Umbau einer Ziegelfabrik zur Mittelschule in Riccione

Tonziegel und Kalkputz für ein gutes Raumklima

Unweit von Rimini an der italienischen Adria liegt Riccione, ein Urlaubsort, der ebenfalls über einen kilometerlangen breiten Sandstrand verfügt. In fußläufiger Entfernung stand eine alte Ziegelfabrik über viele Jahre leer. Umgeben von Grünflächen und freistehenden, doch dicht gefügten Wohnhäusern, wurde die baufällige Industrieanlage umfassend saniert und zu einer Schule umgebaut. Ein wesentliches Ziel der Planung durch Architekt Pietro Carlo Pellegrini aus Lucca war die Schaffung möglichst guter raumklimatischer Bedingungen bei einem geringen Einsatz von Energie. Die Auswirkungen auf die Umwelt sollten auf ein Minimum reduziert werden.

Heute beherbergen zwei von insgesamt drei parallelen Gebäuderiegeln die Mittelschule Geo Cenci mit 18 Klassen für rund 450 Schüler (Südostansicht)
Der Eingang liegt zurückversetzt zwischen den Gebäuden
Eine verglaste Stahlkonstruktion verbindet die Baukörper

Die 1908 erbaute Ziegelfabrik wurde in den 1970er-Jahren stillgelegt. Heute beherbergen zwei von insgesamt drei parallel angeordneten Gebäuderiegeln die Mittelschule Geo Cenci mit 18 Klassen für etwa 450 Schüler. Der nördliche, leicht verschobene dritte Baukörper dient als multifunktionales Freilichttheater mit 650 Plätzen und Büros. Neben Theateraufführungen finden hier Konzerte und andere Veranstaltungen statt. Die Erschließung der Schule erfolgt von der Viale L. Einaudi im Süden, eine Bushaltestelle und Parkplätze sind vorgelagert. Rückwärtig schließen Grün- und Freiflächen an das Schulgelände an. Während das nach Süden ausgerichtete eingeschossige Schulhaus in erster Linie Klassenräume beherbergt, ist im nächsten zwei- bis dreigeschossigen Gebäuderiegel auch die Turnhalle untergebracht.

Der Eingang befindet sich zurückversetzt zwischen den Gebäuden, die hier über eine verglaste Stahlkonstruktion verbunden sind. So sind die Foyers auf beiden Seiten verknüpft. Ein zentraler Flur verbindet im südlichen Baukörper die Klassenräume und eine Bibliothek. Im nördlichen, höheren Gebäude ist der Eingangsbereich als großzügiges Atrium mit Treppenaufgang gestaltet. Westlich schließt die Sporthalle mit Umkleiden und Sanitärbereichen an, im Osten sind das Lehrerzimmer, das Büro des Schulleiters und ein Medienraum untergebracht. Über der Sporthalle im Obergeschoss gibt es eine Lagerfläche für technische Geräte; auf der gegenüberliegenden Seite befinden sich weitere Klassenräume und sanitäre Anlagen.

Nachhaltig Bauen

Die bestehenden Industriegebäude zu bewahren und zu sanieren, entspricht grundlegenden Prinzipien der Nachhaltigkeit, denn der Umbau anstelle von Abriss und Neubau spart Energie und Ressourcen. Die Materialien konnten erhalten oder zum Teil wiederverwendet werden. Die neu gestalteten Fassaden sind eine vorgehängte hinterlüftete Konstruktion aus Metall und Tonziegeln. Die leicht geneigten Satteldächer der Schulgebäude werden durch Polonceau-Fachwerkbinder aus Metall getragen. Große Verglasungen an der Südwestseite sind durch eine vorgesetzte Schale aus hohlen, gestapelten Terrakottaziegeln vor allzu starker Sonneneinstrahlung und Überhitzung geschützt.

Die Tonziegel sind von der Rohstoffgewinnung über den Produktionsprozess bis zum möglichen Recycling ein umweltfreundliches Baumaterial. Sie haben die Fähigkeit, Wärme zu speichern. An sonnigen Tagen im Winter können sie die Wärme der Sonnenstrahlen speichern und die Wärmeenergie zeitverzögert wieder abstrahlen. Im Sommer hingegen wirken sie als Puffer und verhindern eine Überhitzung des Gebäudes. Alte und neue Ziegel sorgen für ein angenehmes Raumklima, da ihre diffusionsoffene Oberfläche Feuchtigkeit aufnehmen und wieder abgeben kann.

Die Fenster sowie sämtliche Außen- und Innentüren sind aus heimischem Holz gefertigt, das geölt oder mit Bienenwachs imprägniert wurde. Die Wände im Inneren des Gebäudes sind mit Kalkputz versehen. Kalkputz ist atmungsaktiv, absorbiert Gerüche und Schadstoffe aus der Luft; zudem ist er resistent gegen Schimmelpilze. Für die Dämmung der Wände kamen recycelte PET-Flaschen zum Einsatz; die Produktion erfolgte ohne Zusatz von chemischen oder organischen Bindemitteln. Die Böden sind mit Feinsteinzeug oder gegossenem Estrich ausgestattet.

Das gesamte Heiz- und Kühlsystem wird durch den Einsatz elektrischer Wärmepumpen (Luft-Luft-Wärmepumpen) gestützt, die durch eine auf dem Dach des zweigeschossigen Gebäudes installierte Photovoltaikanlage gespeist werden. Die Gebäude verfügen über eine Fußbodenheizung und eine kontrollierte Wohnraumlüftung mit Wärmerückgewinnung.

Bautafel

Architekten: Pietro Carlo Pellegrini, Lucca
Projektbeteiligte: Ing. Luca Boiardi, Ing. Lorenzo Giordani, Reggio Emilia (Ingenieure); Giovanni Sampietri, Parma (Elektroplanung)
Bauherren: Gemeinde von Riccione
Fertigstellung:
2014
Standort:
Istituto Comprensivo n°1 Riccione, viale Einaudi 25, 47838 Riccione, Italien
Bildnachweis: Mario Ciampi, Florenz

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