Umbau eines Siedlungshauses in Oberwolfach

Weidenruten als Sonnen- und Sichtschutz

Im Wolftal mitten im Schwarzwald liegt die Gemeinde Oberwolfach mit einem homogen gewachsenen Ortskern und nicht einmal 3.000 Einwohnern. Eines von 27 Häuschen einer 40er-Jahre-Siedlung mit Satteldach und leicht auskragenden Giebelfassaden, die sich an der Erschließungsstraße aneinanderreihen, wurde nach Plänen von mrb Architekten (München) ausgebaut und erweitert. Ein entlang der Straße einheitliches Erscheinungsbild verleiht dem Wohngebiet Identität und schafft Ordnung, individueller gestaltet sind die rückwärtigen Gärten.

Loggia mit Schiebeelementen: Weidenstöcke als Füllmaterial
Der Kniestock wurde bis auf das maximal zulässige Maß erhöht
Schattenspiele

Das Obergeschoss wurde rückgebaut, das Haus mit einer ursprünglichen Grundfläche von acht mal acht Metern insgesamt zum Garten nach Westen hin erweitert und der Kniestock auf das maximal zulässige Maß angehoben. Das neue Obergeschoss wird über den bestehenden Eingangsbereich erschlossen und bietet Raum für ein Eltern- und zwei Kinderschlafzimmer, ein Bad sowie einen großzügigen, lichtdurchfluteten Bereich zum Kochen, Essen und Wohnen mit angeschlossener Loggia. Über mobile Wände lassen sich die Zonen zum Essen und Wohnen voneinander abtrennen. Eine große Glasfläche verbindet die im Südwesten vorgelagerte Loggia mit dem Wohnraum und erlaubt einen herrlichen Ausblick ins Grüne. Diese Glasfläche lässt sich vollständig öffnen, während die Loggia sich über verschiebliche Sonnenschutzelemente nach außen schließen lässt, so dass der Außenraum zum intimen Innenraum wird.

Direkt unterm Dach entsteht auf einer Wohngalerie ein intimer Rückzugsbereich mit Blick durch ein Panoramafenster zum Garten und Wald. Die kleinen Kinderzimmer verfügen über eine eigene Leiter als Zugang zu einer gemeinsamen, aber auch abtrennbaren Spielzone, ebenfalls im Dachspitz. Die Wohngalerie wird von Stahlträgern und schlanken Stützen im Wohnraum getragen. Eine in die Dachkonstruktion eingebundene Pfette überspannt den gesamten Raum und kragt über die Loggia aus, um hier den uneingeschränkten Ausblick zu ermöglichen. Das gesamte Giebelgeschoss verspringt leicht nach vorne und orientiert sich damit am umgebenden Bestand.

Eine Luft-Wasser-Wärmepumpe liefert Heizenergie für das gesamte Wohnhaus, dessen dunkle Hüllflächen im Kontrast zu den Innenräumen mit weißen Wänden, viel Glas und hellen Linoleumböden stehen. Über die Gegensätze hell und dunkel, eng und weit, offen und geschlossen, außen und innen entsteht auf begrenzter Grundfläche ein reizvoller Lebensraum für eine junge Familie.

Sonnenschutz
Die im Südwesten vorgelagerte Loggia und auch die meisten Fenster des Wohnhauses sind mit einem ungewöhnlichen Sicht- und Sonnenschutz versehen, der unter anderem dank handwerklicher Fähigkeiten des Bauherrn zum Einsatz kam. 

Ein in Oberwolfach geschätzter Korbflechter sollte ursprünglich die Füllungen der Stahlrahmen aus Weidenruten flechten, das erforderliche Format der Elemente von 1 x 2,5 m ließ sich in seiner kleinen Werkstatt jedoch nicht umsetzen. Die Idee der mit ungeschälten, rotbraunen Weidenruten gefüllten Sicht- und Sonnenschutzflächen wollten die Architekten aber unbedingt weiterverfolgen.

Zum Einsatz kam schließlich einfache und kostengünstige Rollenware, die üblicherweise für Gartenzäune und Abdeckungen eingesetzt wird (drahtgebördelte Weidenstockmatten). Durch Ziehen und Stauchen der ausgerollten Mattenware ließen sich die lichten Abstände der einzelnen Ruten verändern und die Lichtdurchlässigkeit begrenzt regulieren. In Lieferbreite der Rollenware wurden Rechteckrahmen aus verzinkten Stahlwinkeln hergestellt, in denen die Bauherren selber die Weidenfüllungen befestigten. Die Rahmen lassen sich über ein an der Fassade sichtbar befestigtes Schienensystem individuell verschieben. -us

Bautafel

Architekten: mrb architekten, Mühl Rinkes Baur, München
Projektbeteiligte: Ingenieurbüro Müller & Günter, Freudenstadt (Tragwerksplanung); Hawa, Mettmenstetten/CH (Schiebebeschlag); Karl-Hans Baur Senior, Oberwolfach (Ausfachung der Sonnenschutzelemente in Eigenleistung)
Bauherr: Katharina und Dietmar Baur
Standort: Alte Straße 10, 77709 Oberwolfach
Fertigstellung: 2008
Bildnachweis: mrb architekten, München

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Außenliegender Sonnenschutz in Form von Markisen werden mit textilen Geweben aus Kunststoff oder Naturstoff bespannt.

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Außenraffstore an einem Mehfamilienhaus

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Arten und Formen

Beweglicher Sonnenschutz außen

Schiebeläden werden als außenliegender Sonnen-, Blend- und/oder Sichtschutz eingesetzt

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Schiebeläden

Wahrzeichen mit Belichtungsfunktion: Die Kuppel des Reichstagsgebäudes ist integraler Bestandteil der Stadtsilhouette Berlins, dient aber auch der Belüftung und Belichtung des Plenarsaals.

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