Villa in Wilhelmshorst

Zweischalige Wand mit Kerndämmung und Verblendmauerwerk

Das Wohnen am Stadtrand oder in angrenzenden Gemeinden erfreut sich großer Beliebtheit. Kein Wunder, punktet der sogenannte Speckgürtel doch häufig mit Naturnähe bei verkehrstechnisch guter Anbindung. Dass es sich um kein neues Phänomen handelt, belegt die ab 1907 für wohlhabende Berliner Beamte, Offiziere und Kaufleute angelegte Villenkolonie Wilhelmshorst. Südlich von Potsdam ist sie mitten im Wald gelegen. Charakteristisch sind damals wie heute große Grundstücke mit einer Parzellengröße von durchschnittlich 1.500 Quadratmetern. Auf einer solchen Liegenschaft errichteten Tchoban Voss Architekten ein Wohnhaus für eine fünfköpfige Familie. Das Haus sollte architektonisch hervorstechen, der Baumbestand aus Kiefern, Eichen und Buchen dabei weitgehend erhalten bleiben.

Das Haus besteht aus zwei flachen, quaderförmigen und gestapelten Baukörpern
Das unterkellerte, etwas kleinere Erdgeschoss mit Mauerwerksfassade stellt einen massiv wirkenden Sockel für das Obergeschoss dar – eine versetzt aufliegende Stahlkonstruktion mit großen Verglasungen
Durch die Auskragung und versetzte Anordnung entsteht im Parterre ein geschützter Außenbereich und im oberen Stockwerk eine Dachterrasse

Die Villa liegt zurückversetzt und vor Blicken geschützt auf einem länglichen Grundstück. Ein dunkler Stahlgitterzaun als Einfassung tritt optisch zurück, sodass der Übergang zwischen Garten und Wald fließend erscheint. Ein geschwungener, mit Kopfsteinen gepflasterter Weg führt vom Gartentor und den Garagen zum Haus, das aus zwei flachen, quaderförmigen und gestapelten Baukörpern besteht. Das unterkellerte, etwas kleinere Erdgeschoss hat eine Mauerwerksfassade und stellt einen massiv wirkenden Sockel für das Obergeschoss dar – eine versetzt aufliegende Stahlkonstruktion mit großflächigen Verglasungen, die weit auskragt. So entsteht im Parterre ein geschützter Außenbereich und im oberen Stockwerk eine großzügige Dachterrasse.

Die Villa verfügt über insgesamt 474 Quadratmeter. Im Erdgeschoss sind Küche, Arbeitszimmer, Garderobe, Gäste-WC und ein Hauswirtschaftsraum untergebracht; der Wohn- und Essbereich mit Kamin öffnet sich über breite Glasfronten nach Süden zum Garten und der überdachten Terrasse. In der oberen Etage befinden sich drei Schlafzimmer, jeweils mit eigener Ankleide und eigenem Bad. Die raumhohen Verglasungen bieten hier uneingeschränkte Aussicht auf Garten und Wald. Das Untergeschoss beherbergt u.a. ein Spa und einen Fitnessraum. Alle drei Ebenen verbindet eine skulpturale weiße Stahlwendeltreppe mit geschlossenen Wangen. Die aus einem Stahlband gefaltete Sonderanfertigung ist freistehend konzipiert und wurde bereits im Rohbau aufgestellt; nach Bauende erhielt sie den weißen Anstrich und Holzstufen.

Mauerwerk

Die 52 cm starken Außenwände sind zweischalig mit Kerndämmung und Verblendmauerwerk erstellt. Von innen nach außen sieht der Aufbau folgendermaßen aus: 2 cm Gipsputz, 20 cm Stahlbeton, 18 cm Mineralfaserdämmplatten und abschließend, um einen 1,2 cm breiten Fingerspalt abgerückt, das 10,8 cm starke Verblendmauerwerk. Als Verblender kommen ungelochte Handformziegel in Rotbunt mit besandeter Oberfläche im Waaldickformat (WDF: 21 x 10 x 6,5 cm) zum Einsatz. Farbe und Textur fallen bei jedem der Handformziegel unterschiedlich aus, wodurch eine lebendige Fassadenstruktur entsteht. Die rotbraun changierenden Steine mit hellen und dunklen Nuancen fügen sich gut in die bewaldete Umgebung. Die zum Garten gerichteten Fensterfronten im Erdgeschoss sind mit einem Fassadenprofilsystem mit schlanken Ansichtsbreiten ausgeführt.

Das rundum verglaste Obergeschoss besteht aus einer Stahlkonstruktion mit zwei Fachwerkträgern und entsprechenden Querträgern. Die gesamte Konstruktion wird von zwei umlaufenden Stahlringen eingefasst. In den Wänden eingebrachte Stützen leiten die Kräfte aus dem Baukörper ins Fundament. Die Fassadenpaneele bestehen aus beschichtetem Aluminium.

Bautafel

Architekten: Sergei Tchoban, Tchoban Voss Architekten, Berlin
Projektbeteiligte: Philipp Bauer, Berlin (Projektpartner und -leiter); Katja Fuks, Anja Koch, Priska-Magdalena Schwalke, Berlin (Mitarbeit); Ingenieurbüro Papenfuß & Piechottka, Berlin (Statik); BLS Energieplan, Berlin (Haustechnik); Henningsen Landschaftsarchitekten, Berlin (Gartengestaltung); Grundo Hochbau- und Verwaltungs, Berlin (Rohbau); Wienerberger, Hannover (Vormauerziegel)
Bauherr: privat
Fertigstellung: 2015
Standort:
Michendorf, OT Wilhelmshorst
Bildnachweis: Martin Tervoort; Lev Chestakov; Tchoban Voss Architekten, Berlin

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Zweischaliger Wandaubau mit Kerndämmung

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Wand

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