US-Armee-Museum in Fort Belvoir

Edelstahlquader in Reih und Glied

Fort Belvoir ist der streitbar-romantische Name einer US-Garnison, gut dreißig Kilometer südwestlich des Weißen Hauses. Zum romantischen Teil des Ortes – einst eine Plantage – trug der junge George Washington bei, der hier seine wohl erste Liebe traf. Seit 1917 Militärlager, umfasst die Garnison heute doppelt so viele Beschäftigte wie das Pentagon. An diesem Standort realisierten Skidmore, Owings & Merrill (SOM) das National Museum of the United States Army, initiiert und betrieben von der Army Historical Foundation.

Der Bau ist in mehrere Kuben gegliedert
Die Fassade aus Edelstahlpaneelen soll militärische Strenge symbolisieren
Der glänzende Solitär steht im Kontrast zur ländlichen Umgebung

Der Solitär des 17.000 Quadratmeter großen Museums wurde auf einer abgeschiedenen, von Waldflächen gerahmten Wiese platziert. Er ist in fünf Bereiche unterteilt, die als scharfkantige, metallische Quader in unterschiedlichen Größen mit Glasfugen gegeneinander gesetzt sind. Der Zugang vom Parkplatz im Norden führt zum zentralen und zugleich niedrigsten der fünf Baukörper mit Haupteingang, Lobby und einem Ehrenhof auf dem Dach. Im Grundriss zurückversetzt, ist er seitlich und rückwärtig von den anderen Volumen eingefasst, wodurch ein eingezogener Vorplatz gebildet wird.

Direkt südlich der Lobby erhebt sich der Treppen- und Aufzugsturm, mit 30 Metern das höchste Bauteil der Anlage. Die mit Abstand größte Fläche nimmt mit rund 40 x 60 Metern der östlich an die Lobby angrenzende Baukörper ein, der die Ausstellung beherbergt. Auf drei weitere, je dreigeschossige Quader im Westen und Süden sind Museumsshop, Café, ein Saal sowie die Büros und notwendigen Nebenräume verteilt.

Aushängeschild mit Rekrutierungsabsicht

Das neue Museum versteht sich als Bildungszentrum und symbolische „Front Door“ des Militärs, welches sich, wie zur Eröffnung direkt nach der Präsidentschaftswahl 2020 bekräftigt, nur gegenüber der amerikanischen Verfassung zu Loyalität verpflichtet sieht. Die Ausstellung folgt daher einer Binnenperspektive. Teils auf emotionale Inszenierungen setzend, sucht sie PR- und Rekrutierungsabsichten mit der Einbettung des Militärs in die Kultur- und Sozialgeschichte des Landes zu verbinden.

Die Architektur des Hauses bietet den bereits mit differenzierter Pressekritik bedachten Ausstellungsinhalten einen grundsätzlich flexiblen und hinreichend prosaischen Rahmen – wenngleich die Architekten in ihrem Entwurf militärische Werte wie Disziplin, Härte und Bescheidenheit verräumlichen wollten. Direkt am Eingang werden die Besuchenden mit sämtlichen Militäreinsätzen konfrontiert, die farblich abgesetzt auf einer schwarzen Granitwand aufgelistet sind. Diese Farben wiederholen sich an der Lobbydecke, während einem Army-Emblem der Terrazzoboden vorbehalten bleibt.

Nachhaltigkeitskriterien wurden u.a. über Dachbegrünung, LED-Beleuchtung und automatische Tageslichtkontrolle berücksichtigt, woraus eine LEED Silber-Zertifizierung resultierte. Auf dem Museumsgelände sind weitere Elemente, darunter ein Exerzierplatz und eine Tribüne geplant.

Fassade: Edelstahlpaneele mit Glas-Aluminium-Akzenten

Die weitgehend geschlossenen Fassadenflächen sind mit geschosshohen, rund 90 Zentimeter breiten Edelstahlpaneelen verkleidet. Die homogenen, präzise per Laser ausgeschnittenen Paneele sind ohne sichtbare Befestigungselemente mit schmalen Schattenfugen aneinander gestoßen, wodurch bereits die Fassade militärische Strenge symbolisieren soll.

Die oberen Ecken der Kuben sind mit leicht zurückgesetzten Glasfeldern versehen. Davor sind im Abstand von rund 45 Zentimetern, das Raster der Stahlpaneele halbierend, vertikale Aluminiumlamellen montiert, deren Vorderkanten bündig an der Ebene der Edelstahlverkleidung enden. Lediglich die Lobby-Fassade ist vollständig verglast, und oberhalb der Eingangszone durch die Aluminiumlamellen gegliedert. Und der dahinterliegende Aufzugsturm nimmt das Motiv, dass sonst nur den Ecken der Stahlkuben vorbehalten ist, über die gesamte Breite als oberes Fensterband auf.

Bautafel

Architekten: Skidmore, Owings & Merrill (SOM), New York / Washington, D.C. u.a.
Bauherr: Army Historical Foundation (AHF), Fort Belvoir
Fertigstellung: 2020
Standort: 1775 Liberty Drive, Fort Belvoir, Virginia 22060, USA
Bildnachweis: Dave Burk | SOM, New York / Washington, D.C. u.a.

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Materialien

Metalle

Eine der frühesten Vorhangfassaden aus Stahl und Glas ist die Fassade der Fagus-Werke in Alfeld von Walter Gropius. Die Aufnahme von 1913 zeigt das Gebäude kurz nach Fertigstellung der zweiten Bauphase noch vor Beginn des Ersten Weltkriegs.

Eine der frühesten Vorhangfassaden aus Stahl und Glas ist die Fassade der Fagus-Werke in Alfeld von Walter Gropius. Die Aufnahme von 1913 zeigt das Gebäude kurz nach Fertigstellung der zweiten Bauphase noch vor Beginn des Ersten Weltkriegs.

Materialien

Stahl, Edelstahl, Cortenstahl

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