Unternehmenszentrale in Barcelona

Gläserne Kugel mit Textilhülle

Wie ein riesiger Luftballon scheint die futuristisch anmutende Kugel aus Glas und Stahl über einem stark frequentierten Autobahnkreuz im Nordwesten Barcelonas zu schweben. Auf den ersten Blick könnte man sie für eine der berühmten geodätischen Kuppeln Buckminster Fullers halten, doch handelt es sich tatsächlich um die Unternehmenszentrale eines spanischen Leuchtenherstellers.

Das Gebäude wurde auf der Südostseite des Grundstücks errichtet. Der Außenraum ist mit Grünflächen und grauem bzw. weißem Pflaster gestaltet
Die markante Kugel hat einen hohen Wiedererkennungswert, macht aber nur einen kleinen Teil der Zentrale aus: Zusätzliche Flächen wie Showrooms, Labore und Auditorium befinden sich unter der Erde
Die gesamte Kugel wird von einem Textilgewebe umhüllt

Nach Plänen des ortsansässigen Architekturbüros Josep Miàs wurde der Bau am südöstlichen Rand eines 130 m langen und 65 m breiten Grundstückes errichtet. Die verbleibende Freifläche ist teils begrünt, teils weiß und grau gepflastert und von langen Lichtbändern durchzogen. Hier und da laden Bänke zum Verweilen ein. Fünf Geschosse des Kugelbaus sind sichtbar, weitere Flächen liegen in der Erde. So sind unterhalb des gestalteten Außenraums drei Untergeschosse angeordnet, in denen sich u.a. eine zweigeschossige Tiefgarage, Lagerflächen, Neben- und Technikräume sowie eine Küche befinden. Da Leuchtmittel und damit die Produkte des Unternehmens in der Dunkelheit am besten zur Geltung kommen, beherbergen die unteren Geschosse außerdem einen Showroom, mehrere Experimentierlabors und ein Auditorium. 

Im Erdgeschoss der Kugel liegt ein Foyer, das über eine expressiv geformte Treppe mit dem ersten Untergeschoss verbunden ist. Auf fünf Obergeschossen mit kreisrunder Grundfläche verteilen sich die einzelnen Büros und Forschungseinheiten. Bei einer durchgängigen Raumhöhe von drei Metern misst das zweite Obergeschoss im Durchmesser 45 m. Ein im Zentrum der Kugel angelegter, von oben natürlich belichteter Lichthof erstreckt sich über alle Geschosse und endet im dritten Untergeschoss in einem Wasserbecken.

Ein filigranes Raumtragwerk aus Stahl ist Teil des Lichthofs, es besteht aus fünf sternförmig angeordneten Fachwerkstützen. Die ringförmigen, abgehängten Obergeschosse wurden aus Stahlbeton gefertigt und dienen der Aussteifung der Tragkonstruktion. Getreu dem Motto des Unternehmens „Better lighting means better living“ werden alle Büroräume natürlich belichtet. Umlaufende, der Gebäudeform entsprechend gekrümmte Glasscheiben sorgen für einen hohen Tageslichteinfall. Von außen umschlossen wird die gläserne Hülle von zehn vertikalen, gebogenen und dunkelrot gefärbten Stahlrippen. Auch sie sind ein wichtiger Bestandteil des Tragwerks und dienen der Lastabtragung.

Sonnenschutz
Ein lichtdurchlässiges, auf den ersten Blick gräulich schimmerndes Gewebe umhüllt große Teile der gläsernen Kugel. Es besteht aus einem reißfesten, UV-beständigen Textil, das in Form von breiten, dunkelrot, blau und silbrig gefärbten Streifen diagonal über die Kugel gezogen wurde. Auf diese Weise bildet es eine zweite Fassade.

Das Textil ist auf einem rautenförmigen Metallgitter fixiert, das fest mit der äußeren Glasfassade verbunden ist. Das Gewebe bewirkt, dass lediglich knapp ein Drittel der auftreffenden Sonnenenergie in den Innenraum gelangt, und dient dadurch gerade in den Sommermonaten als Schutz gegen Überhitzung. Zudem hält die textile Hülle auch Regen von der Glaskugel ab. Nach Herstellerangaben ist das Gewebe recycelbar und kann jederzeit ausgetauscht werden.

Obwohl das Gebäude weitestgehend von dem Textil umhüllt ist, bleibt die Glasfassade auf der Nordseite komplett sichtbar. Hier verläuft nur im obersten Geschoss ein kleiner Streifen der textilen Fassade. Im Eingangsbereich der Unternehmenszentrale kragt der Sonnenschutz aus der eigentlichen Fassadenebene aus und bildet so eine Art schützendes Vordach. Tagsüber sind aufgrund der textilen Hülle kaum Einblicke in die Büroetagen möglich, Ausblicke hingegen schon. In den Abendstunden beginnt die Kugel in den verschiedensten Farben zu leuchten, was ihren expressiven Charakter nochmals verstärkt.

Bautafel

Architekten: Josep Miás Architects, Barcelona
Projektbeteiligte: PGI Engineering Josep Juliol, Barcelona (Energetische Planung); iGuzzini Illuminazione Ibérica SA, Barcelona (Lichtplanung); BOMA Agusti Obiol & Josep Ramon Solé, Barcelona (Tragwerksplanung); Serge Ferrari, La Tour du Pin Cedex (Hersteller Metall-Gewebe)
Bauherr: iGuzzini Illuminazione Ibérica SA, Barcelona
Fertigstellung: 2011
Standort: Sant Cugat des Vallès, Barcelona
Bildnachweis: Adrià Goula Sardà, Barcelona

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