Villa in Dortmund

Sichtmauerwerk aus Vormauerziegeln in Retro-Optik

In Ballungszentren und Großstädten ist die Nachfrage nach Wohnraum ungebrochen hoch. Um zu verhindern, dass die Städte sich immer mehr ins Umland ausweiten, sind daher ehemalige Gewerbe- und Industrieflächen, die zur zentrumsnahen Nachverdichtung genutzt werden können, für die Stadtentwicklung von großem Interesse. Prädestiniert für solche Projekte ist aufgrund seiner Industrievergangenheit auch das Ruhrgebiet.

Nach Süden öffnet sich der Baukörper über alle drei Geschosse zum Phoenix-See
Das Sichtmauerwerk wurde aus Vormauerziegeln im Läuferverband erstellt
Die Vormauerziegel wurden in der Produktion einem künstlichen Alterungsprozess unterzogen

So entsteht auf dem Areal des 2001 stillgelegten Stahlwerks Phoenix-Ost im Dortmunder Viertel Hörde ein neues Quartier zum Wohnen und Arbeiten. Das Zentrum des neuen Stadtteils bildet der für das Quartier namengebende, künstlich angelegte Phoenix-See, für dessen Nordufer der Masterplan vornehmlich eine Wohnnutzung mit Einfamilien-, Doppel-, Reihen- und Mehrfamilienhäusern in Form von Stadtvillen und Häusern mit Staffelgeschossen vorsieht. Gemäß den städtebaulichen Vorgaben entstand auf einem Hanggrundstück zum See eine Villa nach Plänen der Architektin Anja Engelshove, deren Bauherren nun den Blick auf den Phoenix-See genießen können.

Das Grundstück wird von einer ruhigen Wohnstraße im Norden erschlossen. Da die städtebauliche Planung vorsah, dass von den Straßen des neuen Quartiers stets Durchblicke zum See möglich sein sollten, galt es, größere Mindestabstände als sonst üblich bei der Positionierung des Baukörpers zur Grundstücksgrenze einzuhalten. Das nach Süden zum Seeufer um mehrere Meter abfallende Hanggrundstück erlaubte eine dreistöckige Bebauung. Insgesamt entstand so eine Bruttogeschossfläche von 340 Quadratmetern.

Zur Straße erscheint die Villa als zweigeschossiger Baukörper mit einer weitgehend geschlossenen Fassade aus Sichtmauerwerk. Für eine Unterbrechung und Gliederung sorgen eine mittig angeordnete, zurückspringende Glasfuge und der den Eingang aufnehmende Gebäudeeinschnitt im Erdgeschoss. Nach Süden tritt das Wohnhaus als dreigeschossiger Baukörper in Erscheinung, wobei das oberste Stockwerk als Staffelgeschoss ausgeführt ist. Die Fensterflächen in den oberen Etagen sind durch breite Rahmungen aus hellgrauem Basaltgestein vom Sichtmauerwerk der restlichen Fassadenflächen abgesetzt.

Die Erschließung erfolgt über den Hauseingang von Norden. Durch die Hanglage betritt man die Villa auf der mittleren Ebene. Das Stockwerk hat einen offenen Grundriss, sodass der  Eingangsbereich mit Garderobe und Gäste-WC fließend in den über siebzig Quadratmeter großen Koch-, Ess- und Wohnbereich übergeht. Vom Entree führt eine einläufige Treppe jeweils ins Unter- sowie ins Obergeschoss. Im Untergeschoss, das zum Teil in den Hang eingeschoben ist, befinden sich hangseitig Nebenräume wie der Technik-, Hausanschluss- und der Hauswirtschaftsraum. Zum Garten und Seeufer liegen ein Kinder- und ein Arbeitszimmer. Die oberste Etage beherbergt das Schlafzimmer mit angrenzender Ankleide und einem großem Bad. Vor den Räumen spannt sich über die ganze Breite des Hauses die 22 Quadratmeter große Dachterrasse mit Blick über den See.

Mauerwerk
Die 43 cm dicken Außenwände der Villa sind als zweischalige Konstruktion mit Kerndämmung konzipiert und im Inneren verputzt. Das 17,5 cm starke, tragende Hintermauerwerk wurde aus großformatigen Planziegeln mit den Maßen 30,8 x 17,5 x 24,9 cm erstellt. Die unverfüllten Ziegel der Rohdichteklasse 0,75 und der Druckfestigkeitsklasse 12 weisen aufgrund der geringen Wärmeleitfähigkeit von 0,16 W/Km sehr gute Wärmeschutzeigenschaften auf. Es folgt eine 14 cm dicke Kerndämmung aus Mineralwolle; somit erzielt die Außenwand einen U-Wert von 0,17 W/m²K und entspricht damit dem Energiestandard eines KfW-Effizienzhauses 55.

Die Vormauerschale wurde im Läuferverband mit einer zurückgesetzten Mörtelfuge gemauert. Für das 11,5 cm starke Sichtmauerwerk wählten die Architekten einen beige-braun, weiß geschlämmten Handformziegel mit den Maßen 21 x 10 x 6,5 cm. Die Oberfläche des Handformziegels bezeichnet der Hersteller als Retrooptik, da der Ziegel unregelmäßige und leicht gebrochene Kanten aufweist. Diese entstehen durch das sogenannte Rumpeln, ein mechanisches Verfahren, das die Ziegel nach dem Brennen einem künstlichen Alterungsprozess unterzieht.

Bautafel

Architekten: Anja Engelshove, Neuenkirchen
Projektbeteiligte: Norbert Engbers, Neuenkirchen (Tragwerksplanung); Engelshove Bau, Neuenkirchen (Planung Haustechnik/ Ausführende Bauunternehmen); Erich Klinge, Rheine (Ausführung Haustechnik); Wienerberger, Hannover (Hinter- und Vormauerziegel)
Bauherr: privat
Fertigstellung: 2015
Standort:
An den Emscherauen 9, 44263 Dortmund
Bildnachweis: Ralf Pieper / Wienerberger

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