Temporäre Einhausung für Mackintoshs Hill House

Vorschlag zur langfristigen Denkmalsanierung

Christo und Jean-Claude hüllten das gesamte Reichstagsgebäude in Berlin in aluminiumbedampftes Gewebe, Fassadenrenovierungen machen das Vorhängen eines – oftmals grünen – Netzes als Auffang- und Staubschutz notwendig. Gleichermaßen künstlerisch und denkmalpflegerisch motiviert ist der vom Büro Carmody Groarke stammende Entwurf einer temporären, transparenten und begehbaren Einhausung für das Hill House in Helensburgh. Die Villa bei Glasgow zählt zu den Hauptwerken des schottischen Architekten Charles Rennie Mackintosh. Das zweigeschossige Haus mit ausgebautem Dachgeschoss weist eine für Mackintosh typische Verbindung von Rationalem und Expressivem auf und vereint Elemente traditioneller schottischer Architektur mit konsequent modernen Details. Es wurde 1902 bis 1904 als Familienwohnhaus für den Glasgower Verleger Walter Blackie errichtet und ist heute im Besitz der gemeinnützigen Stiftung National Trust for Scotland (NTS).

Damit der durchfeuchtete Bau langsam austrocknen kann, entwarfen Carmody Groarke eine durchlässige Einhausung
Die temporäre Struktur soll das Denkmal vor weiterer witterungsbedingter Zerstörung bewahren, gleichzeitig aber seine Sichtbarkeit in der Landschaft erhalten
Besucher können den Fortgang der Sanierungsarbeiten verfolgen und das Gebäude aus völlig neuen Perspektiven zu erleben

Abgesehen von einzelnen Sandsteinfensterfaschen hat es eine ornamentlose, flächig verputzte Fassade. Das in der höchsten Kategorie der Denkmalliste aufgenommene Gebäude ist ernsthaft gefährdet. Der Rauputz unterscheidet sich vom traditionellen, lehmhaltigen, wetterbeständigen Harl, der auch an vielen schottischen Schlössern zu finden ist. Macintosh verwendete stattdessen einen seinerzeit neu auf den Markt gekommenen Putz auf Portlandzementbasis. Dieser ist härter, rissanfälliger und hält Wasser länger zurück. Feuchtigkeitsprobleme bestehen daher schon seit der Bauzeit, haben sich aber über Jahrzehnte verstärkt. Inzwischen weist der Sandstein unter dem steinsichtigen Zementputz erhebliche Schäden auf. Laut National-Trust-Präsident Neil Oliver stehe das Denkmal in Gefahr, sich „wie Aspirin im Wasser“ aufzulösen.

Der NTS hatte deshalb nach Lösungen für eine temporäre Einhausung gesucht und schließlich das Londoner Büro Carmody Groarke hierfür beauftragt. Die Entwürfe zeigen eine Metallkonstruktion, die gleich einem Baugerüst Stege trägt, davor eine filigrane, durchlässige Membran und über allem ein flaches Profilblech-Satteldach. Die transparente zweite Hülle lässt das Denkmal sichtbar bleiben. Die Struktur soll Schutz vor weiterer Durchfeuchtung und eine langsame Austrocknung gewährleisten, während man Zeit gewinnt, um eine nachhaltige Restaurierungslösung zu entwickeln. Die für die Einhausung erforderlichen Mittel von 4,5 Millionen Pfund werden derzeit eingeworben. Geplanter Realisierungsbeginn ist Juni 2018 – im 150. Geburtsjahr Macintoshs.

Besucher können dann von der temporären Struktur aus den Fortgang der auf zwölf Jahre anberaumten Sanierungsarbeiten verfolgen, so der Plan. Ihnen soll die Möglichkeit geboten werden, das Gebäude über die Stege, Brücken und Treppen bis zur Dachebene aus völlig neuen Perspektiven zu erleben und die konservatorischen Arbeiten zu kommentieren. Die Architekten sprechen daher auch von einem temporären Museum.

Carmody Groarke, London, www.carmodygroarke.com

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Gestalterische, bauphysikalische und mechanische Anforderungen bestimmen die Konzeption der Fassade

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Grundlagen

Anforderungen an Fassaden

Tragwerksraster, Ausbauraster und Fassadenraster können anhand der Außenwände erkennbar sein und so einen Eindruck vom Inneren des Gebäudes vermitteln.

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