Wohnblock in Tilburg
Dunkle Läufer in unterschiedlicher Höhe
Im niederländischen Tilburg entstand nach Plänen von Bedaux De
Brouwer Architecten ein Wohnblock, dessen skulpturale Formensprache
einen modernen benachbarten Kaufhauskomplex sowie die umgebende
kleinmaßstäbliche Altstadtbebauung raffiniert miteinander
verzahnt.
Basierend auf dem städtebaulichen Masterplan von Bonel i Gil
Arquitectes aus Barcelona stand ein schmales und keilförmiges
Grundstück in der Ijzerstraat, einer typischen alten Tilburger
Innenstadtstraße, zur Verfügung. Die Architekten stellten der
fensterlosen Fassade des Geschäfts- und Kinokomplexes (von Bonel i
Gil) einen kammförmigen Gebäuderiegel voran. Dessen vier schlanke
Vorsprünge brechen die Großform des Kaufhauses auf, indem sie
Typologie und Rhythmus der gegenüber liegenden Stadthäuser
aufnehmen. Die Vor- und Rücksprünge gliedern den Block in einzelne
Stadthäuser mit kleinen Höfen und separaten Eingängen.
Der keilförmige Grundriss ermöglichte sehr unterschiedliche
Wohnformen. Neben Erdgeschosswohnungen mit Garten entstanden
beispielsweise kleine Appartements. Den krönenden Abschluss der
jeweils dreigeschossigen Häuser bilden so genannte Dachbungalows,
die über eine rückwärtige gemeinsame Galerie erschlossen werden.
Durch die gestaffelte Baulinie der Kammform ist die Belichtung der
Wohnungen auch von Süden her möglich und die Bewohner haben
Ausblick auf die Längsachse der Iitzerstraat.
Den Abschluss des Ensembles bildet ein zehngeschossiger Wohnturm am
Vreedeplein (Friedensplatz). Durch die begrenzte Grundfläche von 8
x 16 m ergab sich ein schlanker und 35 m hoher Bau, der über einem
zweigeschossigen Geschäftsbereich vier ebenfalls zweigeschossige,
gestapelte Wohnungen beherbergt. In Tilburg seien mit den Jahren
immer mehr charakteristische skulpturale Objekte aus dem Stadtbild
verschwunden, erklärt Jacq. de Brouwer. Der Loft-Turm am
Vreedeplein sei seine Antwort auf dieses Phänomen - er wolle „der
Stadtsilhouette wieder ein skulpturales, zum Maßstab der Stadt
passendes Element hinzufügen“.
Mauerwerk
Sämtliche Fassaden wurden auf dem Stützenraster einer
zweigeschossigen Tiefgarage (Entwurf: Bonell i Gil) und einem
darunter liegenden städtischen Fahrradkeller (Entwurf: Bedaux de
Brouwer) errichtet. Der gesamte Komplex wurde ohne vorgefertigte
Fassadenelemente vor Ort gemauert, und zwar aus dunklen, fast
schwarzen Klinkern im Läuferverband. Aufgrund der
unterschiedlichen Höhe der Läufer entsteht eine lebendige und
rhythmische Fassade. Diesen Eindruck verstärkt der bei einer
Läuferschicht übliche Versatz um eine halbe Steinlänge.
Insgesamt zeugt das Mauerwerk von der hohen Qualität der
Ausführungsplanung und handwerklichen Umsetzung. Die horizontalen
Fugen erscheinen ebenso akkurat wie die vertikalen Dehnungsfugen.
Die Lage der Dehnungsfugen ist auf die hervortretenden
Fensterkästen abgestimmt. Der gesamte Komplex ist durch die
Verwendung desselben Steins als Ensemble erkennbar, selbst kleinere
Einfriedungsmauern bestehen aus dem Klinker. Nur im
Sockelbereich des Turms und öffentlichen Nutzungen sind kleine
Fassadenbereiche bzw. außen liegende Stützen mit hellem Naturstein
verkleidet.
Die Fassaden des Wohnturms bestimmen wechselnde, zum Teil
großflächige Fenstereinschnitte: Je nach Orientierung öffnen sich
die Wohnungen nach Osten, Süden oder Westen. Die hervorstehenden
Aluminiumrahmen der Fenster sowie frei verstellbare perforierte
Lichtschutzelemente akzentuieren die Fassaden zusätzlich.
Bautafel
Architekten: Bedaux de Brouwer Architecten, Goirle
Bauherren: Pieter Vreedeplein Ontwikkeling, Den Haag
Fertigstellung: 2007
Standort: Pieter Vreedeplein / IJzerstraat, Tilburg
Bildnachweis: Luuk Kramer, Amsterdam
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