Wohnanlage in Mülheim an der Ruhr

Reihenhäuser mit Schieferdächer und -fassaden in Rechteck-Doppeldeckung

Auf dem Grundstück einer alten Hofanlage in Mülheim entstand nach Plänen des Kölner Architekten Peter Kulka eine Siedlung für betreutes Wohnen. Die zwanzig ebenerdigen Reihenhäuser sind auf die spezifischen Bedürfnisse alter Menschen abgestimmt. Drei Reihenhauszeilen bilden zusammen mit einem historischen Fachwerkhaus einen geschützten Innenbereich. Alle 20 Mietwohnungen sind barrierefrei ausgebildet und verfügen über 55, 60 oder 75 m². Die gesamte Hofanlage liegt idyllisch in einem Naturschutzgebiet.

Hofanlage mit dem alten Fachwerkhaus (hinten links) als Gemeinschaftsgebäude
Wände und Dächer der Neubauten sind mit grünem Schiefer in Rechteck-Doppeldeckung ausgeführt
Wohnanlage in Mülheim an der Ruhr

Das Bestandsgebäude wurde saniert und dient nun als Gemeinschaftshaus. Als Verbindung zwischen Alt und Neu wählte Kulka das gleiche Fassadenmaterial: Die Wandbekleidung des Fachwerkhauses ist aus Schiefer in Altdeutscher Deckung ausgeführt, Wände und Dächer der Neubauten mit grünem Schiefer in Rechteck-Doppeldeckung.

Schiefer
Der Architekt wollte alle sichtbaren technischen Details der Außenhülle auf ein Minimum reduzieren. Dafür entwickelte er in Zusammenarbeit mit dem Dachdeckerunternehmen u.a. ein Traufdetail mit innenliegender Kastenrinne. Alle traufseitigen Fassaden verbergen hinter dem Schiefer neben der 12 cm dicken Mineralfaserdämmung, den Kastenrinnen und den unsichtbar verlaufenden Fallrohren auch die gesamte Fenstertechnik inklusive farbig gestalteter Holzlamellen-Schiebelemente. Um innerhalb der Fassadenkonstruktion Platz für die Einbauten zu schaffen, mussten die traufseitigen Fassaden auf einer Aluminium-Unterkonstruktion weit auskragend montiert werden. Darauf wurde mit speziellen selbstschneidenden Edelstahlschrauben eine waagerechte Holzlattung (30 x 50 mm) fixiert und die Rechteckschiefer im Format 40 x 25 cm (Lattmaß 17 cm, Überdoppelung von 6 cm) mit farblich angepassten Haken montiert.

Auch die Ortgangdetails aus Metall an den Giebeln wurden auf ein erforderliches Minimum reduziert und farblich an die Schieferdeckung angepasst. Die giebelseitigen Fassaden basieren auf einer Holzunterkonstruktion mit senkrechten Grund- und waagerechten Traghölzern (60 x 60 mm). Dazwischen kamen insgesamt 12 cm Mineralfaserdämmung zum Einsatz. Konter- und Traglatten (30 x 50 mm) sind die Basis für die mit Haken fixierten Schiefer.

Prägendes Merkmal der Gebäude sind die nur um 12,4° und 19,2° geneigten Dächer. Sie unterschreiten deutlich die Regeldachneigung von 22° für die ausgeführte Rechteck-Doppeldeckung. Gedeckt sind die Dächer mit 50 x 25 cm großen Schiefern, die Überdeckung des dritten Gebindes über das erste beträgt allerdings mindestens 12 cm. Damit ist die Dachdeckung regelkonform, da bei einer Unterschreitung der Regeldachneigung um nicht mehr als 10° diese Art der Überdeckung in Kombination mit einem wasserdichten Unterdach ausreichend Sicherheit gegen eindringende Feuchtigkeit gewährleistet. Das wasserdichte Unterdach liegt auf einer 21 mm dicken OSB-Platte. Darauf wurden Konterlatten (30 x 50 mm) montiert und beidseitig mit Dreikantleisten (30 x 30 mm) beplankt. Mit einer nahtklebenden Bitumen-Unterdachbahn wurden die Konterlatten abgedeckt und darauf die Dachlatten (30 x 50 mm) genagelt. Die Schieferdeckung ist geklammert.

Bautafel

Architekt: Peter Kulka Architektur, Köln
Projektbeteiligte: Prange, Brilon (Dachdecker); Rathscheck Schiefer, Mayen (Schiefer)
Bauherr: Fliedner Stiftung, Mülheim an der Ruhr
Fertigstellung: 2010
Standort: Lintorfer Straße 20-26, 45481 Mülheim an der Ruhr
Bildnachweis: Prange, Brilon; Peter Kulka Architektur, Köln; Rathscheck Schiefer, Mayen

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