Wohn- und Atelierhaus in Lübeck

Modernes Altstadthaus aus Porenbeton

Die von Wasserläufen umgebene Lübecker Altstadt ist mit einer Ausdehnung von 100 Hektar das größte deutsche Flächendenkmal des Unesco-Weltkulturerbes. Gefasst wird dieses bauhistorische Juwel von den Resten einer mittelalterlichen Stadtmauer und von einer Hafenanlage aus dem 19. Jahrhundert. Auch heute noch bestimmen die so genannten „Sieben Türme“ maßgeblich die Ansicht der Hansestadt. Diese Türme der fünf Hauptkirchen auf dem Altstadthügel entstammen der für die Hansestadt typischen Backsteingotik.

Wohn- und Atelierhaus in Lübeck
Wohn- und Atelierhaus in Lübeck
Wohn- und Atelierhaus in Lübeck

In dieser historischen Umgebung - genauer: an der Wakenitzmauer - ergab sich durch den Abriss eines maroden Altbaus vor rund drei Jahren eine Baulücke, die der Lübecker Architekt Uwe Ellinghaus mit einem modernen Altstadthaus geschlossen hat. Ohne sich anzubiedern, fügt sich der dreigeschossige Neubau sowohl durch seine Kubatur als auch durch die Ausbildung als Giebelhaus ganz selbstverständlich in die bestehende Häuserzeile ein. Rote Dachschindeln und ein zurückhaltender heller Kalkzementputz nehmen die Stilelemente der benachbarten Bauten auf.

Ein ganz eigenes, sehr zeitgemäßes Gepräge erhält das Stadthaus durch bodentiefe, asymmetrisch angeordnete und leicht schräg stehende Fenster, welche die Fassade zur Straße hin gliedern. „Ich zitiere damit auch die Unebenheiten alter Häuserfronten, die sich mit der Zeit verzogen haben“, erklärt Architekt und Bauherr Ellinghaus. Abgesehen von dieser rein ästhetischen Argumentation bieten die schrägen Öffnungen einen weiteren Pluspunkt, erlauben sie doch den Bewohnern immer neue Ausblicke in beide Richtungen der Straße.

Die moderne Architektursprache setzt sich im Innern des Hauses konsequent fort. Im Erdgeschoss fließen die Bereiche Kochen, Essen und Wohnen nahtlos ineinander. Gibt sich das Haus zur Straße hin orthogonal, so schwingt rückwärtig ein Treppenhaus in Form einer Ellipse aus der Reihe. Eben dieser Kunstgriff, die Treppe ein Stück aus dem Haus herauszuziehen, verhilft dem Wohnraum zu mehr Weite. Ebenso eine Galerie, die Erdgeschoss und Obergeschoss verbindet, und eine extra Portion Tageslicht ins Erdgeschoss strömen lässt. Zum Wohnraum hin offen, führt die Treppe ins erste Obergeschoss zu einem Wohn- und Schlafraum mit angrenzendem Bad und einer kleinen Sonnenterrasse. Das Dachgeschoss besteht aus einem großzügigen, durchgehenden Raum mit eigenem Badezimmer. Mit einer Raumhöhe von bis zu vier Metern unter dem Dachfirst und der bodentiefen Verglasung zur Straße hin kann dieser Raum hervorragend als Atelier genutzt werden.

Rückwärtig öffnet sich das Haus durch eine über zwei Stockwerke reichende, 15 m² große Fensterfläche zu einem kleinen Innenhof. Obgleich dieser gerade mal groß genug für zwei Liegestühle ist, sollen ein Wasserbecken und eine Wasserinstallation an der Rückwand des Grundstücks den Hof mittels weniger Sinneseindrücke weiten: Gerahmt von hellem Putz und einer begrünten Wand füllt sich der Hof mit Lichtreflexionen und Wassergeräuschen. Auch wenn sich das gerade mal 130 Quadratmeter große Haus in Größe und Form nahtlos in den Kontext der historischen Nachbarbauten einfügt, so verströmt es doch eine Weite und Modernität, die es sehr deutlich im Jetzt verorten.

Mauerwerk
Sowohl aus Gründen der Ökonomie als auch der Energieeffizienz entschied sich Ellinghaus für ein massives Mauerwerk aus Porenbeton. Dieser lässt sich einfach und ökonomisch verarbeiten und weist zudem sehr gute statische und bauphysikalische Eigenschaften auf. Da der Baustoff atmungsaktiv ist, gibt es bei einschaligen Wandkonstruktionen keine Tauwasserproblematik. Ein weiterer positiver Aspekt des Baustoffs ist sein gutes Wärmespeichervermögen, das einen Temperaturausgleich zwischen Tag und Nacht gewährleistet. Das Gebäude wurde aus 36,5 cm starken Porenbeton-Plansteinen (PP 2-0,35) massiv gemauert.

An der linken Hausseite erfüllt zusätzlich eine 30 cm starke Brandwand aus Porenbeton die baulichen Auflagen. Die guten Wärmedämmwerte der Porenbetonsteine machten eine zusätzliche Wärmedämmung überflüssig. Mit einem U-Wert von 0,27 W/(m²K) tragen die Außenwände aus Porenbeton wesentlich zu der guten Energiebilanz des Hauses bei. Ein Kalkzement-Putz mit einem Anstrich aus mineralischer Fassadenfarbe schützt das Mauerwerk vor Witterungseinflüssen. Um die guten raumklimatischen Eigenschaften des Baustoffs auch im Innenraum zu nutzen, wurden die 11,5 cm starken Innenwände ebenfalls aus Porenbeton gefertigt.

Bautafel

Architekt: Ellinghaus Architekten + Designer, Lübeck; Mitarbeiter: Markus Ludwig (Visualisierung), Sandra Schober (Ausführungsplanung)
Projektbeteiligte: AwB-Ingenieure, Lübeck (Tragwerksplanung); Ytong, Duisburg und H + H Deutschland, Wittenborn (Porenbeton-Plansteinen); Eternit, Heidelberg (Dacheindeckung)
Bauherr: Uwe Ellinghaus; Lübeck
Fertigstellung: 2009
Standort: Wakenitzmauer, Lübeck
Bildnachweis: Ellinghaus Architekten + Designer, Lübeck

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