläche mit altem Baumbestand, die allen Bewohnern gleichermaßen zugänglich ist.
 
Dach
Der Dachstuhl wurde nach den Vorgaben des Denkmalschutzes komplett neu aufgebaut. Geändert wurde nur die Höhe des Seitenflügels. So verfügt des Gebäude nun über ein Satteldach mit einheitlicher Firsthöhe. Für Licht in den Dachräumen sorgen Dachflächenfenster.

Die Dachkonstruktion besteht wie beim Ursprungsbau aus einem klassischen Holz-Satteldach mit stehendem Stuhl. Lediglich die Aufbauhöhe wurde den heutigen Dämmstandards entsprechend angepasst und nach heutigen Vorgaben Konstruktionsvollholz als technisch getrocknetes, festigkeitssortiertes und keilgezinktes Vollholz für die Konstruktion gewählt.
   
Dachaufbau (von außen nach innen)

  • Frankfurter Pfanne (Dachsteine)
  • Konterlattung
  • Unterspannbahn
  • 3 cm Holzfaserplatte als Unterdeckung
  • 24 cm Mineralwolle WLG 035
  • Dampfsperre
  • Innenverkleidung
Das ehemalige Rathaus erhielt eine Anerkennung beim Deutschen Bauherrenpreis 2009/2010 und wurde in die Liste der „vorbildlichen Bauten in NRW“ 2010 aufgenommen.

Bautafel

Architekten: Format Architektur, Köln
Projektbeteiligte: Patrick Reinecke, Köln (Tragwerksplanung); Calles De Brabant Landschaftsarchitekten, Köln (Landschaftsplanung); Ulrich Schumacher, Hürth (Generalunternehmer)
Bauherr: Raiffeisenbank Frechen-Hürth
Fertigstellung: 2009
Standort: Lerschstraße 2 - 20, 50858 Köln
Bildnachweis: Lukas Roth, Köln; Format Architektur, Köln

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