Vorarlberg Museum in Bregenz

Maßgeschneidertes, variables Lichtkonzept für Ausstellungsräume

Zwischen der Bregenzer Innenstadt und dem nahegelegenen Bodensee ist seit 1905 das Vorarlberg Museum angesiedelt. Es bildet den westlichen Abschluss der hiesigen Kulturlandschaft aus Landestheater und Kunsthaus Bregenz. Bereits seit Anfang des 20. Jahrhunderts hat das kulturhistorische Museum seinen Sitz in dem dreigeschossigen Prunkbau am Kornmarktplatz, der von Georg Baumeister geplant wurde. Mitte des 20. Jahrhunderts erfuhr er einige Umbauten: Die einstige Kuppel wurde entfernt und durch ein Mansarddach ersetzt. Im Zuge der aktuellen Baumaßnahmen, die 2013 ihren Abschluss fanden, erhielt der denkmalgeschützte Altbau eine schlichte, doppelgeschossige Aufstockung und eine fünfgeschossige, quaderförmige Erweiterung. Verantwortlich für die Sanierung und Erweiterung war das ortsansässige Büro Cukrowicz Nachbaur Architekten.

Die doppelgeschossige Aufstockung im Nordwesten und der fünfgeschossige Neubau im Südosten sorgen für eine deutliche Vergrößerung der Ausstellungsfläche
Vom Bodensee aus ist der schlichte Aufbau mit doppelgeschossiger Aufstockung und großem Panoramafenster sichtbar (Nordwestansicht)
Blick vom Ufer des Bodensees auf das Museum mit neuer Aufstockung

Zusammen mit dem annähernd u-förmigen Altbau und dem Neubau entstand im Blockinnern ein Atrium. Die Aufstockung aus weiß lasiertem Leichtbeton sollte sich möglichst unauffällig in den Bestand einfügen. Deren einzige Öffnung, ein großes, fünfgeteiltes Panoramafenster, gibt den Blick auf den nördlich davon gelegenen Bodensee frei. Der Erweiterungsbau lässt im Westen einen Knick im Block entstehen, der einerseits die Trennung zwischen alt und neu betont. Während sich das Museum zum See hin als gediegener Altbau zeigt, ist die Fassade des Neubaus, zur Innenstadt hin, weitaus aufwendiger und dekorativer gestaltet. Ein Meer aus weißen Betonblüten, geformt aus den Böden herkömmlicher PET-Flaschen, verleiht der hellen Gebäudehülle einen lebhaften und skulpturalen Charakter. Die unregelmäßige Anordnung fünf großer Fenster unterstreicht diese Dynamik. Raumhohe Übereck-Verglasungen im Erdgeschoss und das auskragende Vordach auf der Südseite des Neubaus markieren den Zugang zum Museum.

Im Inneren sind sämtliche Funktionsbereiche nebst Erschließung um das Atrium angelegt. Foyer und Café sind im südlichen Teil des Erdgeschosses angeordnet. Im Norden, also im Altbau, erstrecken sich über die ersten zwei Etagen die Verwaltungsräume, deren separate Erschließung über den Bestandseingang im Norden erfolgt. Die oberen drei Geschosse sind offen gestaltet und ausschließlich der Ausstellung vorbehalten.

Elektro/Lichttechnik
Wichtiges Kriterium eines jeden Museums ist die optimale Beleuchtung der ausgestellten Exponate. Daher wurde für das Vorarlberg Museum ein Lichtkonzept entwickelt, das eine effiziente und gleichzeitig schonende Beleuchtung mit hoher Lichtqualität und guter Farbwiedergabe verbindet. Zum Einsatz kommen 1.400 Sonderleuchten mit einer warmweißen Farbtemperatur von 3.000 Kelvin, rund 90% der Lichtlösung sind Sonderanfertigungen.

Darüber hinaus konstruierten die Lichtplaner für die Ausstellungsbereiche und das Foyer sogenannte Multifunktions-Monopoints (MMP). Dabei handelt es sich um Betoneinbautöpfe mit einem Durchmesser von 90 mm, die rasterförmig in die Decken eingelassen eine flexible Anbindung von Leuchten, Lautsprechern oder Schwerlastelementen ermöglichen. Ein MMP erkennt automatisch, ob eine Leuchte montiert ist und vernetzt sie mit dem zentralen Lichtmanagementsystem, das die gesamte Beleuchtung innerhalb des Museums steuert. Ein spezielles Adressierungskonzept sorgt in den Räumen der Wechselausstellungen dafür, dass sich nachträglich installierte Leuchten in das bestehende Lichtkonzept integrieren lassen.

Wallwasher (Flutlichtprojektoren mit LED-Technologie) sorgen als abgehängte Pendelleuchten für die homogene, vertikale Wandbeleuchtung. Für die Akzentbeleuchtung einzelner Objekte dienen je zwei schwenkbare LED-Leuchten – als einfache Spot-Einbauvariante und als abgehängte Variante mit fünf integrierten Spots. Sie zeichnen sich vor allem durch eine hohe Farbwiedergabe (Ra > 90) und gute Lichtqualität aus. Außerdem schont das UV- und IR-freie Licht die Ausstellungsstücke. Diese Kombination kommt auch im Schaudepot zum Einsatz, in dem besondere Objekte hinter Glas gezeigt werden. Die Leuchten sind hier jedoch auf einer speziellen Tragschiene als durchgängiges Lichtbandsystem montiert, das die Leuchten dank eines integrierten elfpoligen Stromleitprofils mit sämtlichen Funktionen wie der Stromversorgung oder der Lichtsteuerung verbindet. Das ermöglicht eine beliebige Montageposition und reduziert die Installations- und Wartungskosten. Bei Sonderschauen lässt sich das System um zusätzliche Leuchten erweitern.

Auch für die Beleuchtung des Foyers, des Atriums, des Cafés, des Treppenhauses und nicht zuletzt des Verwaltungsbereichs wurden unterschiedliche Kombinationen aus speziell angefertigten LED-Downlights, LED-Spots, HIT-Downlights und Halogen-Spots sowie Leuchtstofflampen eingesetzt.

Bautafel

Architekten: Cukrowicz Nachbaur Architekten, Bregenz
Projektbeteiligte:
Manfred Alois Mayr, Bozen und Urs Roth, Zürich (Betonfassade, Kunst am Bau); Conceptlicht at, Mils (Lichtplanung); Zumtobel Licht, Dornbirn (Beleuchtungstechnik und Steuerungen)
Bauherr: Land Vorarlberg, Bregenz
Fertigstellung: 2013
Standort: Kornmarktplatz 1, 6900 Bregenz
Bildnachweis: Adolf Bereuter, Lauterach, Hanspeter Schiess, Trogen, Zumtobel, Dornbirn

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