Umbau einer Schule zum Wohnquartier in Meinerzhagen

Neugliederung der Fassade mit Schiefer

Mit dem sprunghaften Anstieg der Bevölkerung in den 1950er-Jahren entstand im nordrhein-westfälischen Meinerzhagen eine neue Siedlung, in der sich typische Wohnbauten der Nachkriegszeit ordentlich aneinanderreihen. Teil dieses Quartiers war auch eine Gemeinschaftsschule. Nachdem die Kinder der Siedlung erwachsen geworden und viele von ihnen weggezogen waren, nahm der Bedarf für die Einrichtung ab, bis sie schließlich geschlossen wurde.

Nach dem Umbau durch IBC Ingenieure Cerkuc & Wegge befinden sich in den Gebäuden ein Heim für an Demenz erkrankte Menschen, ein Kindergarten sowie Eigentums- und Mietwohnungen.
Helle und dunklere Fassadenabschnitte mit Schiefer und Biberschwanzziegel als Bekleidung sorgen für Abwechslung.
Die rechteckigen Schiefer sind als Dynamische Deckung mit vier verschiedenen Gebindehöhen verlegt.

Bereits im Vorfeld hatte die Stadtverwaltung nach Möglichkeiten gesucht, die Schule umzunutzen. Zwei Dachdeckermeister und der Leiter eines Pflegedienstes taten sich zusammen und präsentierten ihr Konzept: Mit einem „Quartier der Generationen" wollen sie den geänderten Bedürfnissen vor Ort entsprechen. Für die Planung des Umbaus holte das Bauherrenteam das Büro IBC Ingenieure Cerkuc & Wegge aus Dortmund mit ins Boot.

Starke Ziegelwände, robuste Betondecken

Die alte Schule besteht aus zwei einander gegenüberliegenden Gebäuderiegeln, die sich in etwa von Norden nach Süden erstrecken. Sie sind nicht parallel angeordnet, sondern leicht abgewinkelt: Gleichsam trichterförmig fassen sie eine Freifläche, die sich zu einem Grünraum im Norden öffnet. Das westliche Hauptgebäude ist mit 133 Metern deutlich länger als der östliche Trakt, der 67 Meter misst. Den oberen Abschluss der zweigeschossigen Trakte bildete bis vor dem Umbau ein Satteldach.

Eine robuste Bausubstanz mit drei Meter hohen Räumen zeichnet den Bestand aus. Die Wände bestehen aus 48 cm starkem Ziegelmauerwerk, die Gebäuderiegel sind komplett unterkellert. Die für eine hohe Nutzlast (500 kg/m²) ausgelegten Betondecken ließen ebenfalls eine andere Bespielung zu.

Heute beherbergt etwa ein Viertel des Hauptgebäudes ein Wohnheim für an Demenz erkrankte Menschen, ein Großteil des Gebäudes – insgesamt 34 Einheiten in Erd- und Obergeschoss – ist barrierefrei nach den Prinzipien des sozialen Wohnungsbau konzipiert. Insgesamt 17 Wohnungen im neu geschaffenen Dachraum sind frei finanziert. Im kürzeren Trakt befinden sich weitere Mietwohnungen sowie ein Kindergarten. Die Gebäude sind mit Aufzügen ausgestattet, von denen acht aus dem Keller bis ins Dachgeschoss fahren.

KfW 55-Standard durch Dämmung und regenerative Energien

Das alte Satteldach wurde abgerissen und bei gleicher Firsthöhe zu einer Steil-Mansarde mit Flachdach umgestaltet. Auf diesem ist eine Solaranlage installiert (Leistung: 198 kWp), die durch ein Blockheizkraftwerk ergänzt wird. Mit der Sanierung der Gebäude wurde der Effizienzstandard KfW 55 erreicht. Die Ziegelwand erhielt eine Dämmung aus zwei Lagen Mineralwolle (14 und 12 cm) der WLS 031, verlegt zwischen 26 x 6 cm dicken Holzbalken. Darauf folgen Windsperre, Lattung und Konterlattung. Auf den Steil- und Flachdächern kamen 24 cm dicke PU-Aufsparrendämmungen zum Einsatz.

Fassade aus Schiefer und Biberschwanzziegel
Die Bauherren, selbst erfahrene Dachdecker, verzichteten bewusst auf ein Wärmedämmverbundsystem. Mit einer Fassadenbekleidung aus Schiefer und Biberschwanzziegel entschieden sie sich für eine dauerhafte, wartungsarme und ästhetische Lösung. Durch die Neugliederung der Dachlandschaft, neu hinzugefügte Balkone und die Aufteilung der Fassade in helle und dunklere Abschnitte wirken die langen Gebäude kleinteilig. Das Erscheinungsbild entspricht der neuen Nutzung: Die Anlage spiegelt die verschiedenen Wohnformen und erscheint doch als Ensemble.

Die deutlich helleren Biberschwanzziegel sind grau glasiert. Die rechteckigen Schiefer sind in vier Gebindehöhen als Dynamische Deckung auf einer Vollschalung verlegt. Sie sorgen für eine lebhafte Fassade. Ein früheres Erkennungsmerkmal der Schule, ein Uhrenturm, der als Dachreiter auf dem Altbau saß, wurde abgebaut und an zentraler Stelle wieder errichtet. Er ist umhüllt von Schiefer in Altdeutscher Deckung. Die große Freifläche zwischen den Gebäudetrakten ist als gemeinsamer Garten mit einem Wasserlauf gestaltet. -us

Bautafel

Architektur: IBC Ingenieure Cerkuc & Wegge, Dortmund
Projektbeteiligte: Rolf Lutz, Gelsenkirchen (Handwerker Fassade und Dach); Rathscheck Schiefer, Mayen (Dynamische Rechteckdeckung)
Bauherrschaft: Rolf Lutz, Mike Sternkopf und Claudius Hasenau, Gelsenkirchen
Fertigstellung Sanierung: 2018
Standort: Genkeler Straße 24 f, 58540 Meinerzhagen
Bildnachweis: Rathscheck Schiefer, Mayen

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