Technologiezentrum Techbase in Regensburg

Hybridkonzept kombiniert Wärmepumpe, Eisspeicher, BHKW und Brennwertkessel

Es sind nicht nur große Metropolen wie Berlin oder München, die Unternehmensgründern eine Heimat bieten. Auch Regensburg hat sich zu einem beliebten Ort für Start-Ups entwickelt. Die bayerische Stadt ist Sitz zahlreicher Technologiefirmen und fördert aktiv die Ansiedlung junger Unternehmen aus sogenannten Zukunftsbranchen. So wie die Firma R-Tech. Das Tochterunternehmen der Stadt Regensburg hat in unmittelbarer Nähe zum Hochschul- und Universitätscampus das Technologiezentrum Techbase realisiert. Auf 12.900 Quadratmetern Nutzfläche bietet es Gründern Büro- und Laborräume mit moderner Infrastruktur zu attraktiven Mietkonditionen.

Im ersten Bauabschnitt wurde ein vier- bis siebengeschossiger Baukörper über einer zweigeschossigen Tiefgarage realisiert (links); im zweiten Bauabschnitt kamen Labor- und Forschungsräume hinzu (rechts)
Das Gründerzentrum bildet den städtebaulichen Auftakt für ein neues Technologiequartier in Regensburg
Durch einen Höhensprung im Gelände konnte das zweite Tiefgaragenuntergeschoss nach Osten hin eingeschossig mit einer Versuchshalle und Laborräumen überbaut werden – daran schließt sich als dreigeschossiger Baukörper ein Forschungsgebäude an

Das Gebäude, das auf einem Entwurf des Münchner Architekturbüros Nickl & Partner basiert, bildet den Auftakt für ein neues Technologiequartier, das dem starken wirtschaftlichen Potenzial Regensburgs eine städtebauliche Entsprechung bieten soll. Über einer zweigeschossigen Tiefgarage erhebt sich ein siebengeschossiger Bürotrakt, der sich mit seinem Hochpunkt zur neuen Haupterschließungsachse des Areals hin orientiert und von weitem sichtbar ist. Zur benachbarten Wohnbebauung im Norden fällt die Gebäudehöhe mit nur vier Stockwerken deutlich niedriger aus.

Durch einen Höhensprung im Gelände konnte das zweite Untergeschoss nach Osten hin eingeschossig mit einer Versuchshalle und Laborräumen überbaut werden. Daran schließt sich als dreigeschossiger Baukörper ein Forschungsgebäude an, das temporären Forscherteams zur Verfügung steht. Um die Bauzeit zu verkürzen und Kollisionspunkte mit der Trassenführung der Haustechnik zu minimieren, wurde das Technologiezentrum weitestgehend als Stahlbetonskelettbau mit punktgestützten, unterzugsfreien Stahlbetonflachdecken konstruiert.

In der Fassade dominieren bodentiefe Fenster, die helle, lichtdurchflutete Büroräume schaffen. Der höhere Gebäudebereich umschließt einen begrünten Innenhof. Im Parterre des siebengeschossigen Baukörpers befinden sich Foyerflächen, Seminarräume und eine Cafeteria. Darüber liegen die Büros des Gründerzentrums. Bauherr und Planer legten Wert auf kurze Wege und gute Kommunikation. Entsprechend besitzt jedes Stockwerk geräumige Teeküchen und Meeting-Points für den raschen Ideenaustausch. Der Innenbereich und die Ausstattung sind in hellen Farben gehalten, verbunden mit klarer Formensprache. Grau-, Weiß- und Grüntöne schaffen eine frische und angenehme Arbeitsatmosphäre.

Heizung

Aus der Nutzung des Gebäudes als Innovations- und Technologiezentrum ergab sich für die Projektbeteiligten der Anspruch, auch in punkto Gebäudetechnik ein besonders fortschrittliches und energieeffizientes Konzept zu entwickeln. Beheizt wird der Bau durch das Zusammenspiel einer Sole/Wasser-Wärmepumpe, eines erdgasbetriebenen Blockheizkraftwerks (BHKW), eines Gasbrennwertkessels, mehrerer Pufferspeicher und des größten hierzulande eingesetzten Eisspeichers. Das ambitionierte Energieversorgungssystem des Gebäudes ist in dieser Form bisher einzigartig in Deutschland.

Zentraler Wärmelieferant in der kalten Jahreszeit ist die Sole/Wasser-Wärmepumpe, die auf den 1.500 Kubikmeter großen Eisspeicher als Wärmequelle zurückgreift. Der im Erdreich neben dem Gebäude vergrabene Betonspeicher ist mit Wasser gefüllt, das durch solare Strahlungswärme auf ein höheres Temperaturniveau gebracht wird. Über einen Wärmeübertrager entzieht die Wärmepumpe die Energie zum Heizen und zur Trinkwassererwärmung bis sich der Eisspeicher am Ende der Heizperiode so stark abkühlt, dass er vereist. Der Phasenwechsel von Wasser zu Eis bringt einen zusätzlichen Energiegewinn.

Die Wärme wird im Gebäude per Bauteilaktivierung mit wassergefüllten Rohrregistern verteilt, die in die Stahlbetondecken integriert ist. Durch ihre niedrigen Systemtemperaturen schafft sie den Grundstein für einen effizienten Betrieb der Wärmepumpe. Neben einem komfortablen Raumklima punktet diese Lösung mit niedrigen Betriebskosten. Wird an kalten Tagen besonders viel Heizwärme benötigt, schaltet sich der Gasbrennwertkessel zu. Das BHKW speist ebenfalls in die Wärmeversorgung ein und wird wärmegeführt betrieben. Als Nebenprodukt fällt eigenproduzierter Strom an, der im Gebäude verbraucht werden kann.

Ist der Eisspeicher zu Beginn der wärmeren Jahreszeit nahezu durchgefroren, wird er in Verbindung mit der Bauteilaktivierung zur Gebäudekühlung eingesetzt. Die abgeführte Wärme aus den zu kühlenden Räumen taut ihn nach und nach wieder auf und der Kreislauf beginnt von vorne. Zusätzliche Kälte liefert eine Absorptionskältemaschine, die durch die Abwärme des BHWK angetrieben wird.

Virtuelle Tour

Die Firma Media Square, die ihren Sitz im Technologiezentrum Techbase hat, entwickelte die Software Viewer, mit der sich Fotos auf Webseiten interaktiv miteinander verknüpfen und sich Gebäude virtuell begehen lassen. Auch weiterführende Bild- und Textinformationen könnten integriert werden. Das Unternehmen bietet auf seinen Webseiten eine virtuelle Tour durch das Gebäude (siehe Surftipps).

Bautafel

Architekten: Nickl & Partner Architekten, München
Projektbeteiligte: Dr. Kreutz + Partner, Nürnberg (Tragwerksplanung); Seidl & Partner Gesamtplanung, Regensburg (Technische Gebäudeausrüstung)
Bauherr: R-Tech, Regensburg
Fertigstellung: 2016
Standort: Franz-Mayer-Str. 1, 93053 Regensburg
Bildnachweis: Peter Huck, Regensburg; Seidl & Partner Gesamtplanung, Regensburg

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