Theater La Comédie de Béthune

Lackierte, glänzende und matte Fassadenoberflächen in intensiven Farben

Rund 26.000 Einwohner leben in der französischen Gemeinde Béthune, die sich südöstlich von Calais befindet. Seit den 1980er Jahren wird in dieser von Krisen behafteten Region die Kultur besonders gefördert, so auch mit dem Wettbewerb für den Neubau des Theaters La Comédie De Bethune, aus dem das Team von Manuelle Gautrand Architecture im Jahr 1992 erfolgreich hervorging.

Im Zuge der Renovierung des Theaters wurde die Fassade des Kinos La Palace mit rotem Lack überzogen
Die neue Fassade besteht aus längsgeriffelten, rhombusförmigen Metallpaneelen in glänzendem und mattem Schwarz
Das Theater nach dem Abriss des Eckgebäudes, noch ist die Fassade des alten Kinos klar zu erkennen

Auf dem Baugrundstück stand damals das Kino Le Palace aus den 1930er Jahren, dessen Hauptfassade die Architekten später in die Kubatur des Neubaus integrierten. Das gewünschte Raumprogramm ließ sich zu jenem Zeitpunkt allerdings nicht vollständig realisieren, da der dafür notwendige Abriss eines bestehenden Eckgebäudes nicht möglich war. Der Wettbewerbsentwurf von Manuelle Gautrand sah daher vor, den Hauptteil des Raumprogramms (Theatersaal mit Lobby, Nebenräumen und Verwaltung) in einem ersten Baukörper unterzubringen, der sich s-förmig um das bestehende Eckgebäude legt. Der verbleibende Probesaal mit weiteren Betriebsräumen war so angeordnet, dass er zu einem späteren Zeitpunkt errichtet werden konnte.

Im Jahr 1994 wurde das Theater als teilweise abgerundet geformtes Volumen mit einer matt glänzenden, dunkelroten Fassade fertiggestellt. Als 15 Jahre später schließlich das Eckgebäude abgerissen werden konnte, lobten die Bauherren einen weiteren Wettbewerb für den Erweiterungsbau des Theaters aus. Das Team von Manuelle Gautrand konnte auch hier überzeugen und realisierte 2014 den Neubau zusammen mit der Renovierung des Theaters.

Die Architekten schufen einen dreigeschossigen, streng geometrischen Baukörper, der die Ecke zwischen dem Boulevard Victor Hugo und der Rue de 11 Novembre schließt und den lang gewünschten Probesaal beherbergt. Sowohl vom Boulevard als auch von der Straße führen Zugänge in die im Grundriss u-förmige Lobby. Sie nimmt mehrere Bars und Cafés auf, legt sich um den neuen Probensaal und schafft eine enge Verbindung zwischen den Räumen beider Gebäudeteile. Ab dem zweiten Obergeschoss befinden sich weitere Büros über dem Probensaal, mit Anbindung an die Verwaltungsräume des Theaterbestandbaus.
Auf Wunsch des Bauherrn sollte das Theater nach zwanzig Jahren nicht einfach weitergebaut, sondern um einen zeitgenössischen Erweiterungsbau ergänzt werden. Die Architekten setzten dem Bestand deshalb ein schwarzes, quaderförmiges Gebäude entgegen. Die intensiven Farben der Gebäudehüllen setzen sich im Innenraum fort und werden durch die strahlend weißen Möbel und Pendelleuchten der Bars ergänzt.

Fassade
Die Kubatur des 1994 errichteten Theaters sollte durch das warme dunkle Rot besonders betont werden. Die Architekten ließen dazu den Betonbaukörper mit einem matt glänzenden Lack überziehen. Die Farbe wählten sie als zeitlose Referenz an das Theater und an die rötlichen Backsteinfassaden des Nordens. Um die Fassade zu gliedern, entwickelten sie ein grafisches Muster, das einen Backsteinfries aus schwarz glänzendem Stein stilisiert und mit einer Schablone vom Boden bis zum Dach aufgetragen wurde.

Im Zuge der Renovierung des Theaters erfolgte eine Ertüchtigung des Innenraums im Hinblick auf sicherheitstechnische Erfordernisse. Gleichzeitig wurde die erhaltene Fassade des Kinos Le Palace mit rotem Lack überzogen, um das Theater gegenüber dem Erweiterungsbau als Einheit zu definieren. Die Entstehungszeit des Kinos bleibt dabei weiterhin ablesbar.

Die neue schwarze Metallfassade bildet einen starken Gegensatz zur Hülle des Theaters, ist aber gleichzeitig mit ihr verbunden: Das grafische Muster auf der roten Fassade setzt sich in der Rhombusform der Metallpaneele fort. Diese verfügen über längsgeriffelte, glänzende und matte Oberflächen, was einerseits die Rhombusform besonders hervorhebt und andererseits die Assoziation an ein Gewebe hervorruft. Mit wechselndem Lichteinfall zeigen die Paneele verschiedene Helligkeitsgrade, wobei das Schwarz bisweilen fast Weiß wirkt. Theater und Erweiterungsbau fügen sich optisch und funktional zu einem Bauwerk zusammen, das sich unbedingt für die gewünschte Nutzung als nationales Dramatheater eignet. -cr

Bautafel

Architekten: Manuelle Gautrand Architecture, Paris
Projektbeteiligte: Khephren Ingénierie, Arcueil Cedex (Tragwerksplanung; Jean-Paul Lamoureux, Paris (Raumakustik); Bati-Scène, Nantes (Bühnendesign)
Bauherr: Communauté d’agglomeration de Bethune (Artois Comm)
Fertigstellung: 2014
Standort: 260 Boulevard Victor Hugo, Corner rue du 11 Novembre, Béthune
Bildnachweis: Philippe Ruaul, Paris; Luc Boegly, Paris

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Materialien

Aluminium

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Fassadenarten

Vorgehängte hinterlüftete Fassaden (VHF)

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