Wärmedämmverbundsysteme (WDVS)

Wärmedämmverbundsystem an einem Berliner Mehrfamilienhaus in Holzbauweise, Architekten: Kaden + Klingbeil, Berlin
Wärmedämmverbundsystem an Österreichs erster zertifizierter Passivhauswohnanlage in Wien, Architekten: Schöberl & Pöll, Wien/A
Fassadenausschnitt mit WDVS, Wohn- und Geschäftshaus a. d. Schillingbrücke, Berlin

Als Wärmedämmverbundsysteme (WDVS) werden mehrschichtige Konstruktionen zur Dämmung von Gebäudeaußenwänden bezeichnet  Sie sind seit etwa 1965 auf dem Markt und bestehen aus aufeinander abgestimmten Baustoffen, deren Kernstück – der Dämmstoff – die grundlegenden Eigenschaften des Systems bestimmt. Alle Systeme bestehen aus folgenden Komponenten:

  • Befestigung auf der Tragwand (Kleben, kleben und zusätzlich dübeln, mechanisch befestigen)
  • Wärmedämmung
  • Armierungsschicht
  • Außenputz
Befestigungsarten
Die kostengünstigste Befestigungsart ist das Kleben mit einem speziell auf den Untergrund abgestimmten Klebemörtel. Bei ebenen Untergründen und generell bei sehr dünnen Wärmedämmplatten erfolgt eine vollflächige Verklebung: Der Kleber wird über eine Zahntraufe ganzflächig aufgetragen und mit der gezahnten Seite abgezogen. Bei Untergründen mit Unebenheiten erfolgt eine Punkt-Rand-Verklebung. Dazu wird der Kleber linienförmig auf den Plattenkanten aufgezogen und zusätzlich mit mindestens sechs Klebebatzen auf der Plattenfläche ergänzt.

Eine alleinige Verklebung kann bei Polystyrol-Hartschaumplatten mit einem System-Gesamtgewicht ≤ 10 kg/m² erfolgen. Liegt das Gesamtgewicht darüber, ist eine zusätzliche Verdübelung erforderlich, ebenso wie bei Systemen mit Steinwolledämmung, die generell zusätzlich zu verdübeln sind. Bei Sanierungen von Altbauten ist eine zusätzliche Verdübelung immer empfehlenswert, da die Haftabzugswerte der alten Wandoberfläche häufig nicht bekannt sind. Hier sind insbesondere Altanstriche zu beachten. Die Systemdübel sind so ausgebildet, dass der Dübelkopf ebenengleich mit der Dämmung abschließt.

Eine mechanische Befestigung kommt ohne zusätzliche Verklebung aus. Die Verankerung am Rohbau erfolgt linienförmig über angedübelte Metallschienen. Die Dämmplatten sind umlaufend mit einer Leibungsnut und einer Hinterfräsung ausgebildet. Über entsprechende Schenkel greifen die Schienen in die Nut.

Wärmedämmung
Als Wärmedämmstoffe werden vor allem nicht brennbare Materialien wie Steinwolle und Mineralwolle-Lamellenstreifen , Polystyrol-Hartschaum aber auch Korkplatten verwendet. Die Dämmung muss flächig homogen ohne Fehlstellen ausgebildet werden, offene Fugen müssen mit Schaum oder Dämmstoffstreifen dicht geschlossen werden. Versprünge zwischen den Platten, die später zu unterschiedlichen Materialstärken in der Armierung führen können, müssen plan geschliffen werden.

Armierungsschicht
Die zwischen 1,5 mm und 5,0 mm dicke Armierungsmasse ist für die Qualität des gesamten Dämmsystems von entscheidender Bedeutung. Sie dient der Egalisierung des Haftgrundes, der Einbettung der Gewebearmierung und zur Vorbereitung des Putzgrundes. Verwendet werden mineralisch gebundene oder organisch kunstharzvergütete Armierungsmassen, die auf den Oberputz abgestimmt sein müssen. Die Gewebeeinlage besteht in der Regel aus Glasfasergewebe, das im äußeren Bereich der Armierungsmasse satt einliegen soll. Es sorgt für eine flächige Verteilung der Spannungen aus dem Verputz. Diese entstehen dadurch, dass der Verputz stärker abkühlt als der Untergrund, auf den er aufgeklebt ist. Aus diesen thermischen Beanspruchungen entstehen Zugspannungen mit einer entsprechenden Rissgefährdung der Armierungsschicht. Die Gewebeeinlage verteilt die Spannungen in der Fläche in der Art, dass statt eines Einzelrisses viele Mikrorisse entstehen, die vom Oberputz überbrückt werden können.

Außenputz
Bei den Außen- oder Oberputzen, auch Schlussbeschichtungen genannt, sind vier Systeme zu unterscheiden:
  • Mineralputze
  • Silikatputze
  • Kunstharzputze
  • Silikonharzputze
Mineralputze, in der Regel 2-lagig aufgebracht, werden auch als Dickschichtsysteme bezeichnet, während die relativ dünnen Silikatputze, Kunstharzputze und Silikonharzputze als Dünnschichtsysteme bekannt sind. Dünnschichtsysteme haben sich am Markt weitestgehend durchgesetzt, da sie nur sehr schwach schwinden und durch die relativ schnell gegebene Endfestigkeit gut und wirtschaftlich zu verarbeiten sind.

Außenputze können in allen gängigen Oberflächen und Korngrößen ausgeführt werden. Zu beachten ist eine eingeschränkte Farbauswahl bei Silikatputzen und bei mineralischen Verputzen, während Kunstharzputze und Silikonharzputze eine nahezu unbegrenzte Farbauswahl ermöglichen. Die Farbgebung wird entweder durch Einfärben des Putzes erreicht oder durch einen abschließenden Anstrich. Dieser muss auf das Putzsystem in Form von Silikatfarben, Kunstharzfarben oder Silikonharzfarben materialtechnisch abgestimmt sein. Die Anstriche können dabei auch zur Egalisierung des Außenputzes verwendet werden, z.B. zur optischen Reduzierung der Korngröße.

Fachwissen zum Thema

Tragwerksraster, Ausbauraster und Fassadenraster können anhand der Außenwände erkennbar sein und so einen Eindruck vom Inneren des Gebäudes vermitteln.

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Fassadenarten

Außenwände

Hinterlüftete Aluminiumverkleidung des Bauhaus Baumarkts am Kurfürstendamm in Berlin, Architektur: Müller Reimann Architekten, Berlin

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Fassadenelemente

Funktionsaufbau hinterlüfteter Fassaden

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