Wohnanlage in Hamburg

Klinker, Kalksandstein und bunte Edelstahltafeln

Die in den 1920er Jahren unter der Federführung des damaligen Oberbaudirektors Fritz Schumacher entstandene Jarrestadt in Hamburg-Winterhude gilt als Musterbeispiel des Reformwohnungsbaus der Weimarer Republik. An eben diesem baugeschichtlich bedeutsamen Ort errichtete das Hamburger Büro Thüs Farnschläder Architekten eine aus drei Baukörpern bestehende Wohnanlage. Die Architekten hatten 2006 einen eingeladenen Wettbewerb gewonnen.

Erschließung zwischen Straßenbebauung und Hofhäusern
Hofhaus
Rückseite der Straßenbebauung

Der Gebäudekomplex bildet zur Jarrestraße einen fünfgeschossigen Baukörper, dessen Staffelgeschoss in der Höhe an die bestehende Bebauung schließt. Rückwärtig befinden sich noch zwei zusätzliche Neubauten mit jeweils vier Geschossen, sie verlaufen orthogonal zur straßenseitigen Bebauung und sind oberirdisch nicht mit dieser verbunden. Während der Zugang zur Blockrandbebauung an der Jarrestraße liegt, werden die Hofhäuser über einen Durchgang an der nordöstlichen Grundstücksgrenze erschlossen. Um möglichst viel Grünfläche zu bewahren, wurden die notwendigen Pkw-Stellplätze in einer Tiefgarage untergebracht.

Im Rahmen der Baumaßnahme entstanden 54 Eigentumswohnungen und eine Tiefgarage. Während der Baukörper an der Jarrestraße ein Klinkerkleid erhielt, erstrahlen die Rückseite und die Hofhäuser in weißem Putz mit farbigen Fassadentafeln. Unterschiedliche Fensterformate und bunte aluminiumverkleidete Erker gliedern die Klinkerfassade und geben ihr einen Rhythmus. Zum Hof hin sind die Wohnungen großzügig verglast, Terrassen, Loggien, Balkone und Erker gliedern die Fassaden und erzeugen einen bewegten Eindruck.

Die Anlage ist lediglich von der Jarrestraße her über Rettungsfahrzeuge anleiterbar. Um nicht auch den Hofbereich der Wohnanlage für die Feuerwehr befahrbar machen zu müssen, wurden die zurückliegenden Bauten so gestaltet, dass alle Wohneinheiten ohne Fahrzeuge anleiterbar sind. Aus diesem Grund wurden in beiden Hofhäusern die oberen Geschosse als Maisonettewohnungen ausgebildet. Das 3. OG ist jeweils über eine Maisonettetreppe und an das Haupttreppenhaus angebunden, das 2. OG kann per Handleiter entfluchtet werden.  Alle Wohneinheiten verfügen über großzügige Terrassen oder Loggien sowie vorgeschaltete Wintergärten, Galerien oder Atrien.

Mauerwerk
Die Wohnanlage lagert auf einer Pfahlgründung mit Stahlbetonsohle. Die Außenwände aller Wohnbauten wurden als Kalksandstein-Mauerwerk mit Wärmedämmverbundsystem ausgebildet. Die weiß verputzten Hofgebäude erhielten farbige, mit Fassadentafeln verkleidete Erker. Alle Innenwände bestehen aus Kalksandsteinmauerwerk, im Trockenbau erstellt. Die Hofseite des Vorderhauses variiert ein verklinkertes Sockelgeschoss mit weiß verputzten Flächen und farbigen Akzenten aus Fassadenplatten in Grau und Rot.

Auch bei der Wahl der Materialien setzten die Architekten auf Brüche: Während das Verblendmauerwerk aus Klinkern im Format 22,8 x 10,8 x 5,4 cm durchaus auf der norddeutschen Backstein-Tradition fußt, bilden die mit bunt gefärbten Edelstahltafeln verkleideten Erker - zwar selbstbewusst, aber nicht laut - einen sehr modernen Kontrapunkt.

Bautafel

Architekten: Büro Thüs Farnschläder, Hamburg
Bauherr: Voigt + Ohler Grundstücksgesellschaft, Hamburg
Standort: Jarrestrasse 70 - 72, 22303 Hamburg
Fertigstellung: 2009
Bildnachweis: Büro Thüs Farnschläder, Hamburg

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