Volksschule Edlach in Dornbirn

Zeitgemäßer Schulbau im Niedrigstenergiestandard

Die Schule ist im Wandel. Pädagogische Konzepte wie Ganztagsunterricht, selbstgesteuertes Lernen und Inklusion erfordern veränderte Raumlösungen. Gefragt sind Klassen- und Gruppenräume, die einen flexiblen Einsatz unterschiedlicher Lernformen ermöglichen. Traditionelle Schulbauten, in denen abgeschlossene Klassenzimmer an den Fluren aufgereiht sind, werden zum Auslaufmodell. Nach über fünfzig Jahren intensiver Nutzung entsprach auch die Volksschule Edlach in Dornbirn nicht mehr heutigen Ansprüchen.

Das Hauptgebäude ist ein 70 Meter langer Klassentrakt, der über eine verglaste Aula mit der sanierten Turnhalle verbunden ist.
Die Stahlbetonkonstruktion des Neubaus wird im Obergeschoss durch Holzbauweise ergänzt. Die Fassaden sind mit Latten aus Weißtanne bekleidet.
Die Sichtbetonoberflächen der Wände in den Bewegungszonen sind grün und gelb lasiert.

Gemäß dem Schulraumkonzept der Stadt sollte das in den 1970er-Jahren in Fertigteilbauweise errichtete Gebäude nach neuen pädagogischen und baulichen Standards saniert werden. Im Anschluss an das Wettbewerbsverfahren, bei dem sich das Bregenzer Büro Dietrich Untertrifaller Architekten durchsetzte, fiel jedoch die Entscheidung zum Neubau. Das gesamte Schulgebäude mit Ausnahme der Turnhalle wurde abgebrochen und als offen strukturierte Clusterschule neu errichtet. Dabei ist eine bestimmte Anzahl von Räumen jeweils zu einer Einheit – einem Cluster – zusammengefasst, zu dem auch multifunktionale Erschließungsflächen zählen. Das erweiterte Raumangebot ermöglicht eine hohe Flexibilität und erlaubt flächenextensive Unterrichtsformen wie Planspiele, aber auch Kleingruppen- und Einzelarbeit.

Alle Räume auf kurzen Wegen erreichbar

Das Hauptgebäude der neuen Schule ist als siebzig Meter langer Riegel konstruiert, in dem die Klassenräume untergebracht sind. Mit 3.770 Quadratmetern Nutzfläche bietet er Platz für 300 Schüler. Über eine im Niveau abgesenkte, an zwei Seiten verglaste Aula ist der zweigeschossige Klassentrakt mit der Turnhalle an der Ostseite des Geländes verbunden. Die Aula fungiert als Haupteingang; sie wird für Versammlungen, als Kantine und zur Tagesbetreuung der Schüler benutzt. Das Flachdach des aus Stahlbeton errichteten Gebäudeteils kragt rahmenartig hervor und bietet gemeinsam mit dem auskragenden Obergeschoss des Klassentrakts einen Wetterschutz während der Pausen. Im Parterre des Riegels befinden sich Besprechungs- und Lehrerzimmer, das Direktorat sowie Garderoben und Toiletten. Entlang der westlichen Fassade sind Sonderklassenräume, ein Vorschulklassenraum und ein Medienraum angeordnet. Die Bibliothek liegt zentral. Die Kellerräume werden als Archiv genutzt.

Zwei frei im Raum stehende Betontreppen führen im nördlichen und südlichen Gebäudeabschnitt ins Obergeschoss, dem eigentlichen Unterrichtsbereich. Dieser ist aufgegliedert in vier gleich große Einheiten: Drei Klassenräume, zwei Gruppenräume und eine zentrale Aufenthaltszone mit Lerninseln bilden jeweils einen Cluster. Dazu kommen überdachte Loggien an den Schmalseiten, die Unterricht an der frischen Luft ermöglichen. Alle Klassenzimmer öffnen sich zum zentralen, verglasten Erschließungskern, der von vertikal einfallendem Tageslicht durchflutet ist. Auch die Farbgebung unterstützt ein stimulierendes Lernumfeld: Die rohen Betonoberflächen der Wände in den Klassenräumen sind in einem lichten Blauton lasiert, grüne und gelbe Anstriche bestimmen die Bewegungszonen.

Bei der Auswahl der Baustoffe wurde auf Umweltverträglichkeit und einen geringen Anteil an Grauer Energie geachtet. Die Fenster besitzen eine Dreifach-Wärmeschutzverglasung und hochwärmedämmende Holz-Alu-Rahmen. Holz findet sich auch sonst vielerorts im Gebäude. So wird die Stahlbetonkonstruktion des Neubaus im Obergeschoss durch Holzbauweise ergänzt. Decken, Böden und Türen der Klassenräume sind aus hellem Birkenholz. Im Innern der energetisch sanierten Sporthalle kontrastieren das Hellgrau des Linoleumbodens und die bunten Markierungen mit der Holzverkleidung der Wände. Die Fassaden der Turnhalle und des Klassentrakts sind mit Weißtanne bekleidet, die Flachdächer zum Teil extensiv begrünt.

Gebäudetechnik: Kontrollierte Be- und Entlüftung, Fernwärme, PV-Strom

Der Neubau der Volksschule erreicht den Niedrigstenergiestandard – den mittleren von drei Energiestandards für Niedrigenergiehäuser in Österreich. Der Heizenergiebedarf des Gebäudes liegt bei 14,7 kWh/m²a. Das Konzept für die Haustechnik setzt auf eine kontrollierte Be- und Entlüftung mit Wärmerückgewinnung, die für eine niedrige Kohlendioxid-Konzentration in der Raumluft sorgt. Denn bereits CO2-Werte von über 1.000 ppm können in Klassenzimmern hygienisch bedenklich sein und die Konzentration der Schüler beeinflussen. Dazu wurden drei zentrale Lüftungsgeräte mit 95 Prozent Wärmebereitstellungsgrad und einem Volumenstrom von 13.000 m³/h installiert. Die Beheizung erfolgt über eine Fußbodenheizung, die ans Fernwärmenetz angeschlossen ist, das regenerative Energien nutzt. Eine großflächige PV-Anlage auf der Dachfläche des Klassentrakts versorgt die Schule mit selbstproduziertem Strom.

Das Schulgebäude wurde 2017 mit dem Österreichischen Staatspreis für Architektur und Nachhaltigkeit ausgezeichnet.

Bautafel

Architekten: Dietrich Untertrifaller Architekten, Bregenz
Projektbeteiligte: gbd ZT, Dornbirn und pnstatik Peter Nagy, Dornbirn (Tragwerksplanung); Bernhard Weithas, Lauterach (Bauphysik), Ingenieurbüro Werner Cukrowicz, Lauterach (Haustechnik), Wilhelm Josef Meusburger, Bezau (Elektroplanung); K&M Brandschutztechnik, Lochau (Brandschutz); Monika Heiss, Dornbirn (Farbplanung), Stadtland, Hohenems (Landschaftsplanung), Flatschacher-Bau-Projekt-Leitung, Dornbirn (Bauleitung), Spektrum Bauphysik & Bauökologie, Dornbirn (Bauökologie)
Bauherr: Stadt Dornbirn
Fertigstellung: 2016
Standort: Edlach 6, 6850 Dornbirn, Österreich
Bildnachweis: Bruno Klomfar, Wien; Kurt Hörbst, Wien

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