Umbau Raspberry Haus in Münster

Raumzuwachs unter himbeerroter Lochblechfassade

Zu übersehen ist es nicht zwischen den cremefarbenen Putzfassaden und dunkelroten Backsteinhäusern des Hansaviertels in Münster: das Raspberry Haus. Kresings Architektur gestalteten eines der historischen Reihenhäuser neu und setzten dabei himbeerfarbene Blechpaneele ein, die dem Haus seinen sprechenden Namen geben.

In dem Viertel zwischen Hauptbahnhof und Stadthafen hat sich in den vergangenen Jahren viel getan.
Trotz des Farb- und Materialwechsels wurden viele der Merkmale des Bestands und seiner Nachbarschaft beibehalten, etwa die markante Trauflinie.
Im Zuge des Umbaus wurde die ursprüngliche Klinkerfassade durch ein Holzrahmentragwerk mit einer dicken Dämmschicht ersetzt, verpackt in himbeerrote Lochbleche.

Das Hansaviertel in Münster liegt im östlichen Teil des Stadtbezirks Mitte, zwischen den Schienensträngen des Hauptbahnhofs und dem ehemaligen Stadthafen, der erst 1899 eingeweiht wurde, als Teil des Dortmund-Ems-Kanals. Seit den 1990er-Jahren hat sich hier viel verändert. Damals startete die Stadtverwaltung unter dem Stichwort „Kreativkai” eine Entwicklung des Hafens zum Kommunikations- und Medienzentrum. Heute gilt das Viertel als „angesagt”, in den Erdgeschossen wurden Gin-Bars, Bistros und gemeinschaftliche Arbeitsräume eingerichtet. Dazwischen soll es noch alteingesessene Bäcker und Metzger geben.

Zu den zahlreichen renovierten Häusern der Blockrandbebauung gehört auch jenes Mehrfamilienhaus mit der glatten himbeerroten Blechhülle und den markanten Gauben. Mit seinem Entwurf möchte das Architekturbüro die Gebäudekanten und städtebaulichen Linien des Viertels weiterführen. Insbesondere die markante Traufe der Nachbargebäude wurde beibehalten, allerdings in neuem Material und neuer Konstruktion umgesetzt.

Enormer Raumzuwachs
Eine Pizzabäckerei im Erdgeschoss konnte im Zuge der Bauarbeiten nicht bleiben, das vorhandene Ladenlokal wurde jedoch beibehalten. Mittlerweile befindet sich hier ein Co-Working-Space. Das Souterrain wurde um 60 cm abgesenkt, das steile Satteldach ausgebaut. Die ursprünglich sechs Wohnungen in den oberen Geschossen wurden neu aufgeteilt. Die umstrukturierten Grundrisse kommen weitgehend ohne Flure aus. Eine neue, holzgestützte Außenwand wurde vor die Bestandsbalkone gestellt; damit ließen sich an der West- und Ostseite zusätzlich kleinere Wohneinheiten unterbringen.

Dank großformatiger, bodentiefer Holzfenster erscheinen die Wohnungen hell und geräumig. Neben viel Tageslicht bietet die neue Fassade französische Balkone, die den Verlust der alten Freisitze kompensieren sollen. Das umgebaute Haus bietet heute dreizehn Wohnungen auf einer Gesamtfläche von 450 Quadratmetern. Den Bewohnerinnen und Bewohnern stehen außerdem der gemeinsame Garten und eine Waschküche zur Verfügung.

Dämmstoffe: Energiesparende Hülle

Nicht nur farblich, auch konstruktiv sticht die Fassade aus himbeerroten Metall in der Nachbarschaft heraus. Im Zuge der Sanierung trennten sich die Planenden von Klinker und standardisierten Fenstern und setzten an deren Stelle ein Holzrahmentragwerk mit einer dicken Schicht aus mineralischen Dämmstoffen und bodentiefen Holzfenstern.

Straßenseitig befindet sich unter dem 5 mm starken Lochblech eine Trag- und Konterlattung mit Profilen von 40 auf 60 mm. Dahinter ist eine Abdichtungsbahn sowie eine 15 mm dicke, diffusionsoffene Wand- und Dachplatte (DWD-Platte). Die mineralische Dämmschicht zwischen Platte und Bestandswand ist 240 mm dick. An der zum Hof gewandten Fassade befindet sich unter dem Lochblech eine Luftschicht von 30 mm. Auch hier folgt eine 15 mm dicke DWD-Platte und schließlich eine 180 mm dicke mineralische Dämmschicht. Dank der neuen Dämmschicht erreicht das RaspberryHaus den Standard KfW Effizienzhaus 70, das heißt, es sollen pro Jahr 30 % weniger Primärenergie benötigt werden als bei Referenzgebäuden nach den Neubauanforderungen des Gebäudeenergiegesetzes (GEG). -ml

Bautafel

Architektur: Kresings Architektur, Münster
Projektbeteiligte: Hansen Ingenieure, Münster (Energieberatung); Jan Kattert Ingenieurbüro für Tragwerksplanung, Altenberge (Tragwerksplanung); Beatrix Zeisberg, Ingenieurin für Tragwerksplanung, Altenberge (Tragwerksplanung); Ingenieurbüro Wolfgang Beste, Drensteinfurt (TGA-Planung); BKK Brandschutz, Telgte (Brandschutzplanung); Moradelli (Material Fassade)
Bauherren: Kilian und Konstantin Kresing
Fertigstellung: 2019
Standort: Soester Straße 35, 48155 Münster
Bildnachweis: Roman Mensing, Münster


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