Wohnanlage Kastanienhof in Wesseling

Satteldächer bei Bestand und Neubauten

In der rheinischen Stadt Wesseling, auf halber Strecke zwischen Köln und Bonn, steht der Kastanienhof. In der Vierkant-Hofanlage konnten nach ausgiebigem Um- und Neubau 15 Wohneinheiten bezogen werden. Geplant haben die Neugestaltung des Ensembles Raumwerk Architekten aus Köln. 

Die vorhandenen Wirtschaftsgebäude wurden teilweise zurückgebaut und mit Neubauten ersetzt und ergänzt.
Der südliche und der östlichen Neubau wurden in Hybridbauweise aus Holz und Beton errichtet.
Während das übriggebliebene Bestandsgebäude über eine außen verlaufende Regenrinne verfügt, liegt sie bei den neuen Satteldächern hinter der Traufkante versteckt.

Das 2.500 Quadratmeter große Grundstück befindet sich am Rand des Ortsteils Urfeld. Direkt einer Straßenbahnhaltestelle gegenüberliegend ist der Wohnhof per ÖPNV gut von Köln und Bonn aus zu erreichen. All jenen, die mit dem Auto unterwegs sind, steht eine Tiefgarage zur Verfügung. Diese war baurechtlich notwendig, um die Freifläche im Hof zu erhalten. Der gemeinsame Grünraum bildet das Zentrum sowohl der vorgefundenen und auch der umgebauten Anlage. Um die historische Bauform zu erhalten wurden die zunächst abgebrochenen Wirtschaftsgebäude durch Neubauten ersetzt. Auf einer Nutzfläche von rund 1.608 Quadratmetern brachte das Architekturbüro neun verschiedene Wohnungstypen mit einer Größe von 55 bis 150 Quadratmetern unter. Sie alle verfügen sowohl über Zugang zu individuellen Außenräumen – entweder Terrassen oder Loggien – als auch zu gemeinschaftlich genutzten Gartenflächen.

Kombination aus Wiederverwendetem und Neuem

Der südliche und östliche Neubau (Haus C und Haus D) wurden in Hybridbauweise aus Holz und Beton errichtet. Die Außenwände wurden als vorgefertigte Holzbauelemente geliefert. Gemeinsam mit der Betonkonstruktion bilden sie eine statische Einheit. Vertikale Holzlamellen an den Fassaden dienen als visuelle Filter zwischen den privaten Innenräumen der Wohnungen und dem  Hof. Bei der Materialwahl strebte das Architekturbüro danach, möglichst viel der vorhandenen Substanz wiederzuverwenden: Die beim Rückbau angefallenen Mauerwerkssteine – insgesamt 150 Paletten – wurden in den neuen Fassaden und Innenwänden verbaut. Für den 800 Quadratmeter großen befestigten Bereich des von allen Bewohnern gemeinsam genutzten grünen Innenhofs wurde recyceltes Kopfsteinpflaster eingesetzt.

Satteldächer mit außen- und innenliegender Entwässerung

So wie das bestehende verfügen auch die beiden straßenseitigen der drei neu errichteten Gebäude über Satteldächer: Während beim Altbau die Dachentwässerung klassisch über eine vorgehängte Dachrinne erfolgt, erhielten die neuen Sparrendächern eine innenliegende Dachrinne, die hinter der Traufkante liegt. Die so entstehenden, reduzierten Ansichtsflächen in Kombination mit den in Sichtbeton erstellten Schildgiebelwänden lassen die Dachform geradezu archetypisch erscheinen. Durch den nördlichen Giebel von Haus C kann auf Traufhöhe anschließende Flachdach des dritten Neubaus erreicht werden. Es verspringt an der Stelle, an der das längliche Gebäude nur noch eingeschossig den Hof schließt.

Dachaufbau von außen nach Innen (nach Angaben des Planungsbüros)

  • Betondachstein, Flachziegel
  • Lattung
  • Konterlattung
  • Dampfdiffusionsoffene Unterdachplatte Holzfaser, 35 mm, WLG 046
  • Sparren, Konstruktionsvollholz (KVH), h = 280 mm
  • Zwischensparrendämmung Mineralwolle, 300 mm, WLG 035
  • Dachelement Brettschichtholz (BSH), 90 mm als Dampfsperre (Fugen dampfdicht verleimt), Sichtoberfläche innen weiß lasiert

Bautafel

Architektur: Raumwerk Architekten, Köln
Projektbeteiligte: Prüf-Kollegium-Bau, Köln (Brandschutz); Bau-Werk Ingenieurbüro, Köln (Statik); Energiebüro vom Stein, Köln (Bauphysik)
Bauherr/in: privat
Fertigstellung: 2021
Standort: Auf der Trift 152-174, 50389 Wesseling
Bildnachweis: Thomas Schäkel, Köln (Fotos); Raumwerk Architekten, Köln (Pläne)

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