Umbau Büro in Wien

Raumgliederung mittels akustisch wirksamer Vorhänge

Flankiert von Altbauten mit historischen Fassaden fällt ein Bau aus den späten 1970er-Jahren in der Wiener Siebensterngasse auf. Die schlichte Fassadengestaltung bildet einen Kontrast zu den umliegenden, stuckverzierten Gebäuden. Die ehemaligen Räumlichkeiten einer Bankfiliale im Stadtbezirk Neubau wurden zum neuen Standort der österreichischen Medienmarke Addendum umgebaut. Im Erdgeschoss des Gebäudes hat das Architekturbüro Berger+Parkkinen eine abwechslungsreiche und großzügige Bürolandschaft mit Blick ins Grüne für die neue Nutzung entstehen lassen.

Hinter dem gläsernen Schaufenster, das sich neben einer Tiefgarageneinfahrt über die gesamte Fassade des Erdgeschosses erstreckt, öffnet sich ein langer, schmaler Raum, der in verschiedene Zonen gegliedert ist und an der gegenüberliegenden Hofseite von einer zweiten Fensterfront abgeschlossen wird.
Über den Eingangsbereich, der als Empfang dient, gelangt man in eine Zone für informelle Besprechungen und kleinere Events.
Hinter einer Wandverkleidung in leuchtendem Orange verbirgt sich eine Küchenzeile, die bei Bedarf freigelegt werden kann.

Gläsernes Schaufenster

Hinter dem gläsernen Schaufenster, das sich neben einer Tiefgarageneinfahrt über die gesamte Fassade des Erdgeschosses erstreckt, öffnet sich ein langer, schmaler Raum, der in verschiedene Zonen gegliedert ist und an der gegenüberliegenden Hofseite von einer zweiten Fensterfront abgeschlossen wird. Den Grundriss bildet ein langgezogenes Rechteck mit einer Bruttogeschossfläche von 590 Quadratmetern, das an der Nordseite, dem Straßenverlauf folgend, schräg abschließt. Während der straßenseitige Teil mit vier Obergeschossen und zwei Staffelgeschossen überbaut ist, handelt es sich bei der gartenseitigen, nach Süden orientierten Hälfte um einen eingeschossigen Flachbau.

Abwechslungsreich zoniertes Großraumbüro

Über den Eingangsbereich, der als Empfang dient, gelangt man in eine Zone für informelle Besprechungen und kleinere Events. Hinter einer Wandverkleidung in leuchtendem Orange verbirgt sich eine Küchenzeile, die bei Bedarf freigelegt werden kann. Anschließend folgt nach dem Durchschreiten einer Glaswand  ein großer, offener Arbeitsraum, der neben vier langen Tischen, an denen bis zu 36 Personen Platz finden, Rückzugsmöglichkeiten für Besprechungen bietet. Als weitergeführte Adaption der Großraumtypologie sind ergänzend zum großen Arbeitsraum zahlreiche Möglichkeiten für Rückzug und Kommunikation geschaffen worden, darunter die Teeküche und ein Lounge-Bereich. Zudem gibt es an der westlichen Wand gibt einen kleinen und einen größeren verglasten Besprechungsraum, an der östlichen Wand sechs Telefonzellen, die in einen verkleideten Wandvorsprung eingelassen sind.

Eine großzügige Gartenanlage mit einer Fläche von 300 Quadratmeter bietet Verweil- und Besprechungsmöglichkeiten im Hof. Drei unterschiedlich große, hölzerne Terrassen bieten zwischen Grünflächen und verschlungenen Wegen Sitzplätze im Freien. Gestaltet wurde der Garten von dem Landschaftsarchitekturbüro Lindle+Bukor.

Herausforderung Tageslichtsituation

Die beiden bodentiefen Fensterfronten im Norden und Süden zum Hof waren die einzigen Tageslichtquellen. Da jedoch insbesondere in Büroräumen eine gute Ausleuchtung der Arbeitsplätze wichtig ist, stellten die beiden fensterlosen Seitenwände, die an die Nachbargebäude angrenzen, eine Herausforderung für das Architekturbüro dar. Die Lösung: Über 14 hell ausgekleidete Lichtpyramiden aus Stahlblech, die in die Decke des Arbeitsraumes eingelassen wurden, wird die Bürolandschaft nun auch von oben beleuchtet.

Eine weitere Besonderheit des Bestandsbaus ist der vormalige Tresorraum der Bank, der mit seinen massiven Betonwänden ein nicht zu bewegendes Element darstellt und in der Planung berücksichtigt werden musste. Bei der Entwicklung des Materialkonzepts orientierten sich die Architekturschaffenden daher an den gegebenen Materialien. Der freigelegte Beton wird durch gespachtelte Betonböden, dunklen Rohstahl und geölte, mattschwarze Holzoberflächen ergänzt. Zu diesen harten Oberflächen bilden gepolsterte Stühle und Sessel in Grautönen sowie ein mit blauem Samt bezogenes Sofa einen visuellen und haptischen Kontrast.

Akustik: Textile Raumteiler

Schallharte Materialien wie Beton oder Glas, die in dem Wiener Bürogebäude verbaut wurden, erfordern besondere Maßnahmen im Hinblick auf die Raumakustik. Dabei sollte der offene Charakter erhalten bleiben und die Nutzung flexibel sein. Über ein Schienensystem kann der offene Arbeitsraum mit akustisch wirksamen Vorhängen nach Bedarf  untergliedert werden. Die Architektinnen und Architekten wählten hierfür einen schwer entflammbaren Verdunkelungsstoff in einem grauen Farbton, der einen Schallabsorptionsgrad α 0,85 aufweist.

Des Weiteren tragen textile Wandbekleidungen und die Polstermöbel zu einer guten Raumakustik durch Verkürzung der Nachhallzeit bei. Ein blickdichter halbtransparenter Vorhang in Weiß kann optional vor die gläsernen Wände der eingestellten Besprechungs- und Konferenzräume gezogen werden, um den Raum vor Blicken abzuschirmen. Außerdem wirkt der Stoff als poröser Schallabsorber (Schallabsorptionsgrad α 0,30) vor den schallharten Glasscheiben. -np

Bautafel

Architektur: Berger+Parkkinen Architekten, Wien
Projektbeteiligte:
Lindle+Bukor, Wien (Landschaftsarchitektur); DI Reinhard Schneider, Wien (Statik); TB Obkircher, Wien (Haustechnik); ic consulenten Ziviltechniker, Wien (Bauphysik); Kunz Brandschutzplaner, Mödling (Brandschutz); Ing. Podany, Langenzersdorf (Baukoordination), Création Baumann, Langenthal (akustisch wirksame Textilien: halbtransparenter Stoff Salto und Verdunkelungsstoff Mystery)
Bauherrschaft:
QVV, Wien
Fertigstellung:
2019
Standort:
Siebensterngasse 21, 1070 Wien, Österreich
Bildnachweis: Wolfgang Thaler / Berger+Parkkinen Architekten, Wien

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