Uhlandschule in Stuttgart

Dreifachverglasung mit Wärmeschutzbeschichtung

Es gibt viel zu tun in der baden-württembergischen Landeshauptstadt, will man die Ziele eines nahezu klimaneutralen Gebäudebestands bis 2050 erreichen. In diesem Zusammenhang spielen Schulbauten eine wichtige Rolle, denn in Stuttgart machen sie einen besonders hohen Anteil der städtischen Gebäude aus. Mit der Sanierung der Uhlandschule nach Plusenergiestandard im Stadtteil Zuffenhausen haben die Büros Hotz + und KBK Architekten ein Leuchtturmprojekt realisiert, das als Vorbild für viele weitere Bauvorhaben dienen kann.

Die Nordansicht prägt eine Lochfassade in den Obergeschossen, ebenerdig eine Pfosten-Riegel-Konstruktion mit unterschiedlichen Füllelementen
An der Südfassade belichten Fensterbänder die Klassenzimmer, das geschlossene Erdgeschoss springt deutlich zurück, wirkt wegen des intensivens Grüns aber nicht abweisend
Photovoltailmodule in den Brüstungsbereichen ergänzen die PV-Anlage auf dem Dach

Ausschlaggebend für die Umwandlung des 1954 errichteten Gebäudes waren unter anderem die Übertragbarkeit der Rahmenbedingungen auf andere Objekte, weshalb sie auch durch das Fraunhofer Institut für Bauphysik wissenschaftlich begleitet wurde. Der Schulkomplex setzt sich aus vier Baukörpern zusammen: Der lang gestreckte Hauptbau mit Ost-Westausrichtung, ein deutlich kürzerer, parallel dazu angeordneter Pavillon im Südosten sowie die noch ein Stück südlicher orthogonal angelegte Turnhalle. Sie alle stammen aus den 1950-Jahren, westlich des Pavillons kam 2004 ein quadratischer Erweiterungsbau hinzu.

Die Sanierungsmaßnahmen konzentrierten sich vornehmlich auf das zwei- bis dreigeschossige Hauptgebäude. Sowohl seine Gebäudehülle als auch die Anlagentechnik wurden vollständig erneuert. Heute zeigt sich der 1.200 Quadratmeter große Stahlbetonskelettbau in einem schlichten Anthrazit, ein kräftiges Grün setzt außen wie innen farbliche Akzente. An der Nordseite, wo sich auch der Haupteingang befindet, prägt eine Lochfassade die Ansicht der Obergeschosse, ebenerdig ist sie als Pfosten-Riegel-Konstruktion mit unterschiedlichen Füllelementen aus Glas, opaken Platten und Lamellen ausgebildet. Die oberen Geschosse an der Südseite besitzen Fensterbänder, die zwischen die Skelettstruktur geschoben wurden. In den Brüstungsbereichen ergänzen Photovoltaikmodule die PV-Anlage auf dem Flachdach; geheizt wird mit Erdwärme. Das geschlossene Erdgeschoss springt deutlich zurück, wirkt aufgrund seiner intensiven Farbgebung jedoch nicht abweisend. Die Erschließungsbereiche treten aus der sonst sehr geradlinigen Gebäudekubatur hervor; große Fensteröffnungen erlauben Ein- und Ausblicke aus den dahinterliegenden Treppenhäuser.

Glas
Über die Dämmung der Außenwände sowie den Austausch der einfach verglasten Bestandsfenster konnte eine Reduktion der Wärmeverluste um 80 Prozent im Vergleich zu vorher erreicht werden. Sämtliche Füllelemente wurden als Holz-/Aluminiumkonstruktionen mit einer Dreifachisolierverglasung ausgeführt. Mit einem Ug-Wert von 0,5 W/m²K weist sie eine sehr gute Wärmedämmleistung auf und erreicht eine ebenfalls hohe Lichtdurchlässigkeit von τV = 74 % bei einem Gesamtenergiedurchlassgrad von g = 0,59.

Zudem wurden für die Verglasung Scheiben mit einem besonders hohen Blauanteil eingesetzt. Forschungsberichten zufolge soll Tageslichtweiß in diesem Farbspektrum besonders anregend wirken und die Konzentrationsfähigkeit fördern – ein Plus an Energie für Schüler und Lehrer.

Bautafel

Architekten: Hotz + Architekten, Freiburg (Entwurf), KBK Architekten Belz/Lutz, Stuttgart (Ausführung)
Projektbeteiligte: Fraunhofer-Institut für Bauphysik, Stuttgart; Saint-Gobain Glassolutions Süd, Tuttlingen (1. Bauabschnitt); Glaszentrum Schweikert, Heilbronn (2. u. 3. Bauabschnitt)
Bauherr:
Landeshauptstadt Stuttgart
Fertigstellung: 2016
Standort: Tapachstraße 4, 70437 Stuttgart
Bildnachweis: Rohl Fotografie für Saint-Gobain Glass, Aachen

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