Tuchbespannungen und Markisenstoffe

Markisenstoffe mit versschiedenen Druckmotiven

Die Grundfunktion eines Markisentuches als Sonnenschutz ist das Schützen vor übermäßiger Wärme und Sonnenlicht. Das Markisentuch aus technischen Geweben erfüllt sowohl eine funktionelle wie eine dekorative Aufgabe. Technische Gewebe müssen strengen Anforderungen entsprechen und werden im Produktionsprozess umfangreichen Labortests unterzogen. Parameter wie Flächengewicht, Höchstzugkraft, Höchstzugkraftdehnung, Weiterreißkraft, Wasserdruckbeständigkeit, Wasserabweisung, Lichtechtheit, Wetterechtheit sowie Sonnenenergieverhalten und weitere Eigenschaften, werden nach anerkannten Normen gemessen. Diese Werte sind in den technischen Datenblättern der Gewebehersteller dokumentiert und garantiert.

Sonnenschutzsysteme werden heute in großen Abmessungen geliefert und folglich geht es oft um Tücher mit einer sehr großen Oberfläche. Eine Markise mit einem Polyacryl-Tuch und mit einer Abmessung von beispielsweise 6,00 x 3,50 m enthält fast 100.000 m Garn. Es wird mit ca. 30 Fäden pro cm in Kettrichtung und ca. 14 Fäden pro cm in Schussrichtung gewebt, so dass ein Quadratmeter Tuch bereits ca. 4.500 m hochwertiges, gezwirntes Garn enthält. Obwohl für die Konfektion nur technisch hochwertiges Gewebe verwendet wird, ist es nicht vermeidbar, dass im Tuch kleine Unregelmäßigkeiten in Form von sogenannten „Schönheitsfehlern“ enthalten sein können, die während des Spinnens und Webens auf solchen Garnlängen entstehen und zu Einschlüssen oder Knötchen im Tuch führen können. Zur Definition dieser Schönheitsfehler wurde vom Bundesverband Konfektion Technischer Textilien e.V. (heute Industrieverband Technische Textilien-Rollladen-Sonnenschutz e.V. = ITRS) eine Richtlinie zur Beurteilung von konfektionierten Markisentüchern herausgegeben.

Bei der Erstlieferung von Markisenstoffen auf Fertigsystemen und späteren möglichen Neubespannungen von Markisenanlagen kommen die folgenden Behangmaterialen hauptsächlich zum Einsatz:

  • Polyacryl-Gewebe
    Aus dem Rohstoff Polyacryl wird das Gewebe für den größten Anteil aller Markisentücher hergestellt. Die Fasern der eingesetzten Garne sind spinndüsengefärbt. Dadurch sind sie extrem UV-beständig. Durch chemische Oberflächenbehandlungen werden die Gewebe wasserabstoßend, schmutzabweisend und fungizid ausgerüstet. Die Tuchbahnen haben in der Regel eine Breite von ca. 120 cm, werden miteinander vernäht und seitlich gesäumt. Die Breite der Säume und Überlappungen kann unterschiedlich sein, je nach Hersteller und Anwendung. Die Nähte der Tuchbahnen verlaufen in Ausfallrichtung.

  • PVC-Planengewebe
    Diese Gewebe sind aus reißfesten Polyestergarnen hergestellt. Nach dem Webprozess wird das Tuch in beiden Richtungen mit hoher Spannung gereckt und mit flüssigem PVC fixiert. Durch diesen Prozess erhält das Tuch eine große Formbeständigkeit und ein besonders reduziertes Dehnungsverhalten. Die Gewebebahnen sind je nach Hersteller unterschiedlich breit, die Verarbeitung kann sowohl in Quer- als auch in Längsrichtung erfolgen.

  • Glasfaser-Screengewebe
    Um diese Gewebe herzustellen, werden Glasfaserstränge mit einer PVC-Schicht ummantelt. Aus dem so erzeugten Garn wird ein Gewebe in verschiedenen Breiten hergestellt. Danach erfolgt eine Fixierung durch Erhitzung, so dass eine Verschmelzung des Gewebes in sich erfolgt. Dadurch wird die Diagonalstabilität des Gittergewebes erreicht, ohne die Transluzenz (Durchsicht) zu verändern. Die Konfektion erfordert neben dem Schweißen der Bahnen eine Stabilisierung der Seitenkanten durch schmale Schweißbänder. Hier gelten insbesondere die Verarbeitungsvorschriften der Hersteller. Die Anforderungen an das Wickelverhalten, bedingt durch das hohe Gewicht von bis zu ca. 500 g/m², müssen bei der Verwendung dieser Gewebe besonders berücksichtigt werden. Tücher aus diesem Gewebe finden dort Verwendung wo Durchsichtigkeit verlangt wird. Vorzugsweise werden diese Gewebe bei senkrechten Systemen verwendet. Durch die Beschichtung sind die Gewebe schweißbar. „Seitensäume“ sind bei Verarbeitung in Querrichtung in der Regel nicht erforderlich.

  • Polyester-Screengewebe
    Dieses Gewebe ist aus hochreißfesten Polyestergarnen hergestellt. Nach dem Webprozess wird das Gewebe in beiden Richtungen mit hoher Spannung gezogen und mit flüssigem PVC fixiert. Durch diesen Prozess erhält das Gewebe eine hohe Formbeständigkeit und ein besonders geringes Dehnungsverhalten. Tücher aus diesem Gewebe sind durch ihr geringes Dehnungsverhalten für die Beschattung größerer Flächen geeignet. Je nach Hersteller und Anwendungsfall kann das Gewebe mit Quer- oder Längsnähten verarbeitet werden. Die Seitenränder werden dann ungesäumt oder mit Saumrand hergestellt. Die Säume für die Tuchwelle und das Ausfallprofil können nach Wahl des Herstellers genäht oder geschweißt werden. Tücher aus diesem Gewebe finden dort Verwendung, wo Durchsichtigkeit verlangt wird und sind für den horizontalen und senkrechten Einsatzfall geeignet. Auch hier sind die jeweiligen Vorgaben der Systemhersteller zu beachten.

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