Umbau des Festspielhauses in Bregenz/A
Bühnenturm als Resonanzkörper
Das 1979 eröffnete Festspielhaus Bregenz ist anlässlich des 60-jährigen Bestehens der Bregenzer Festspiele komplett saniert worden. Heute dient es als Mehrspartenhaus sowie als Veranstaltungs- und Kongresszentrum. Kernpunkte der Sanierung waren die Erweiterung, eine vermehrte Tageslichtversorgung des Gebäudes, die Umgestaltung des Eingangs sowie eine verbesserte Akustik.
Das Haus erhielt dafür einen zweigeschossigen Bau auf Stelzen als Ergänzung. Dieser nimmt die Büros für Verwaltung und Produktion auf. Ein weiterer neuer Gebäudeteil liegt zwischen Seetribüne und großem Saal und kragt über dem Haupteingang frei heraus zum Platz der Wiener Symphoniker. Hier befindet sich der sogenannte "Propter Homines Saal" mit gläserner Stirnwand. Am anderen Ende ist das "Seefoyer" angeordnet, welches eine breite Glasfront kennzeichnet. Dazwischen liegt ein großzügiges Foyer, das auch für Veranstaltungen genutzt werden kann. Die ausgedehnte Anlage ist inhaltlich in drei Abschnitte gegliedert: den Studio- und Werkstattbereich, den großen Saal und die Seetribüne. Außen ist der Komplex nun einheitlich verkleidet mit hellen Glasfaserbetonplatten in großem Format.
Die Architekten Helmut Dietrich und Much Untertrifaller organisierten außerdem die Erschließung aller Säle über eine Achse, das sogenannte „zweite Rückgrat“ des Hauses. Die Innenräume wurden vollständig erneuert. Der große Saal, Herzstück des Festspielhauses, wurde technisch und akustisch ausgebaut und zudem mit einem Rang um fast 600 Sitzplätze erweitert. Dafür wurde eine feste Tribüne eingebaut, die die bisherige Gerüsttribüne ersetzt. Der mit einer der größten Drehbühnen Europas und moderner Theaterausstattung ausgerüstete Saal bietet rund 1.690 Zuhörern Platz. Wandverkleidung und Parkettböden sind aus Akazienholz, eine neue rote Bestuhlung sorgt für einen verbesserten Sitzkomfort.
Akustik
Die Akustik des Großen Saals wurde erheblich verbessert, so dass er
nun für Kongresse, Opernaufführungen, Sprechtheater und Konzerte
gleichermaßen gut geeignet ist. Sichtbare Maßnahmen sind der neue
Parkettboden statt eines Teppichs sowie die Erweiterung des
Hallraums nach oben durch das Entfernen einer Zwischendecke. Der
gesamte Bühnenturm dient jetzt als Resonanzkörper. Deckensegel aus
Metallgewebe bilden einen optischen Raumabschluss, sind jedoch für
Schall
transparent. Das Metallgewebe ist zu 50% durchsichtig und
schalldurchlässig, aber dicht genug, um die Technik
(Beleuchtungsbühnen, Abluftsystem) zu verbergen. Die optisch dichte
Wirkung verstärkt eine seitliche Bestrahlung mit blauem Licht.
An die Decke gekoppelte Hohlräume und angepasste Materialien erzeugen ein Maximum an Volumen und steigern die Nachhallzeit um eine halbe Sekunde. Dort befinden sich bewegliche Stoffrollos, mit deren Hilfe die akustischen Eigenschaften der Nutzung angepasst werden. So ergeben sich einerseits ideale Sprachverhältnisse für Kongresse und andererseits eine gute Klangdurchmischung für Konzerte oder Orchesterproben.
Bautafel
Architekten: Dietrich | Untertrifaller Architekten ZT, Bregenz/A
Projektbeteiligte: Bernhard Weithas, Hard/A (Bauphysik); Charles Keller Design-AG, St. Gallen/CH (Lichtplanung); Müller-BBM, Planegg/München (Bauakustik); Tonplan Gögele und Avedikian OEG, Dornbirn/A (Raumakustik); Sport- und Akustikbau, Wien/A (Ausführung Akustik)
Bauherr: Stadt Bregenz, Land Vorarlberg, Republik Österreich
Fertigstellung: 2006
Standort: Symphonikerplatz 1, Bregenz/A
Bildnachweis: Bruno Klomfar, Wien