Wochenendhaus in Trakai

Archetyp mit Schieferhaut

Der Gedanke an ein Wochenendhaus sei bei den Litauern nicht mit Komfort verbunden, sondern mit Außentoiletten, verkommenen Möbeln, schlammigen Teichen und kümmerlichem Gemüse – so die Planer vom Büro Aketuri Architektai aus Vilnius. Dieser derart tristen Vorstellung erteilten sie mit dem Wochenendhaus in Trakai eine klare Absage. Auf einem weitläufigen, teilweise bewaldeten und von Seen umgebenen Grundstück schufen sie ein sowohl großzügiges, als auch komfortables Feriendomizil. Es besteht aus zwei Gebäuden: einem Haupthaus mit hohem Spitzgiebel und einem schmalen, lang gestreckten Flachbau, der als Gästehaus, Garage und Kaminholzlager dient.

An der Eingangsseite ist das Haupthaus relativ geschlossen ausgebildet
Zum Seeufer nach Südosten öffnet sich das Haus mit großen Glasschiebetüren
Dem Haupthaus gegenüber dient ein schmaler, lang gestreckter Flachbau als Gästehaus, Garage und Kaminholzlager

Über die Zufahrt von Nordwesten wird zunächst das Gästehaus mit Garage erschlossen, dessen überwiegend verglaste Front zum nahen Seeufer im Südosten ausgerichtet ist. Parallel dazu, aber Distanz wahrend, steht das Haupthaus. Seine dem Flachbau zugewandte Eingangsseite ist relativ geschlossen ausgebildet und sorgt damit zusätzlich für die gewünschte Privatsphäre. Nach Süden und Westen dagegen öffnet es sich mit großen, gläsernen Schiebetüren. Außen verläuft allseitig ein Holzdeck, das sich an der Seeseite zu einer ausgedehnten Terrasse entwickelt. Treppe, Schrankraum und Küche befinden sich im Zentrum des Hauses. Auf der Westseite ist der Wohnraum angeordnet. Er reicht über beide Geschosse bis unters Dach. Gegenüber an der Ostseite liegen ein Schlafzimmer und ein helles, geräumiges Bad. Im Dachgeschoss ist Platz für drei weitere Schlafräume mit Badezimmer und nur wenigen Dachfenstern. Die Wohnfläche beträgt insgesamt 130 Quadratmeter.

Kontrastierend zur dunklen Schieferhülle des Gebäudes sind die Innenwände und die mit Holz bekleideten Dachinnenflächen weiß gestrichen. Helle Holzdielen bedecken die Böden ebenso wie die Treppenstufen. Weiße Stahlstangen trennen die Treppe von der Diele. Schlichte, quaderförmig behauene Baumstümpfe dienen als Hocker und Abstelltische. Sie sollen den engen Bezug zur umgebenden Natur hervorheben.

Schiefer
Die Bauherren wünschten sich für ihr Wochenendhaus langlebige Baumaterialien, außerdem sollte seine Instandhaltung wenig Aufwand erfordern. Neben dem wärmebehandelten Holz, das als Terrassendeck eingesetzt wurde, treffen diese Eigenschaften in hohem Maße auf Schiefer zu. So entschieden sich die Architekten für rechteckige Schieferplatten als Dachdeckungs- und Fassadenmaterial beider Häuser. Die einheitliche Bekleidung der Gebäude mit 20 x 40 cm großen Schiefern als Rechteck-Doppeldeckung unterstützt deren Ensemblewirkung. Der Naturstein stammt aus Spanien und wurde auf eine hinterlüftete Holzlattung genagelt. Das Dach ist eine Holzkonstruktion; die Regenrinnen sind an den Traufkanten in den Dachaufbau integriert (vor der Betondecke bzw. Stahlbetonbalken, s. Abb.17). So beeinträchtigen sie nicht die klaren Konturen der archetypischen Form des Hauses, die durch die Haut aus Schiefer noch betont wird. (us)

Bautafel

Architekten: Aketuri Architektai, Vilnius
Projektbeteiligte: Alda Tilvikaitė , Milda Rekevičienė, Norbert Tukaj, Lukas Rekevičius (Mitarbeiter Architekturbüro); Stark, Altstätten (Holzdeck Thermowood)
Bauherr: privat
Fertigstellung: 2013
Standort: Trakai, Litauen
Bildnachweis: Norbert Tukaj, Vilnius

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Rechteck-Deckung an einem Geschosswohnungsbau in Kopenhagen

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Deckungsarten

Rechteck-Deckung an der Fassade

Montage einer Rechteck-Doppeldeckung aus 60 x 30 cm großen Schiefersteinen; dazu nutzten die Dachdecker das Schraubsystem Drillsklent

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Deckungsarten

Rechteck-Doppeldeckung auf dem Dach

Übertage-Abbau in Galizien

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Schieferarten

Spanischer Schiefer

Vorgehängte hinterlüftete Fassade aus Schiefer mit Edelstahlhaken als Befestigungselementen

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Konstruktion

Vorgehängte und hinterlüftete Fassaden

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