Wohn- und Geschäftshaus in Berlin

Verblendmauerwerk und Betonfertigteile

Berlin ist alles andere als homogen, vielmehr kennzeichnet die deutsche Hauptstadt eine heterogene Mischung an Architekturstilen. Jedes Viertel, jeder Kiez hat im Laufe der Zeit bedingt durch die wechselvolle Geschichte von Krieg, Trennung und Wiedervereinigung sein eigenes Flair entwickelt. In Mitte ist nun mit dem Neubau eines Wohn- und Geschäftshauses nach Plänen von Tchoban Voss Architekten ein neuer Baustein zu dem großen Puzzle Berlin hinzugekommen, der sich durch seine markante Mauerwerksfassade aus hellbeigefarbenen Verblendern und großen, mit weißen Betonfertigteilen eingefassten Öffnungen in der Nachbarschaft selbstbewusst behauptet.

Auf dem Dach des sechsgeschossigen Baukörpers befindet sich ein zum Penthouse ausgebautes Staffelgeschoss
Die großen Fensterflächen unterschiedlichen Formats sind mit weißen Betonfertigteilen eingefasst
An der Rückseite des Hauses springt die Fassade ab dem ersten Obergeschoss zum Teil zurück

Der Neubau entstand auf einem Eckgrundstück von etwa 1.016 Quadratmetern, das im Nordwesten von der Elisabethkirchstraße und im Südwesten von der Ackerstraße eingefasst wird. Gegenüber liegt der Pappelplatz mit dem steinernen Geldzählerbrunnen des Berliner Sezession-Künstlers Ernst Wenck. Die Architekten positionierten den Baukörper mit annähernd rechteckigem Grundriss parallel zu den zwei Straßenfluchten. Das als Wohn- und Geschäftshaus genutzte Gebäude umfasst fünf Geschosse plus ein Staffel- und ein Untergeschoss mit Tiefgarage. An der straßenabgewandten Nordostseite springt die Fassade ab dem ersten Stockwerk um einige Meter zurück. Die Südostseite ist als Brandwand ausgeführt, da hier laut Bebauungsplan eine Nachbarbebauung anschließen könnte. Die markanten, mit weißen Betonfertigteilen eingefassten Fensteröffnungen sind unterschiedlich groß und teils vertikal, teils horizontal ausgerichtet. Sie wurden in einem Stahlbetonfertigteilwerk in der Nähe von Berlin gefertigt und ihre Oberfläche fein sandgestrahlt.

Die Zufahrt zur Tiefgarage mit zehn Stellplätzen erfolgt von der Elisabethkirchstraße, der Haupteingang befindet sich mittig an der Ackerstraße. Im Erdgeschoss und im ersten sowie in Teilbereichen des zweiten Obergeschosses entstanden Flächen für gewerbliche Nutzung. Die acht Wohneinheiten von 70 bis 190 Quadratmetern wurden auf der zweiten bis vierten Etage verteilt. Das Staffelgeschoss ist als rundum verglastes Penthouse mit einer Wohnfläche von 290 Quadratmetern und umlaufender Terrasse konzipiert.

Der Neubau ist im Niedrigenergiehausstandard errichtet. Die Wärme- und Kälteversorgung erfolgt regenerativ über eine Wärmepumpe mit einer geothermischen Anlage. Zudem ist auf dem Flachdach des Staffelgeschosses eine großflächige Photovoltaikanlage zur Stromerzeugung installiert, deren erzeugte Energie die haustechnischen Komponenten betreibt und die Bewohner mit Strom beliefert.

Mauerwerk
Das Wohn- und Geschäftshaus ist in Stahlbetonskelettbauweise konzipiert, der Außenwandaufbau als zweischalige Wand mit Kerndämmung ausgeführt. Der 49,5 cm starke Wandaufbau sieht von innen nach außen folgendermaßen aus: 15 mm Gipsputz, 20 cm Stahlbeton, 16 cm Kerndämmung, 2 cm Luft und 9 cm Verblendmauerwerk.

Für Verblendmauerwerk entschieden sich die Architekten, da es zum einen eine wartungsarme und dauerhafte Fassadenbekleidung darstellt und zum anderen als Referenz an das Sichtmauerwerk des benachbarten Hauses der Elisabethgemeinde verstanden werden kann. Zum Einsatz kommt ein hellbeigefarbener Verblendklinker im Sonderformat, der mit den Abmessungen 27 x 4 x 9 cm besonders schmal und lang ist. Es handelt sich um einen Wasserstrichziegel aus dem Ringofen, dessen Oberfläche herstellungsbedingt ein Schlierendesign mit teilweise aufgerauten Bereichen aufweist, das jeden dieser Ziegel zum Unikat macht.

Bautafel

Architekten: Sergei Tchoban, Tchoban Voss Architekten, Berlin
Projektbeteiligte: Philipp Bauer, Berlin (Projektleitung); Kenan Ozan, Katja Fuks, Natalia von Kruechten, Anissa Landgraf, Berlin (Mitarbeiter); Weiske und Partner, Berlin (Statik); KUULA, Berlin (Landschaftsplanung); Marko Augustat und Partner, Berlin (Haustechnik); Kasimir Hochbau, Mühlenbeck (Rohbau); Assmann & Klasen, Rüdersdorf (Fassade); GBJ Geithner Betonmanufaktur Joachimsthal, Ziethen (Betonfertigteile); Janinhoff, Münster (Verblendziegel)
Bauherr: Acker 28 Projektgesellschaft, Potsdam
Fertigstellung: 2016
Standort:
Ackerstraße 29, 10115 Berlin
Bildnachweis: Werner Huthmacher, Berlin; Tchoban Voss Architekten, Berlin

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