Unternehmenszentrale 50Hertz in Berlin

Weltweit erstes Gebäude mit DNGB-Zertifizierung in Diamant

Auf dem einst trostlosen, 40 Hektar großen Gelände nördlich des Berliner Hauptbahnhofs entsteht derzeit ein neues Wohn- und Geschäftsviertel. Seit 2010 wird hier fleißig gebaggert und gebaut. Mit der Unternehmenszentrale des Stromübertragungsnetzbetreibers 50Hertz ist jetzt ein weiterer Baustein hinzugekommen. Zusammen mit dem 2012 fertiggestellten Tour Total (siehe Surftipps) markiert er den südlichen Eingang in das Europacity genannte neue Stadtquartier. Das markante und zugleich energieeffiziente Gebäude wurde nach Plänen des Grazer Büros Love architecture and urbanism errichtet.

Zusammen mit dem 2012 fertiggestellten Tour Total markiert der Neubau den südlichen Eingang zur Europacity
Die Planer entschieden sich zugunsten stützenfreier Innenräume für ein außen liegendes Tragwerk, das maßgeblich zur Fassadengestaltung beiträgt
Die weißen Stahlverbundstützen verlaufen diagonal: Durch das Entfernen einzelner Stützen entsteht ein lebendiges Fassadenbild

Der 51 Meter hohe, größtenteils verglaste Neubau nimmt die volumetrischen Vorgaben des städtebaulichen Masterplans auf: Über einem siebengeschossigen Sockelbau mit L-förmigem Grundriss erhebt sich ein turmartiger Baukörper mit sechs Etagen. Dabei setzten die Planer das Tragwerk als gestaltprägendes Element der Firmenzentrale ein. Die Geschossdecken treten als umlaufende, breite weiße Rahmen aus der Gebäudehülle hervor. Dazwischen verlaufen diagonale, ebenfalls weiße Stahlverbundstützen, von denen einzelne ‚fehlen‘, um ein abwechslungsreicheres Fassadenbild zu erzeugen. Durch die außen liegende, netzähnliche Tragkonstruktion konnten die Innenräume stützenfrei realisiert werden.

Auf einer Nutzfläche von knapp 17.400 Quadratmetern verteilen sich 680 Arbeitsplätze, sieben Konferenzräume, eine firmeneigene Kindertagesstätte, ein Café sowie ein Restaurant. Die Innenraumgestaltung erfolgte durch das Büro Kinzo Berlin in enger Zusammenarbeit mit den Mitarbeitern der einzelnen Abteilungen des Unternehmens. Im Ergebnis sind auf jeder Etage unterschiedliche, aber immer offene und äußerst großzügige Bürolandschaften mit mehreren Loggien und Terrassen entstanden, die als Arbeitsplatz, zur Kommunikation oder Erholung an der frischen Luft genutzt werden können. Im Gebäudeinneren liegen drei mit orangefarbenem Akustikstoff ummantelte Erschließungskerne, in denen auch Haustechnik- und Sanitärräume untergebracht sind. Abends, bei eingeschalteter Beleuchtung setzt das von außen sichtbare Orange farbige Akzente.

Herzstück des Hauses ist die hermetisch abgeriegelte, bombensicher ausgeführte Ersatzleitzentrale im Erdgeschoss. Sie ist als Kommandobrücke konzipiert und durch ein großes Panoramafenster aus Panzerglas für Besucher einsehbar. Laut Aussage der Architekten könne das gesamte Gebäude über der Zentrale einstürzen, ohne dass sie in ihrer Funktion beeinträchtigt würde.

Gebäudetechnik
Neben dem hohen gestalterischen Anspruch legten Planer und Bauherren großen Wert auf ein nachhaltiges und effizientes Energiekonzept. Für die Fassaden wählten sie eine Mehrscheibenisolierverglasung, die Wärmeverluste auf ein Minimum reduziert und damit zur Senkung des Heizenergiebedarfs beiträgt. Nach Süden hin ist sie mit einer Sonnenschutzbeschichtung ausgeführt, um den Kühlbedarf im Sommer gering zu halten.

Das Klimatisierungskonzept der Innenräume basiert auf einer exakt aufeinander abgestimmten Kombination von Deckensegeln, Heiz-/Kühldecken, thermisch aktivierten Betondecken auf niedrigem Temperaturniveau sowie einer Lüftung mit impulsarmer Quellluft über den Fußboden. Die thermische Bauteilaktivierung der Betondecken deckt ganzjährig die Grundlasten in den einzelnen Etagen ab. 240 an das Flächentemperiersystem angebundene Industrieverteiler stellen die Wärme- und Kälteversorgung sicher. Während der Sommermonate werden ergänzend Quelllüftungsanlagen eingesetzt, die mit geringen Luftwechselzahlen arbeiten. Die kühle Luft gelangt von unten über entsprechende Luftauslässe in die Räume. Im Foyer und den Konferenzräumen im Erdgeschoss sorgen wassergestützte Heiz-/Kühldecken aus Gipskarton für ein angenehmes Raumklima; im Mitarbeiterrestaurant besteht die Decke aus Streckmetallelementen. In den Außenzonen heizen bzw. kühlen Metalldeckensegel nach Bedarf. Alle Deckensegel wirken zugleich schallabsorbierend und reduzieren die Nachhallzeiten in den Großraumbüros.

Auf dem Flachdach befinden sich eine Photovoltaik- und eine Kleinwindkraftanlage, die grünen Strom erzeugen. Wassersparende Armaturen, stromsparende Leuchten sowie die Nutzung von Abwärme ergänzen das nachhaltige Gebäudekonzept. Aufgrund des gelungenen und ausgeklügelten Zusammenspiels von Fassade und Haustechnik werden die Anforderungen der Energieeinsparverordnung (EnEV) deutlich unterschritten. So liegt beispielsweise der Primärenergiebedarf um 49 Prozent unter dem vorgeschriebenen Richtwert. Die Unternehmenszentrale erfüllt damit die Anforderungen des Diamant-Standards der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) und erhielt zudem eine LEED-Zertifizierung in Gold. -kt

Bautafel

Architekten: LOVE architecture and urbanism, Graz und Kadawittfeldarchitektur, Aachen (LP 4-9)
Projektbeteiligte: Ed. Züblin, Stuttgart (Generalunternehmer); Drees & Sommer, Hamburg (Projektsteuerung); Inros Lackner SE, Berlin (Generalfachplaner); Man Made Land Bohne Lundqvist Mellier, Berlin (Landschaftsarchitektur); Kinzo Berlin (Innenarchitektur)
Bauherr: 50Hertz Transmission, Berlin
Fertigstellung: 2016
Standort: Heidestraße 2, 10557 Berlin
Bildnachweis: Werner Huthmacher, Berlin und HG Esch, Hennef/Stadt Blankenberg

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