Umbau eines Wohnhauses in Pullach

Mehr Wohnraum durch asymmetrisches Satteldach

Eine heterogene Siedlungsstruktur mit vielfältigen Dachformen bestimmt das Ortsbild der Gemeinde Pullach. Schauspieler Beppo Brem ließ sich dort im Jahr 1958 ein kleines, freistehendes und von der Straße zurückgesetztes eingeschossiges Häuschen erbauen, das über einen vergleichsweise großen Garten verfügt.

Ansicht Nordseite mit Gaube
Südseite
Gaube innen

Nach Plänen von mrb Architekten aus München wurde es mit vorwiegend ökologischen Baustoffen saniert und dabei das Dachgeschoss um eine Gaube erweitert. Dem geltenden Baurecht und den Wünschen der Bauherrn entsprechend wurde der Wohnraum im Dach maximiert, ohne ein Vollgeschoss zu schaffen.

Dach
Das ursprüngliche Walmdach wurde abgetragen und statt dessen ein symmetrisches Satteldach errichtet. Zur Belichtung und Wohnraumerweiterung wurde die Dachfläche einhüftig von 45° auf 22° hochgeklappt. Durch dieses Aufklappen der südlichen Satteldachfläche, die bis zum Giebel reicht, erhält der Baukörper eine unverwechselbare asymmetrische Form. Die Wohnräume richten sich nach Südosten zum nahe liegenden Forst, die Dachneigung der Gaube bietet zudem Fläche für Solarkollektoren, die vom Straßenraum aus nicht zu sehen sind.

Eine durchgängige Materialwahl mit anthrazitfarbenen Faserzementplatten für Wand- und Dachflächen, großflächige, goldfarbene Sonnschutzelemente und der asymmetrische Giebel zur Straße verleihen dem Haus seinen eigenständigen und selbstbewussten Charakter.

Die Konstruktion des Dachstuhls ist in ihrer Schlankheit minimiert. Drei Stahlstützen in den Maßen 50/50 mm tragen den Traufbalken der Gaube. Durch eine scheibenförmige Ausbildung des Holzdachstuhls mit einer raumseitig aufgeschraubten OSB-Plattenlage in der Stärke von 15 mm werden die Schub- und Querkräfte über den First hinweg nach unten in die gegenüber liegende Fußpfette und die Stahlbetondecke eingeleitet. Zwei schlanke Rechteckstützen (60/120 mm) tragen das Firstgebälk. Um die Bauhöhe zu reduzieren, wurde der Firstbalken mit einer durchgehenden Stahlsehne hergestellt.

Die betonierten Giebelwände halten seitlich die Dachflächen und tragen an der Süd-Ost-Ecke den auskragenden Traufbalken. Mit handelsüblichen Formteilen aus Stahl wurden sämtliche Längs- und Querlagen des Holzgebindes in eine Ebene gebracht. Zur Wärmebrückenvermeidung und zur Verbesserung des sommerlichen und winterlichen Wärmeschutzes wurde eine 50 mm starke Holzfaserdämmplatte als Zwischensparrendämmung verlegt. Die wasserführende Schicht der hinterlüfteten Dachflächen bilden, passend zu den Fassadenplatten, 4 mm starke, großformatige Dachschindeln aus Faserzement.

Die Anordnung der Stützen bezieht sich auf die Innenwände; dadurch ist die tragende Konstruktion für den Betrachter kaum nachvollziehbar.

Bautafel

Architekten: mrb architekten Mühl Rinkes Baur, München
Projektbeteiligte: Ingenieurbüro Haushofer, Markt Schwaben (Tragwerksplanung); Kaltenecker, Vilsbiburg (Zimmerer- und Dacheindeckung); Mooshofers Metallwerkstatt, Velden/Vils (Sonnenschutz)
Bauherr: Iris Ortner und Manfred Vetrovec, Pullach     
Standort: Gistlstraße 86, Pullach
Fertigstellung: 2008
Bildnachweis: mrb architekten, München

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