Villa in Potsdam

Zweischaliges Mauerwerk mit Planziegeln und hinterlüfteter Vormauerschale

Weitgehend von Wasser umschlossen, wird der zu Potsdam gehörige Ortsteil Neu Fahrland auch als „Fünf-Seen-Ortsteil“ bezeichnet. Nördlich der brandenburgischen Landeshauptstadt ist er begrenzt durch Jungfernsee, Lehnitzsee, Weißen See, Fahrländer See und Krampnitzsee. Auf einem Ufergrundstück am Krampnitzsee realisierte der Berliner Architekt Tillmann Wagner eine Villa für eine Großfamilie: Acht Personen aus drei Generationen leben hier gemeinsam auf insgesamt 710 Quadratmetern. Die klare, kantige Form des dreigeschossigen, zum Wasser terrassierten Flachbaus ist geprägt durch weiß überkalkte, helle Wasserstrichziegel, die regelmäßig aus dem Verband hervor treten.

Ansicht Süd: Der dreigeschossige Baukörper ist zum Seeufer abgetreppt
Ansicht Ost: Die Bauform ermöglicht zahlreiche Terrassen und Seeblick aus allen Räumen
Hervorstehende Ziegel erzeugen ein Licht- und Schattenspiel auf der Gebäudehülle

Das 2.350 m² große, längliche Grundstück senkt sich zum Ufer im Nordosten, der Baukörper ist in die gleiche Richtung geschossweise in zwei Flügeln abgetreppt. Den Bewohnern eröffnet sich dadurch der Seeblick aus allen Räumen und Geschossen, zugleich entsteht auf jeder Etage eine großzügige Terrasse. Erschlossen wird das Haus über eine ruhige Wohnstraße im Südwesten; eine Vorfahrt führt zum zentralen, leicht eingerückten Haupteingang. Er liegt auf einer Achse mit einer zweigeschossigen Loggia in den oberen Geschossen, die das Erscheinungsbild des Quaders zur Straße prägt.

Eine breite, zweiflügelige Haustür führt in das Entrée mit dem alle Geschosse verbindenden Aufzug. Danach teilt sich das Gebäude in zwei Seitenflügel. An den Eingangsbereich grenzen im Erdgeschoss eine große Küche sowie ein Gästezimmer mit eigenem Bad. Die Seitenflügel umfassen einen gemeinsamen, von Glas bedeckten Gartensaal mit Kamin, der als zentrale Wohnhalle das Esszimmer im Nordwesten und die Bibliothek im Südosten verbindet. Diese verfügen außerdem über geräumige Terrassen. Eine begrünte Rampe führt aus dem Gartensaal hinaus ins Grüne und zum See.

Außer dem Aufzug dient eine offene, zweiläufige Treppe der Erschließung. Im ersten Obergeschoss bietet die zweigeschossige Skylobby einen weiteren, eher privaten Gemeinschaftsraum mit weitem Seeblick. Seitlich angelagert sind das Elternschlafzimmer mit Ankleide und großzügigem Loggia-Bad sowie zwei Kinderzimmer mit eigener Ankleide und Bad. Jeder Raum verfügt über eine eigene Seeterrasse oder Zugang zur Loggia nach Südwesten. Die oberste Etage beinhaltet zwei kleine Apartments mit Bädern und Anschluss an die Loggia; eine Galerie oberhalb der Skylobby führt zu Dachterrassen an beiden Flügelseiten.

Das Untergeschoss beherbergt außer Nebenräumen wie Weinkeller, Hauswirtschafts- und Haustechnikraum den kreuzförmig angelegten Wellnessbereich mit verschiedenen Saunen, Wellness-Dusche und Whirlpool. Ein schmales Schwimmbad unterhalb einer Seeterrasse verjüngt sich und endet aufgrund der Hanglage mit einem Fenster zum See; eine Gegenstromanlage ermöglicht das Schwimmen mit Ausblick. Der Wellnessbereich öffnet sich zur Außenterrasse entlang der Südostfassade.

Mauerwerk
Die Villa ist als zweischaliger Mauerwerksbau mit hinterlüfteter Vormauerschale errichtet. Die weiß überkalkten, hellen Wasserstrichziegel der Fassade und die Betonwerksteine im gleichen Farbton für Abdeckungen, Stürze und Bänke sollen den Bezug zum Wasser herstellen, um „den weißlichen Dunst des Sees permanent in der Materialität der Gebäudehülle zu vergegenwärtigen“. Die Ziegel sind im Dänischen Normalformat (22,8 x 10,8 x 5,4 cm) und im Läuferverband mit einem gleichtonigen Fugenmörtel aus Bremer Muschelkalk vermauert. In jeder zweiten Läuferschicht tritt nach jeweils drei Läufern ein Klinkerkopf aus der Fassade hervor, der für Licht- und Schattenspiele sorgt. Die verwendeten Ziegel erhielten ihre individuelle Oberfläche während des Herstellungsprozesses: Der in eine nasse Holzform gepresste Lehmklumpen wurde abgestrichen und mit Wasser als Gleitmittel aus der Form geholt. Danach wurden die Steine drei Tage lang getrocknet und anschließend mit Kohle gebrannt.

Für das tragende Hintermauerwerk kamen Planziegel zum Einsatz (Format 10 DF mit den Abmessungen 24,8 x 30 x 24,9 cm, Rohdichteklasse 0,70 kg/dm³), die mit Dünnbettmörtel vermauert wurden. Aufgrund ihrer geringen Wärmeleitfähigkeit (λ = 0,14 W/mK bei 30 cm Wandstärke) reichte eine zusätzliche Dämmschicht von vier Zentimetern aus.

Bautafel

Architekt: Tillmann Wagner, Berlin
Projektbeteiligte: Fd-Ingenieure, Berlin (Statik, Bauphysik); Wienerberger, Hannover (Hersteller Mauerziegel); Petersen Tegl, Broager/Dänemark (Hersteller Klinker)
Bauherr: privat
Fertigstellung: 2009
Standort:
14476 Potsdam, OT Neu Fahrland
Bildnachweis: Twarc, Berlin

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