Umbau eines landwirtschaftlichen Hofhauses in Heimstetten

Viel Tageslicht dank eines offenen Dachraums

Als Teil eines weitgehend erhaltenen landwirtschaftlichen Anwesens in Heimstetten bei München sollte dessen ehemaliges Wirtschaftsgebäude nachhaltig und nutzungsflexibel saniert und umgebaut werden. Der langgestreckte, nach Nordwesten ausgerichtete Bau mit einer Firsthöhe von über zwölf Metern wurde 1937 errichtet und im Erdgeschoss als Rinder- und Pferdestall genutzt. Seit 1990 betreibt der Besitzer darin einen Getränkemarkt und nutzte als Lager die ehemalige Tenne, in der die Heu- und Strohwagen entladen wurden.

Der Getränkemarkt im Erdgeschoss blieb erhalten, im Obergeschoss liegt das Ingenieurbüro
Arbeitsbeleuchtung am Abend
Gebäude vor der Sanierung

Das obere Geschoss diente früher als Heuboden und bildet einen einzigen unverbauten Raum. Ein offener, zweifach liegender Pfettendachstuhl leitet die aufliegenden Lasten zu den Traufwänden hin ab und ermöglicht hohe Flexibilität für eine zukünftige Raumstruktur. Nach Voruntersuchungen der Fundamente, des Mauerwerks und des Dachstuhls wurden die Ziele nach den Vorstellungen des Bauherrn und der zukünftigen Mieter, dem Ingenieurbüro Hausladen, festgelegt: Das Erscheinungsbild sollte weitgehend erhalten bleiben, der Energieverbrauch so gering wie möglich und die raumklimatischen Bedingungen das ganze Jahr über ideal sein. Ökologische Baumaterialien sollten im Einklang mit der bestehenden Konstruktion eingesetzt werden, natürliche Belichtung die notwendige künstliche Beleuchtung minimieren. Die eingesetzte Technik sollte reduziert, leicht zu bedienen und kostengünstig in Anschaffung und Betrieb sein.

Der Getränkemarkt im Erdgeschoss blieb erhalten, das Ingenieurbüro nutzt aber nun einen Teil der ehemaligen Tennenfläche für Registratur und Server. Die Gebäudebreite von 13 m, eine lichte Höhe im Bereich des Firstes von über acht Metern und die bestehenden Fundamente ermöglichen die ideale Einteilung des ehemaligen Heubodens in Erschließungs-, Arbeits- und Nebenbereiche. Alle Büros und Sanitärräume sind mit einer Raumtiefe von 4,5 m entlang der beiden Traufwände untergebracht. Unregelmäßige Zwischenabstände der Binderkonstruktionen ergeben Arbeitsplatzflächen zwischen 18 und 23 m². Auf der gesamten Länge von 37 m und in einer Breite von 3,5 m entsteht eine zentrale kommunikative Erschließungsachse.

Galerieebenen im Nordwesten und Südosten dienen als Arbeits- und Besprechungsbereiche. Sie stellen die einzigen massiven Bauteile dar und ermöglichen zukünftig eine einfache Vergrößerung oder Verkleinerung dieser Ebene. Die Räume darunter sind zumeist geschlossen, zum zentralen Erschließungsbereich hin aber verglast. Die meisten Arbeitsbereiche sind nur durch seitliche Akustikwände aus Fichtenholz in einer Höhe von zwei Metern abgetrennt und zur Erschließungszone und nach oben hin offen. Insgesamt stehen auf dem umgebauten Heuboden nun 640 m² zur Verfügung.

Dach
Grundsätzlich blieb der vorhandene zweifach liegende Pfettendachstuhl detailgetreu erhalten. Die gesamte Dämmebene wurde als Aufdachsystem ausgeführt, das heißt auf die bestehende Sparrenlage wurde außenseitig eine neue Schalungsebene, eine Dampfsperre, Dachsparren, 18 cm Dämmung aus Mineralwolle WLG 035, eine äußere Dachschalung, eine Bitumenbahn, die Konterlattung, die Lattung und schließlich die Dacheindeckung gebaut. 46 eingesetzte Dachflächenfenster mit Zwei-Scheiben-Isolierverglasung bilden im Bereich des Satteldachs eine Verglasungsfläche von insgesamt 24 m².

Die Traufwand-Konstruktionen im Bereich des Obergeschosses wurden durch die Anbringung einer raumseitigen Innenwanddämmung, eine PE-Folie und eine Vormauerung aus 11,5 cm Hochlochziegeln als zweischaliges Mauerwerk ausgeführt. Die Giebelwände aus Ziegelsteinen wurden für eine großflächige Fassadenöffnung durch tragende Stahlbauteile mit vorgesetzter Dämmung und hoch wärmegedämmte Mauerwerkziegel ersetzt. Der Verglasungsanteil beträgt 36 % und ermöglicht die Durchflutung des gesamten Geschosses mit Tageslicht. Es handelt sich um eine Holz-Glas-Konstruktion mit 3-Scheiben-Wärmeschutzglas, das teilweise beschichtet ist. Auch die Fensterflächen der Außenwände auf der Traufseite sind dreifach verglast.

Die Dachflächenfenster und zweiflügelige Trauffenster ermöglichen eine Nachtauskühlung im Sommer, die die Betriebsstunden der Grundwasserkühlung begrenzt. Tagsüber ist die natürliche Belichtungssituation ideal durch weitgehend freie und offene Raumstrukturen und Dachfenster, die die Arbeitsplätze nahezu unvermindert und blendfrei belichten. Die Sonnen- und Blendschutzsysteme wurden maßgeschneidert auf die realen Bedingungen hin entwickelt, an der nordöstlichen und südwestlichen Traufwand konnte ganz darauf verzichtet werden. Die großflächig verglasten Giebelwände benötigen kein Sonnenschutzsystem gegen Kühllasten, aber in bestimmten Bereichen einen Blendschutz. Raumseitige Glasklappläden ermöglichen nun eine hohe Flexibilität, ohne die klare Struktur der Fassade zu beeinflussen. Alle Dachflächenfenster sind mit innen liegenden Lamellenraffstores aus Aluminium ausgestattet, die per Funk gesteuert werden. Oberhalb der Galerieebene sind die Dachflächenfenster zusätzlich mit einem außenliegenden Gewebe ausgestattet, das sich ebenfalls per Funk steuern lässt und eine vollständige Verdunkelung ermöglicht. -us

Bautafel

Architekten: Udo Rieger, Isen; Martina Thurner und Florian Hausladen, München
Projektbeteiligte: Barthel & Maus, München (Statik); Regine Keller, München (Landschaftsplanung); Florian Hausladen, München (Energiekonzept, Lichtplanung); Velux Deutschland, Hamburg (Dachflächenfenster); Saint Gobain Isover, Ludwigshafen (Kerndämmung Traufwand)
Bauherr: Herbert Böltl, Heimstetten
Fertigstellung: 2008
Standort: Feldkirchener Str. 7a, Kirchheim
Bildnachweis: Florian Hausladen, Kirchheim

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