Wohnanlage Raphaelhöfe Soers in Aachen

25 Erdwärmesonden und 6 Sole/Wasser-Wärmepumpen liefern Heizungswärme

Im Norden von Aachen liegt die ehemalige Klosteranlage St. Raphael. Bereits im Jahr 1903 eingeweiht, dienten die roten Backsteingemäuer, bestehend aus Kloster und Kapelle, über 70 Jahre als Fürsorge- und später als Altenpflegeheim. Im Laufe der Zeit erfuhr der historische Gebäudekomplex mehrere Um- und Anbauten, bis er schließlich Anfang der Jahrtausendwende von der Ordensgemeinschaft aufgegeben und verkauft wurde. Nach Plänen der Büros Stadtarchitekten (Köln) und Goetzen Architekten (Ratingen) entstand schließlich das Wohnungsbauprojekt Raphaelhöfe Soers – das sich in einer spannenden Kombination aus Alt und Neu aus insgesamt acht Gebäuden (drei sind neu und fünf Bestand) mit einer Wohnfläche von 8.520 m² zusammensetzt.

In der alten Kapelle sind vier Splitlevel-Wohnungen untergebracht
Kombination aus Alt und Neu: Links der fünfgeschossige Neubau im Westen der Anlage, mittig das Bestandsgebäude, ganz rechts die Kapelle
Die alte Kapelle mit Glockenturm

Der alte Klosterhof wird nach Norden und Osten hin von den drei Bestandsbauten sowie der Kapelle mit dem weit sichtbaren Glockenturm begrenzt. Insgesamt 21 Wohnungen finden in den Backsteinbauten Platz, vier davon in der alten Kapelle. Hier erstrecken sich die Wohnungen über drei Ebenen, bei einer variierenden Größe zwischen 145 und knapp 250 m². So gut wie alle Wohnungen sind mit holzverkleideten Balkonen ausgestattet, die thermisch getrennt vor den alten Backsteinmauern lagern.

Neu hinzu kamen drei riegelförmige Bauten mit zurückversetzten Staffelgeschossen und begrünten Dächern. Einer davon fasst als fünfgeschossiges Wohngebäude den Hof nach Westen hin ein und stellt sich giebelseitig an den Altbau an. Geschlossen wird der Hof durch dreigeschossige Reihenhäuser im Süden der Anlage. Sie haben alle Terrassen auf dem Dach sowie kleine, private Gärten im Erdgeschoss. Außerhalb des Hofes gehört noch ein weiteres neues Reihenhaus im Südosten zur Anlage sowie das weiß verputzte Bestandsgebäude „Torhaus“.

Die neuen Gebäude bekamen einen freundlichen, beigefarbenen Anstrich, der gut mit dem Farbton der Backsteinbauten harmoniert. Alle Wohnungen sind barrierefrei ausgeführt und per Aufzug erreichbar. Außerdem stehen den Bewohnern eine Tiefgarage mit 75 Stellplätzen sowie ein ebenerdiger Abstellraum für Fahrräder zur Verfügung. Die Neubauten erfüllen alle die Anforderungen der EnEV 2007 und den KfW-Effizienzhaus 70-Standard.

Alle Bestandsbauten wurden unter Beachtung des Denkmalschutzes umfassend saniert und im Inneren auch technisch, auf den neuesten Stand gebracht.

Gebäudetechnik
Beim Energiekonzept für die gesamte Wohnanlage stand die Reduzierung von CO₂-Emissionen und Heizkosten im Vordergrund. Aus diesem Grund entschieden sich die Architekten, die Wärmeenergie aus dem Erdboden zu nutzen.

Beheizung und Kühlung sämtlicher Gebäude erfolgen über eine Geothermie-Anlage. Die hierfür benötigte Wärmequelle bilden 25 Erdwärmesonden, die in eine Tiefe von 200 Metern reichen. In ihnen zirkuliert eine Wärmeträgerflüssigkeit, die durch die höheren Temperaturen im Erdreich erwärmt wird. Sechs Sole/Wasser-Wärmepumpen entziehen der Flüssigkeit die eingelagerte Energie. Durch Verdampfung und Kompression in den Wärmepumpen wird sie in Heizenergie umgewandelt. Über Fußbodenheizungen in jeder Wohneinheit wird die Wärme an die Räume abgegeben. Das reicht aus, um das gesamte Gebäude im Winter zu beheizen oder in den Sommermonaten angenehm kühl zu temperieren.

Die Wärmepumpenanlage wurde speziell für größere Projekte entwickelt. Je zwei Wärmepumpen sind platzsparend, übereinandergestapelt in einer Dreierreihe in der Technikzentrale in der Tiefgarage aufgestellt. Die weißen kompakten Geräte sind rund 1,15 m hoch, 1,24 m breit und 0,86 m tief. Je ein Modul hat eine Wärmeleistung von 67,10 kW. Auf diese Weise können sämtliche Gebäude durch die Kombination von erneuerbarer und ressourcenschonender Energietechnik beheizt und gekühlt werden.

Bautafel

Architekten: Stadtarchitekten, Köln und Dr. Reiner Götzen Creatives Planen, Ratingen
Projektbeteiligte: Kühn Geoconsulting, Bonn (Fachplanung Geothermie); K.J. Heinrichs – Ingenieurbüro für Bauphysik, Hürth (Bauphysik); Reinders Landschaftsarchitekten, Duisburg (Freiraumplanung); Wärmepumpen-Anlage (Stiebel Eltron, Holzminden)
Bauherr: Interboden Innovative Lebenswelten, Ratingen
Fertigstellung: 2011
Standort: Strüverweg 3, 52070 Aachen
Bildnachweis: Interboden Innovative Lebenswelten, Ratingen

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