Tragsystem und Grundrissgestaltung

Das Tragverhalten von Mauerwerk wird bestimmt durch die Eigenschaften der Steinarten (Druckfestigkeit) und des Verbundmaterials (Mörtel). Druckbeanspruchung kann von Mauerwerk gut abgetragen werden, Zugbeanspruchung so gut wie nicht. Die lastabtragenden Qualitäten hängen außerdem vom Verband (der Art der Vermauerung) und der Schlankheit der Bauteile ab. Material und Gefüge definieren die Bauweise und damit auch das Erscheinungsbild von Mauerwerk, in hohem Maße charakterisiert durch den Wechsel von Mauer und Öffnung. Denn die Abtragung der Lasten bestimmt über die Öffnungsgrößen die damit verbundenen konstruktiven Details. Aus der Lastabtragung über flächenhafte (Wände, Decken) und punktförmige (Stützen, Pfeiler) Elemente und deren Verbundwirkung lässt sich eine Klassifikation der Bauweisen ableiten, aus denen die damit zu gestaltenden Raumgefüge resultieren:

  • Schachtel-
  • Schotten- und
  • Scheibenbauweise.
Die Schachtelbauweise ist ein System aneinander gefügter, allseitig geschlossener Räume, deren Verbindungen unter sich und nach außen nur in Einzelöffnungen bestehen – eine geschlossen wirkende Hausform, bei der alle Wände gleichmäßig belastet werden. Öffnungen in tragenden Wänden, die Spannweiten der Decken wie auch die Möglichkeiten der Grundrissgestaltung sind begrenzt. Kombinationen mit anderen Bauweisen erweitern das mauerwerksgerechte Konstruktions- und Gestaltungsspektrum. Die Schachtelbauweise gilt als die logische und konsequente Entwicklung im Mauerwerksbau, sie nutzt dessen Möglichkeiten optimal aus.

In der Schottenbauweise werden die lastabtragenden Wände parallel zueinander addiert: eine gleichmäßige Reihung flächenhafter Tragelemente, die über den Deckenverbund stabilisiert wird. Zur Aussteifung werden außerdem Wände und Pfeiler in Querrichtung zu den Schotten hinzugezogen. Die Raumgestaltung wird beschränkt durch die Spannweiten der (meist einachsig gespannten) Decken.

Die Scheibenbauweise ermöglicht eine freie Stellung von Wänden unter den die Scheiben verbindenden Decken (horizontale Scheiben). Die räumliche Gestaltungsfreiheit ist groß, Voraussetzung ist allerdings besagte horizontale Kraftübertragung – eine konstruktive Einschränkung für das Mauerwerk, da bei der freien Disposition von Wandscheiben Probleme bei der Kantenpressung an den Stirnpunkten von Wänden und Pfeilern auftreten, eben überall da, wo konzentriert Lasten aus dem horizontalen Tragwerk abgeleitet werden.

Für die Bauweisen gibt es eine Reihe von typologischen Beispielen in der Baugeschichte. Heute werden die tragenden Elemente im Mauerwerksbau oft miteinander gemischt, um die Gestaltungsvielfalt mit einfachen und kostengünstigen statischen Lösungen zu verbinden.

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