Wohnblock Tetris in Berlin

Einschalige Außenwand ohne zusätzliche Wärmedämmung

Der Wohnungsbau boomt, denn in allen deutschen Metropolen und Ballungsräumen steigt die Nachfrage nach Wohnraum seit Jahren kontinuierlich. In Berlin-Adlershof ist in den letzten zwanzig Jahren auf dem Gelände des ehemaligen Flughafens Johannisthal ein neuer Stadtteil entstanden, in dem sich vorrangig Wissenschaftsunternehmen, Forschungs- und Universitäteinrichtungen angesiedelt haben. Um nun den Bedarf an Wohnungen für die mittlerweile große Anzahl der dort Beschäftigten zu decken, wurden Grundstücke aus dem Besitz des Landes Berlin in einem Wettbewerbsverfahren zu festen Preisen an Investoren vermarktet, die sich zuvor mit einem architektonischen Konzept für ein Wohngebäude beworben hatten. Aus einem solchen Verfahren ging der Entwurf von Eyrich-Hertweck Architekten für den Bauherrn Integrator-Berlin als Sieger hervor und wurde ab 2012 in zwei Bauabschnitten realisiert.

Insgesamt beherbergt das Wohnhaus 75 Wohnungen sowie zwei Gewerbeeinheiten
Die 18 Wohnungstypen wurden wie bei dem Computerspiel Tetris verschachtelt zusammengesetzt
Straßenansicht der Nordostfassade mit Eingang zum Café

Der parallel zum Groß-Berliner-Damm positionierte 120 Meter lange und 15,50 Meter breite Baukörper bildet den Auftakt des neuen Wohngebiets „Wohnen am Campus“. Zur Kreuzung Groß-Berliner-Damm und Konrad-Zuse-Straße steigt der sechsgeschossige Neubau in einer geschwungenen Linie auf sieben Geschosse an. Zum schmalen Fuß- und Radweg Wilhelm-Hoff-Straße im Südosten ist der Kopf des Gebäudes abgewinkelt, so dass ein kleiner Platz entsteht, der von einem Café im Erdgeschoss als Außenbereich genutzt wird.

De Planer ließen sich von dem Spieleklassiker Tetris inspirieren und ordneten die 75 teils sehr unterschiedlichen „Wohnungsbausteine“ ineinander verschachtelt an. Insgesamt entwickelten sie 18 Typen. Die Ein- bis Sechszimmerwohnungen sind zwischen 41 und 201 Quadratmeter groß und für unterschiedliche Zielgruppen geeignet: Singles, Paare, kleine und große Familien. Viele der größeren Einheiten mit mehr als zwei Zimmern sind als Maisonetten angelegt.

Die Zugänge befinden sich an der Straßenseite im Nordosten, zu den Erdgeschosswohnungen liegen sie siebzig Zentimeter über dem Straßenniveau und sind durch einen schmalen Gartenstreifen vom Gehweg getrennt. Die Einheiten der oberen Geschosse werden über breite Laubengänge erschlossen. Aufgrund der Maisonetten musste nur in der zweiten und fünften Etage des Gebäudes ein Laubengang angeordnet werden, was die Erschließungsflächen zugunsten von mehr Wohnfläche minimiert. Zwischen je zwei Eingängen platzierten die Planer Holzbänke zum Verweilen und zum Austausch mit den Nachbarn. Die barrierefreien Wohnungen erreicht man über die vier vertikalen Erschließungskerne mit Fahrstuhl.

Alle Einheiten verfügen über einen Außenbereich zur ruhigen und sonnigen Südwestseite. Im Parterre gehören dazu neben Terrassen auch eigene Gärten, in den Obergeschossen Loggien oder Dachterrassen. Die großzügige Verglasung der Südwestfassade erlaubt solare Wärmegewinne in der kalten Jahreszeit. Im Sommer tragen die Loggien in Kombination mit Jalousien zum sommerlichen Wärmeschutz bei und vermeiden eine Überhitzung des Gebäudes.

Die den Wohnungen zugeordneten PKW- und ein Großteil der Fahrrad-Stellplätze sind in einem Sockelgeschoss untergebracht. Da es die Höhendifferenz von Straße und Garten ausgleicht, profitiert die Tiefgarage von einer natürlichen Belüftung. Die Zufahrt zur Tiefgarage befindet sich mittig im Baukörper zum Groß-Berliner-Damm.

Mauerwerk

Bauherr und Architekten haben von Anfang an Wert auf eine ökologische und nachhaltige Bauweise gelegt. Aus diesem Grund ist der Wohnungsbau in Massivbauweise mit einschaligem Mauerwerk ohne zusätzliche Wärmedämmung konzipiert.

Die 48 cm starke monolithische Außenwand wurde im Planziegelsystem aus hochwärmedämmenden, perlitverfüllten Leichthochlochziegeln mit Dünnbettmörtel errichtet und innen sowie außen verputzt. Der Wandaufbau sieht folgendermaßen aus: 1,5 cm Innenputz, 36,5 cm starkes Mauerwerk und abschließend ein 2 cm Besenstrichputz. Der Planziegel mit den Maßen 24,8 x 36,5 x 24,9 cm verfügt über eine Wärmeleitfähigkeit λR von nur 0,10 W/mK, sodass die Außenwände einen U-Wert von 0,26 W/m²K erreicht. Mit einem Direkt-Schalldämm-Maß Rw von 52 dB sorgen sie zudem für einen wirksamen Schutz gegen den Umgebungslärm von Straßenverkehr und S-Bahn.

Für einen guten Schallschutz zwischen den Einheiten wurden die Wohnungstrennwände aus 24 cm starken Großkammerziegeln im Format 37,3 x 24 x 24,9 cm errichtet. Nach dem Aufmauern der Innenwände mit Dünnbettmörtel erfolgte die geschosshohe Verfüllung mit Beton zeitgleich mit dem Betonieren der Decke. Verfüllt und beidseitig verputzt erreicht das Planfüllziegelmauerwerk ein Direkt-Schalldämm-Maß Rw von 60,8 dB. Die Wohnungstrennwände sind mittels Schlitzeinbindung in die Außenwände ausgeführt, so dass eine gute Stoßstellendämmung erreicht und so wiederum eine hohe Schalldämmung der Trennbauteile erzielt wurde.

Bautafel

Architekten: Eyrich-Hertweck Architekten, Berlin
Projektbeteiligte: Christel Weschler, Eltville am Rhein (Ausführungsplanung); Breitmaier Michael, Berlin (Bauleitung); Gerd Paul Koch, Mannheim (Tragwerksplanung); Hust & Eichhorn, Walsheim (Haustechnik); Udo Rehm, Walsheim (Elektroplanung); Gerdes | Hubert Ingenieurbüro, Berlin (Energieberatung); Feuerschild Brandschutz, Berlin (Brandschutz); TDB Landschaftsarchitektur Thomanek Duquesnoy Boemans, Berlin (Freiraumplanung); Wienerberger, Hannover (Porotonziegel)
Bauherr: Integrator-Berlin, Mannheim
Fertigstellung: 2016
Standort:
Groß-Berliner-Damm 130-146, 12489 Berlin
Bildnachweis: Werner Huthmacher, Berlin; Eyrich-Hertweck Architekten, Berlin

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